(habe mich bemüht alles spoilerfrei zu schreiben)
So darf mich jetzt auch endlich zur Witcher Gilde zählen, zumindest habe ich die erste Staffel vollendet.
Und ich kann mich den meisten positiven und kritischen Stiimmen hier anschließen. Mein Vorteil, aber auch Nachteil ist sicherlich, dass ich weder die Bücher noch die Spiele kenne.
Vorteil, weil ich somit keine bestimmte Erwartungshaltung hatte und mich daher komplett unbefangen auf die Serie einlassen konnte.
Nachteil, weil das Storytelling nicht gerade exquisit ist und ich daher sehr oft ziemlich verwirrt war. Aber der Reihe nach...
Insgesamt war ich positiv überrascht von der Serie, die gar nicht erst versucht in die übergroßen Fußstapfen von GoT zu treten, sondern großteils eigene Wege geht. Insbesondere der märchenhafte Touch hat mir sehr gut gefallen. Da ich tschechische Verwandten habe und daher die hier bereits genannten tschechischen Märchen quasi als Kind und Jugendlicher hautnah in Tschechien erlebt habe, weiß ich diesen märchenhaften Charme sehr zu schätzen und sehe ihn daher sehr positiv.
Sehr gefallen haben mit großteils auch das Design generell. Manch Mal wirkten es etwas zu sauber, das stimmt, da fehlte es noch etwas an der Detailverliebtheit. Auch von den Schauspielern war ich sehr angetan, besonders Anya Chalotra ist meiner Meinung nach eine echte Entdeckung. Man nimmt ihr das freche Ding einfach komplett ab!
Dann die Geschichten, die mich teilweise nicht nur an Märchen, sondern eben auch (der Apfel fällt nicht weit vom Stamm) an Videospiele erinnert haben. Hier ein Sidequest, dort ein Sidequest und unbemerkt wird nebenbei die Hauptgeschichte vorangetrieben. Das kann man auch kritisch sehen, klar, aber ich fand es erfrischend.
Einer der größten Pluspunkte war für mich aber die Musik. Hier im Forum wurde geschrieben, man fühlte sich wie auf einem LARP und was kann es musikalisch für ein schöneres Kompliment geben, als dieses. Die Musik war wirklich bezaubernd, hypnotisch und wurde gekonnt eingesetzt.
Auch die mit der Kamera eingefangenen Bilder waren sehr kreativ und haben die Stimmung perfekt unterstrichen.
Aber wo Licht ist ist auch Schatten...
Am meisten hat mich sicherlich das Storytelling frustriert. Großteils hatte ich nicht das Gefühl ich folge der Serie und der Geschichte, sondern renne ahnungslos der Geschichte hinterher. Hier hat man dem Zuchauer etwas zu viel zugemutet und offenbar auch Vorwissen eingefordert.
Ok, man kann das auch positiv sagen, in dem man sich dieser Herausforderung stellt und akzeptiert, dass diese Serie es dem Zuschauer eben nicht zu einfach macht und daher Einarbeitung erfordert. Kann man so sehen, allerdings sollte man damit nicht entschuldigen, dass das Storytelling teilweise dennoch dilettantisch ist. Das zeigt bereits - und das wurde hier auch schon erwähnt - die Entwicklung von Anya Chalotra in Laufe der Geschichte, das war wirklich viel zu schnell. Ich habe mich teilweise gefragt, ob ich nicht 2-3 Folgen verpasst habe, da ich diese Entwicklung teilweise gar nicht nachvollziehen konnte und mir daher auch einige Verhaltensweisen schlicht falsch vorkamen. Das war leider nicht besonders überzeugend und zeigt, dass Lauren Schmidt Hissrich leider noch einige Defizite hat, die auch mit einer linearen Erzählweise nicht zwingend auskuriert sein müssen. Zum Glück ist die Entwicklung des Witchers selbst relativ überschaubar gewesen, weshalb es hier zwar stimmig ist, dieser Charakter was seine Ursprungsgeschichte angeht, aber auch etwas blass geblieben ist.
Und wenn man schon Kritik auffährt, muss man natürlich auch den Barden nennen. Und nein, ich finde die Idee eigentlich sehr amüsant, aber schauspielerisch war das nicht überzeugend für mich. Um es kurz zu sagen, die haben einen Schmendrick light mit ganz ganz schwachen Schauspielkünsten engagiert, zumindest kommt er mir nicht ausreichend ausgefallen rüber.
Etwas enttäuschend waren für mich auch die Drachen, da hätte ich irgendwie schon rein vom Design her etwas mehr erwartet, aber das war eher eine Ausnahme.
Insgesamt freue ich mich auf die zweite Staffel und hoffe, dass Lauren Schmidt Hissrich sich zum einen die Kritik der Fans zu Herzen nimmt und sich z.A. vielleicht auch noch etwas Unterstützung an die Seite holt. In einigen Dingen wirkte die Serie doch etwas - und ich glaube das war das als Fazit meistgenutzte Wort - holprig.