Okay, dann versuchen wir das mal zu ordnen.
Im Grunde war das Ende von Teil 4 perfekt, da sich ein Kreis schloss. Das Stallone selbst nicht so ganz wusste, was der richtige Weg ist, um das Franchise fortzusetzen, wird ja alleine schon daran deutlich, dass er verschiedene Ideen ankündigte, die in völlig unterschiedliche Richtungen gingen, bevor er dann doch seinen Abschied von der Rolle ankündigte. Warum er sich dann doch anders entschied, und auf die ursprüngliche Idee einer mexikanischen Menschenhändlerbande setzte, hat sicherlich einige interessante Gründe, soll dabei an dieser Stelle jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Die Unentschlossenheit ist jedoch ein Kernproblem von RAMBO 5 – denn er fühlt sich nur bedingt wie ein „echter“ Rambo-Streifen an und würde auch problemlos als alleinstehender Actionfilm funktionieren. Vielleicht hätte er als klassischer Revenge-Streifen sogar besser funktioniert, da man auf den „Ballast“ der Figur und der Reihe keine Rücksicht hätte nehmen müssen.
Der Film besteht dabei im Grunde aus zwei Hälften: Einmal eher das ruhige „Drama“, das nur durch einige Gewaltspitzen unterbrochen wird. Und zum anderen das knüppelharte Finale. Diese Elemente passen jedoch nicht komplett zusammen, weil RAMBO 5 inhaltlich und dramaturgisch zu schlicht und simpel ist. Die erste Hälfte ist alles andere als langweilig – auch wenn man das immer wieder liest – sondern nötig und wichtig, allerdings leider zu kurz. Man würde gerne mehr von dem heimkehrenden Wrack sehen und beobachten, wie er sich in den letzten Jahren „erholte“, ohne jemals wirklich anzukommen. Da hätte es mehr Zeit benötigt, um das Gerüst etwas stabiler aufzustellen. Doch all das wird nur angedeutet, man gönnt den Figuren keine Entwicklung, sondern „hetzt“ sie durch die vorhersehbare Story, um den Fans das zu geben, was sie wollen. In der Hinsicht wurde da eine Chance vertan, weil die Story das grundsätzlich hergab.
Das Finale als hart zu bezeichnen, ist untertrieben. Da die Kills eher im 1:1 Modus umgesetzt wurden, und Rambo nicht wie in Teil 4 ganze Heerscharen von Gegnern auf einmal erledigt, wirkt der Film noch einmal eine Spur heftiger als der auch nicht zimperliche Vorgänger. Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Ding so auf DVD/BD erscheint. Subjektiv betrachtet ist er mir bisweilen sogar zu hart. Gewalt als Selbstzweck ist im Genre normal und für mich auch kein Problem, aber man kann schon den Eindruck bekommen, dass man hier ganz bewusst an der Gewaltschraube drehte, um die Fans zufriedenzustellen und von anderen Dingen abzulenken.
Soviel zu den Problemen.
Unabhängig davon funktioniert der Film als simpler Reißer wunderbar. Natürlich sind die Bösewichter eindimensional, aber bei aller Liebe: Das waren Rambos Gegenspieler in allen Fortsetzungen auch. Wer nun eine gänzlich andere Ausrichtung erwartet hat, kann und darf enttäuscht sein, hätte aber bereits nach den Trailern Bescheid wissen müssen. Sie funktionieren als hassenswerte Gegenspieler, und mehr sollen sie auch nicht sein.
Politische Einflüsse a´la Pro-Trump sind ebenfalls herbeifantasiert und wirklich nur dann relevant, wenn man es so sehen will. Natürlich sind die Mexikaner hier die „Leidtragenden“, aber in Teil 2+3 waren es eben die Russen, in Teil 4 burmesische Soldaten. In anderen Actionfilmen waren es Japaner, Russen, Vietnamesen …. sucht euch was aus. Das ist natürlich grundsätzlich diskutabel, aber jetzt eine Nähe zu Trump zu suchen, muss echt nicht sein. Dass es jetzt ausgerechnet Mexiko traf, liegt einfach in der Story begründet, nicht mehr, nicht weniger. Dieses Pro-Trump ist in meinen Augen ehrlich gesagt auch nicht mehr diskutabel; das ist dann gewollt und wird instrumentalisiert.
Die Actionszenen sind gut und temporeich inszeniert. Die teilweise kritisierten schnellen Schnitte rühren überwiegend aus der begrenzten Location her, da eine eher statische Kameraführung in diesem Fall auch recht behäbig wirken kann. Zudem ist es auch Stallones Alter angemessen, da er mit 73 Jahren lange Action-Sequenzen nicht mehr glaubwürdig darstellen kann und sollte.
Man darf jetzt aber kein Spektakel erwarten, im Gesamtpaket ist das als „Blockbuster“ eher ein kleiner Film, wobei er trotzdem aufwändiger wirkt, als ich vor einigen Monaten noch dachte.
Dazu ist er erfreulich ernst und wird nicht durch Sprüche oder Ironie aufgelockert. Das gibt es ja heute kaum noch.
Ja, es gibt CGI. Und wie immer bekommt Millennium es nicht hin. Das ist deutlich unter Durchschnitt, aber es wird jetzt nicht so inflationär eingesetzt, dass es wirklich stört, auch wenn es nicht sein muss.
Neben der zwar simplen aber funktionierenden Rachestory und den gut umgesetzten, harten Actionszenen ist es jedoch vor allem Stallone, der den Film trägt und prägt. Trotz seines Alters ist er in den – zugegeben auch clever aufgebauten – Actionszenen absolut präsent und glaubwürdig. Dazu ringt er der Figur tatsächlich neue Facetten ab, und transportiert den Zorn und die Enttäuschung seiner Paraderolle darstellerisch absolut glänzend und vielschichtig. Ein Grund mehr, warum man ihm gerne mehr Zeit hätte geben sollen, um Rambo noch weiter zu entwickeln. Den Rest wuppt er mit seinem nach wie vor ungebrochenen Charisma und seiner Leinwandpräsenz. Grandiose Darstellung und besser als sein Auftritt in CREED 2, wo er auch schon toll war.
Ein Wort zur Synchro: Danneberg ist nach wie vor nicht zu ersetzen, doch Prochnow wirkt als Rambo passender als noch als Rocky Balboa. Nicht ideal, aber hinnehmbar.
Fazit
Solider Action-Reißer, der seine Schwächen durch seine Kompromisslosigkeit und einem überragenden Stallone zumeist überspielen kann.
7/10