BG Kritik: „Avatar – Die Legende von Aang“ 10 Jahre später
Fast auf den Tag genau 10 Jahre ist es nun her, dass M. Night Shyamalans Filmadaption der beliebten Nickeloden TV-Serie AVATAR: HERR DER ELEMENTE der Weltöffentlichkeit vorgeführt wurde. Und was sich durch Bilder, Trailer und Vorabberichte bereits angekündigt hatte, sollte sich in den Wochen danach bestätigen: der Film war ein Flop, eine Enttäuschung, in den Augen vieler Fans eine regelrechte Schande. 10 Jahre ist das her. Zeit also, sich einem der gewaltigsten und schwerwiegendsten Popkulturfehlschläge noch einmal zu nähern.
Die Legende von Aang
(Originaltitel: The Last Airbender | USA 2010)
Regie: M Night Shyamalan
Darsteller: Noah Ringer, Dev Patel, Nicola Peltz, Jackson Rathbone u.a.
Der Anfang einer neuen Young Adult Fantasy Trilogie? Oder ein Flop, der eine Regie-Karriere begräbt? Heute, gut zehn Jahre später, wissen wir, dass M. Night Shyamalans Frontalflop keins von beiden wirklich war. Was ist dieser Film also, abgesehen von einer versuchten Filmadaption der erfolgreichen Nickelodeon Serie um einen jungen Auserwählten, der die Welt vor der großen Zerstörung bewahren soll? Es ist hilfreich, sich THE LAST AIRBENDER über seine Zweckmäßigkeit für das Studio und die Produzenten zu nähern. Aus dem durch HERR DER RINGE und HARRY POTTER ausgelösten Fantasy-Boom der frühen 2000er, der vergleichbare Adaptionskatastrophen wie ERAGON hervorgebracht hatte, ging der Young Adult Trend hervor, der von TWILIGHT bis HUNGER GAMES alles abdeckte, aber eine etwas andere Beziehung zu Genres hatte. DIE LEGENDE VON AANG ist in seinen Figuren zu jung und in seiner Aufmachung zu sehr Fantasy, um so wirklich in den YA-Trend zu passen. Die Grenzen dieser Kategorien sind ohnehin schwammig oder fließend, doch der Fantasy Trend war 2010 tendenziell schon wieder auf dem absteigenden Ast, nur noch am Leben gehalten durch Potter, der deutlich stärker YA-verbunden ist als z.B. DER HERR DER RINGE. So gesehen war dieser Film schlicht ein paar Jahre zu spät. Andererseits kann DIE LEGENDE VON AANG auch einfach nur ein Franchise sein, eine IP (Intellectual Property), wie man im Business Speak sagt und wie es seit vielen Jahren viele Studios vormachen. Es war eine gefeierte TV-Serie mit eingebauter Fangruppe, die man bei einer Filmadaption als automatisch „im Sack“ betrachtete. Ka-tsching und so.
Schlechter Service für Fans
Doch was genau macht dieser Film mit seiner Vorlage und mit seinen einkalkulierten Fans? THE LAST AIRBENDER beginnt mit einem haltlosen Versprechen. Das Intro, welches durch Halbschattenkrieger die vier Bändigerelemente vorstellt, ist eine versucht deckungsgleiche Kopie der Serie. Diese abstrakten Momente so direkt für die Kinofilmadaption zu übernehmen, ist ein Statement. Es suggeriert Vertrautheit und soll Vertrauen in die Filmemacher stärken. Es ist ein irritierendes Statement angesichts dessen, was darauf folgen wird und wie „nah“ es noch an der TV-Serie ist. Wo diese Momente in der Serie zur von Katara gesprochenen Einführung in die Welt, die Bedrohung und die Figuren überging, begnügt sich der Film mit einem öden Fließtext, den Katara zwar vorliest, der aber nicht einmal versucht, die Wirkung eines Star Wars Films zu erzielen, geschweige denn wohlige Erinnerungen an die Serie. Das alles zudem, ohne eine echte Variation der (zumindest im Englischen) überaus populären Zeile „Everything changed when the Fire Nation attacked“ zu bringen. Und noch ein Detail dieses Intros trägt Symbolcharakter für das Scheitern des Films, allerdings erst rückblickend: Wasser, Erde, Feuer und Luft werden gebändigt und in ihrer Wirkung demonstriert. Hier noch kann ein einzelner Erdbändiger einen mittelgroßen Brocken durch wenige Bewegungen allein beherrschen. Und der Feuerbändiger braucht keine Quellflamme, um sein Feuer einmal hin und her schnappen zu lassen. Im folgenden Film wird Erd- und Feuerbändigen ein wenig anders aussehen. Warum auch immer.
Um fair zu sein: Regisseur, Drehbuchautor und Produzent M. Night Shyamalan hat sich zumindest etwas dabei gedacht, als er ein Grundprinzip des Bändigens und der Serie entscheidend veränderte. Feuerbändiger brauchen nun eine Quellflamme, okay. Wenn ein bestimmter Feuerbändiger gegen Ende dann das Unmögliche vollbringt und eine Feuersbrunst aus dem Nichts erschafft, ist auch das ein Statement. Das kann man so machen, doch aus welchem Grund und auf welche Kosten? Der erwähnte Moment zeigt eine in diesem Film bisher eher unscheinbare Figur in neuem Licht, sowohl in Sachen Bändigerkräfte als auch als ein Mann, der zwar auf der Seite der Bösen steht, der aber offenbar moralische Grenzen und Prinzipien kennt. Beide diese Aspekte hätte man nur zu leicht darstellen können, ohne der Feuernation ein Grundprinzip ihrer zerstörerischen Macht und damit verbundenen Eroberungsphilosophie zu nehmen. Erschaffung und Beherrschung des Feuers sind Kernaspekte im Selbstverständnis der Feuernation.
Veränderungen sind nicht grundsätzlich schlimm. Sie sind unvermeidlich, will man 20×22 Minuten der ersten Staffel einer animierten TV-Serie in einen Realfilm fürs Kino verwandeln. Doch manche Veränderungen lassen Fragen aufkommen, was die Verantwortlichen hier beabsichtigen, sähen Zweifel, ob sie dieselbe Vorlage gesehen haben wie wir. Nehmen wir die vier Hauptfiguren: der verstoßene Prinz Zuko ist als stets wütender und um seine Ehre bemühter Widersacher halbwegs greifbar. Dev Patel spielt ihn eher brodelnd und verbittert, mit nur wenigen der eigentlich so markanten Wutausbrüche, doch in vereinfachter und leicht veränderter Form ist Zuko noch erkennbar. Damit hat es ihn von den vier Hauptfiguren noch am besten erwischt. Film-Katara hat keine nennenswerten Charakterzüge, auch da Shyamalan in Script und Regie regelmäßig Facetten zwischen Katara und ihrem Bruder Sokka hin und her tauscht. Impulsiv oder überlegt? Albern oder beherrscht? Bei den Film-Geschwistern kann man sich nie ganz sicher sein. Die darstellerisch vermutlich eher limitierten Darsteller können ihre Figuren kaum gegen das widersprüchliche Script ausrichten. So wird Katara zu einer nervigen Voice Over Erzählerin, die nach geschlagenen 20 Minuten Spielzeit (und nachdem sie Aangs Namen bereits per VO genannt hat) plump und urplötzlich nach Aangs Namen fragt. Und Sokka? Der gefräßige Möchtegern-Krieger, Maulheld und unterschätzte Taktiker Sokka, der in der TV-Serie reihenweise für die besten Gags zuständig ist (ehe ihm eine vorlaute Erdbändigerin den Rang abläuft)? Sein Film-Pendant ist, nun, es ist, also es ist gar nichts. Und am allerwenigsten ist es der Sokka aus der Serie.
Und dann Aang selbst. Dieser ist in der Serie ein fröhlicher, häufig äußerst alberner Junge, der sich schon von Natur aus gerne amüsiert und der zudem seine Schuldgefühle und Ängste häufig mit spaßigem Eskapismus überdeckt. Als Aang in der Serie aus dem Eisberg plumpst, zu sich kommt und Katara erblickt, schlägt er praktisch mit seinem ersten Atemzug vor, auf Pinguinen Schlitten zu fahren. Ja, auf Pinguinen. Der Aang dieses Films ist gänzlich anders. Es gibt keine spaßigen Albernheiten, kein heiteres Kindsein, keine Rutschpartien, keine Spielereien, keine angeberischen Luftbändigertricks. Nichts. Film-Aang lächelt – nicht lacht, nicht gackert, nicht albert, nur lächelt – keine zehn Mal im gesamten Film. Vielleicht auf den Punkt zehn Mal, wenn man gnädig ist, davon dreimal in Flashbacks zu seiner unbeschwerten Zeit im Lufttempel. Dass weder Appa noch Momo überhaupt als Figuren wahrgenommen werden, geschweige denn eine Persönlichkeit haben, wie sie es sollten, erklärt sich fast von selbst. Diese emotionale Verkrampfung und Humorvermeidung deckt sich dann aber auch mit der bisherigen Filmographie Shyamalans, was einmal mehr zur Frage führt, warum er dieses Projekt übernehmen durfte bzw. wollte.
Die Serienvorlage als Adaptionsherausforderung
Vielleicht hätte man aber auch schon frühzeitig erkennen können, dass 440 Minuten einer nicht gerade langsam erzählten Staffel unmöglich zu einem nicht mal 100 Minuten langen Kinofilm kondensiert werden können … oder sollten. Selbst mit der Laufzeit irgendwo zwischen den HERR DER RINGE Filmen und einem durchschnittlichen POTTER wäre es eine gewaltige Aufgabe geworden. Doch, ja, Shyamalans Film geht nur rund 100 Minuten. Das ist nicht erst nach heutiger Blockbuster-Sicht ein Witz. Angeblich wurden ein paar Szenen entfernt, um für die spät beschlossene 3D-Umwandlung ausreichend Zeit zu gewährleisten. Kürzer Film heißt weniger Arbeit für die 3D-Techniker und ergo weniger Kosten. Viel geändert hätten diese Szenen (u.a. ein flüchtiger Moment mit den Kyoshi Kriegerinnen) aber wohl auch nicht. Und wirklich bedenklich wird die Sache, ruft man sich vor Augen, dass Staffel 1 die vermutlich am einfachsten zu adaptierende der drei Staffeln ist.
Natürlich konnte man sich damals nur an den Kopf fassen und ungläubig fragen, warum dieser Film gewisse Handlungselemente ausgelassen hat, wie man sich allen Ernstes die Kyoshi Kriegerinnen (und damit Suki!), Rebell Jet und Gesichtsdieb Koh entgehen lassen konnte, warum die Bedrohung durch die angekündigte Rückkehr von Sozins Kometen auf eine schnell überhörte Dialogzeile ganz am Ende reduziert wurde. Diese Versäumnisse sind schwer zu erklären und doch ist Staffel 1 im Vergleich noch recht episodisch, mit reichlich Dorf- und Inselhopping und einem ersten Querschnitt durch alle vier Reiche. So wichtig diese Momente innerhalb einer Serienstaffel sind, so leicht könnte man auf die Durchquerung der großen Schlucht, die Besänftigung eines Panda-Geistes oder auf die Wahrsagerin verzichten. Nur zu leicht könnte man das Wiedersehen mit Aangs altem Freund Bumi, inzwischen ein König im Erdkönigreich, auf den zweiten Film verlagern, wenn es generell um dieses Reich und um Erdbändigen geht. Solche „Lücken“ findet man in Staffel 2 wohl kaum, wenn es mit Neuzugang Toph, der neuen Bedrohung durch Prinzessin Azula und ihren Begleiterinnen, mit der Großen Bibliothek, Appas Verschwinden und der ausgedehnten zweiten Hälfte in Ba Sing Se wirklich Schlag auf Schlag geht. Gnade denjenigen, die versuchen, diese Handlungsstränge auf eine durchschnittliche Spielfilmlänge zu kondensieren. Und Staffel 3? Die finale Staffel besteht noch viel deutlicher aus zwei Hälften, beide randvoll. Staffel 3 hätte auf zwei Filme gesplittet werden müssen. Hier wäre dieser einst nervige Trend wirklich mal sinnvoll gewesen. Anders könnte man sich dieser Staffel gar nicht nähern.
Drei Filme waren offiziell geplant. Dieser Film beginnt ganz optimistisch mit der Ankündigung „Book 1 – Water“ und greift damit die „Buch 1, 2 und 3“ Struktur der Serie auf. Und man kann dem Film, dem Script und der generellen Umsetzung einiges vorwerfen, doch ein paar Versuche, kommende Dinge vorzubereiten, wurden tatsächlich unternommen. Oma Kanna (Grangran) erwähnt zu Beginn ein wenig ungelenk ihre alte Freundin Hama, die letzte Wasserbändigerin vom Südlichen Wasserstamm vor Katara. Hama ist, wie wir alle wissen, eine der spannendsten und coolsten Randfiguren in Staffel 3. Widersacher Admiral Zhao erwähnt im Film gleich mehrfach die Große Bibliothek, aus der er die Hinweise über den Mondgott entnommen hat. Die gewaltige Bibliothek unter dem Wüstensand, mit dem großen Wan Shi Tong, ist ein unvergesslicher Schauplatz in Staffel 2. Und legen wir die etwas eigenartige Entscheidung, in der Geisterwelt einen schemenhaften Drachen als Sinngeber zu haben, mal zu Gunsten des Films aus und sehen es als Vorbereitung für den großen Moment um die Feuerbändigermeister in Staffel 3. (Auch wenn es tatsächlich wohl „nur“ eine noch nicht ausformulierte Verbindung zu Avatar Roku war.) Es wurde versucht. Andere, einfachere Möglichkeiten wurden hingegen verschenkt oder wie erwähnt liegen gelassen. In einer Szene bekommt Iroh eine Fußmassage, gefühlt grundlos, statt seinen Tee-Jieper zu unterstreichen oder vielleicht mal eine Partie Pai Sho zu spielen und dabei einen Lotusstein auffällig-unauffällig ins Bewusstsein der Zuschauer zu bringen.
Was kann dieser Film eigentlich?
Es bleibt ehrlich gesagt nicht viel übrig, was diesen von Minute 1 an ungeliebten Film heute noch sehenswert macht. Schon damals fühlte sich die Welt irgendwie klein und nur sporadisch bewohnt an. Dieser Eindruck hat sich nach acht Staffeln GAME OF THRONES nur noch verstärkt. Die Feuernation, die Dörfer des Erdkönigreichs, der majestätische Nordpol? Sie alle wirken kaum bewohnt, mit ein paar Dutzend oder ein paar Hundert Leuten bevölkert, und erscheinen damit noch viel mehr wie Kulissen statt wie lebendige Welten. Größere Bauten, Schlösser und Tempel machen architektonisch immerhin einen durchweg positiven Eindruck. Der Südliche Lufttempel und das Reich des Nördlichen Wasserstamms – ja, das ist immerhin ein Stück weit beeindruckend. Den Örtlichkeiten der Feuernation geht dieser Aspekt allerdings komplett ab, deckt sich aber mit dem inspirationslosen und unerklärlich „offenen“ Umgang mit Feuerlord Ozai. In der Serie über zweieinhalb Staffeln hinweg eine unheimliche Silhouette hinter lodernden Flammen, im Film nur noch irgendein Typ in schnöder Rüstung.
Auch die Action frustriert mehr, als dass sie begeistert. Denn ja, AVATAR: DER HERR DER ELEMENTE war nicht zuletzt auch eine Actionserie, die insbesondere im späteren Verlauf einige mordsmäßig packende und visuell eindrucksvolle Actionszenen zu bieten hatte. Shyamalan, der in seiner vorigen Karriere im Prinzip nicht eine einzige Actionszene inszeniert hatte, entschied sich aus irgendwelchen Gründen für lange Aufnahmen, wenige Schnitte, seltsame Close-Ups, noch immer keine Schnitte und daraus resultierende unfreiwillige Komik. Eine erste Konfrontation des frisch geformten Team Avatars gegen Feuernation-Wachen im Gefangenenlager der Erdnation ist an Lächerlichkeit schwer zu überbieten. Beim Finale kommt dieser unangenehm hüftsteife Film ein wenig aus sich heraus, bietet nicht zuletzt auch immerhin einen netten Musikmoment, doch nichts davon ist ausreichend, um die Fehler der vorigen 80 Minuten zu kitten. Nicht mal ansatzweise.
Das Vermächtnis des Films und die Zukunft bei Netflix
So bleibt nicht nur nicht viel übrig, es bleibt quasi gar nichts übrig, was diesen Film irgendwie rettet. Shyamalan hatte sein eigenes Scheitern irgendwann erkannt und eingesehen, beschrieb, er sei der Herausforderung nicht würdig gewesen. Und sicherlich ist es keineswegs eine leichte Aufgabe, diese so beliebte, qualitativ herausragende und inhaltlich vollgepackte Serie fürs Kino zu adaptieren. Sicherlich hilft es nicht, kurz vor Kinostart Druck vom Studio zu bekommen und den Schnitt ein wenig anpassen zu müssen, um spontan das damals noch recht neue und trendige 3D beizufügen. Ein paar Nuancen des Scheiterns erklären diese Hinweise, doch es sind nur Nuancen. Der Schaden war angerichtet. Es war ein Schaden, der sich gefühlt auch auf die TV-Welt von AVATAR ausgewirkt hatte, mit der Fortsetzungsserie DIE LEGENDE VON KORRA, die von Heimsender Nickelodeon plötzlich und unerklärlicherweise wie ein ungeliebter Verwandter behandelt wurde, mit gedeckeltem Budget, schwankenden Episodenzahlen und einer konfusen Ausstrahlungspolitik.
Das Scheitern dieses Films sollte der Sargnagel für AVATAR als Franchise sein. Und irgendwie ist es schön und beruhigend, eben keinem Multimedia-Konglomerat aus Spin-Offs und Merchandise und Freizeitparks und und und gegenüber zu stehen. Irgendwie ist es ganz nett, dass diese wundervolle Geschichte nie die ganz große Ausschlachtung wie z.B. POTTER erfahren hat. Und doch verdienen sowohl die Serie, ihre Welt und ihre Figuren, als auch die Macher Michael Dante DiMartino und Bryan Konietzko mehr Aufmerksamkeit, mehr Ruhm, mehr Anerkennung. Gefühlt kennen noch immer mehr Leute den Film (oder zumindest seinen Ruf) als die Serie. Erwähnt man im Gespräch, wie sehr man AVATAR mag, muss man (nachdem man betont hat, nicht „die blauen Wesen“ zu meinen) zumeist darauf hinweisen, eben nicht den Kinofilm zu meinen. Und ist dieser Groschen beim Gesprächspartner gefallen, bekommt man nicht selten zu hören: „Ach, diese Kinderserie.“ Ja, eine Kinderserie. Aber das ist STAR WARS auch. Und es steckt strukturell eine Menge STAR WARS in AVATAR. Wenn wir das Eine ernstnehmen, müssen wir das Andere auch ernst nehmen. Denn kaum jemand, der sich einmal durch die drei Staffeln der TV-Serie geschaut hat, dürfte die abwertende „Ach, Kinderserie“ Reduzierung jemals wiederholt haben.
Natürlich Netflix – wie so oft die Experten unerwarteter Auferstehungen – kündigte vor einer Weile an, in direkter Zusammenarbeit mit DiMartino und Konietzko eine Live Action Remakeserie produzieren zu wollen. Vermutlich für irgendwann 2021. Unter Remake kann man vieles verstehen und „Serie“ heißt gerade in Bezug auf geschlossene Episodenhandlungen nicht mehr das, was es Anfang der 2000er noch hieß. Dieses Vorhaben der Remakeserie ist noch immer aktiv. Die einzige wirklich konkrete Aussage ist die Ankündigung, der Vorlage entsprechend ethnisch respektvoll und „bunt“ zu casten, sowohl beim Wasserstamm, bei der Feuernation und allen dazwischen. Das wäre schon mal eine klare Verbesserung zum Film. Und sicherlich ist „Whitewashing“ selbst im konservativen Hollywood mittlerweile derart verpönt, dass man die Vermeidung von „Whitewashing“ inzwischen als Teil der PR behandelt. Und doch wirft das gnadenlos „falsche“ Casting der zehn Jahre alten Filmadaption einen gewissen Schatten voraus, fungiert als Negativbeispiel und Warnung. Auch das – irgendwie – ein Verdienst. Mit den Netflix-üblichen 10 bis 13 Stunden pro Staffel hätte man sogar weitaus mehr Zeit als die Originalserie, könnte Fortsetzungscomics mit einfließen lassen und eine noch stärkere Brücke zu Korra schlagen. Man könnte. Man könnte allerdings auch blind kopieren und nachstellen, durch Budget und Effektbombast überwältigen und im schlimmsten Fall eine neue Version schaffen, die das Original ersetzt, statt darauf aufzubauen. (Es gibt zwei DUMBO Filme und nur einer ist aktuell bei Disney+ zu sehen. Welcher wohl?!) Mit DiMartino und Konietzko am Steuer sollte man eigentlich optimistisch sein. Man sollte. Nur sich darauf verlassen, dass eine aufwändige Neuverfilmung einer herausragenden und beliebten Serie automatisch gelingt, sollte man ebenfalls nicht. Auch das ein Verdienst dieses Films.
Sowohl der Kinofilm als auch die komplette Serie sind aktuell bei Netflix guckbar, die Serie zudem gleichzeitig bei Amazon Prime. Sollte man zu den Glücklichen gehören, seine Erstsichtung der Serie noch vor sich zu haben, ist jetzt der beste Zeitpunkt dafür. Aber man kann die Serie auch mehrfach gucken. Beim wievielten Mal seid ihr? Ich bin ganz frisch mal wieder gestartet und damit vermutlich in der fünften Runde mit Team Avatar. Ist das zu oft? Kann es ein zu oft geben? Wie gehen wir also heute mit diesem Film um? Kann man ihm vielleicht ein Stück weit dankbar sein, dass er die kommerzielle Ausschlachtung der Serie verhindert hat? Und wie gut oder sinnvoll kann die kommende Netflix Serie sein? – Sprechen wir darüber…
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