BG Kritik: „James Bond 04: Feuerball“

17. September 2015, Christian Mester

Bond erholt sich nach einem Auftrag in einem Spa und bekommt dort mit, dass einer der Gäste gleichzeitig tot und aktuell Pilot einer entführten Atombombenladung ist. Nach dem Scheitern von Nr. 3, Nr 5 und Dr. No hat PHANTOMs Nr. 1 die Katze anscheinend gekrault voll und den zweitwichtigsten Mann der Organisation beauftragt, die Welt endlich zu erobern: Nr. 2, den Sizilianer Emilio Largo (Adolfo Celi).

FEUERBALL
THUNDERBALL (1967)
Regie: Terence Young
Cast: Sean Connery, Adolfo Celi

Amüsant, dass der Film im deutschen „Feuerball“ heißt – ist doch nicht Feuer, sondern Wasser das dominierende Element des vierten Bonds. Nach kurzem Intermezzo in England spielt der Film in den tropischen Gefilden der Bahamas und lebt das eingecremt und langgestreckt aus. Für die Bondgirls bedeutet es selbstredend Bikinis (Bondgirl Domino natürlich immer in schwarz/weiß), für den Bösewicht Riesenvilla mit Hai-Pool, sowie Gadget-Boot, für Bond viel, viel Tauchen, Flucht vor Haien und zum Showdown – feuriges unter und über Wasser (=die bis dato gar gewaltigste gefilmte Taucherschlacht).

Feuerball versucht sichtlich, Goldfingers Konstrukt zu imitieren… und macht keinen schlechten Job darin. Aldolfo Celi als Augenklappen tragender Haifan ist gewiss kein Fröbe, aber ein amüsant mieser Großkotz und stattlicher Bondbösewicht. Sein Masterplan ist ähnlich größenwahnsinnig und wird spannend in mehreren Phasen umgesetzt. Was er nicht hat, um völlig zu begeistern, haben die beiden Bondgirls im Vergleich zum Vorgänger umso mehr: als biestige Femme Fatale Fiona ist Luciana Paluzzi eine verführerisch gefährliche Liaison, die bildhübsche Claudine Auger dagegen eine angenehme Begleitung Bonds. Terence Youngs (der auch 1 und 2 drehte) Regie ist größtenteils so fließend wie Hamiltons im dritten (wenn auch mit 130 Minuten etwas lang geraten), und es liegt ihm primär, die Action ordentlich hochzukrempeln. Zwar fehlt es ihm an den Spannungspunkten, wie es sie beispielsweise im Kampf Bond gegen Oddjob gab, dafür kann man sich beim ausgedehnten Speerbattle-Unterwasserfinale mit zwei verfeindeten Tauchergruppen, plus Bond, plus Haien gewiss nicht beschweren, das zu wenig los sei. Einzig eine kurze Gefangenschaft auf einer automatischen Dehnbank mit Superturbo-Modus wirkt daneben gegriffen.

Eine Sache, in der der Film völlig versagt: die Henchmen. Die allgemeinen Untertanen sind akzeptabel, aber die benannten Vargas und Janni sind bloß zwei schwache Schlücke Wasser in der Kurve, die sich durch nichts auszeichnen, die Bond nichts können und so belanglos sind, dass sie nichtmal Namen haben bräuchten. Interessant ist andererseits, wie Bond selbst mehrfach versagt. Bei dieser Mission ist er nicht ganz so naiv siegessicher wie im letzten, vertut sich jedoch des öfteren und wird dadurch angeschossen, kann nicht entkommen, muss gerettet werden und fällt auf, wenn er als Spion doch eigentlich unentdeckt bleiben sollte. Connery verleiht seinem Bond also auch im vierten neue Züge; man meint zu merken, dass er selbstreflektiert. Schon in Dr. No rückte er dazu eine Gegnerin von ihrer Gefahr wissend auf die Pelle – das macht er hier auch, allerdings scheint diese deutlich gefährlicher, was ihm fast das Leben kostet. Es ist interessant zu beobachten, wie Bond bekannte Muster wiedererkennt und sich darüber Gedanken macht.

Was die Frauen betrifft, so ist er zurückhaltender. Zu Anfang zwingt er sich noch einer blonden Masseuse auf, doch sie weist ihn zurück. Zwar ergaunert er sich eine zweite Chance (in plattestem Erotikfilmdialog), doch den anderen Frauen gegenüber ist er später nicht mehr so aufdringlich. Tom Jones‘ Titelsong ist gut, dafür ist der Eröffnungstitel mittlerweile beim höchsten Wagnis angekommen: nachdem man sich langsam über Bauchtanz und Bikini herangetastet hatte, sind die Frauen nun – zwar in Schemenform, aber immerhin – final nackt, womit Bond von nun an schon ab Eröffnungstitel frech klarmacht, was seine größte Leidenschaft ist.

Fazit:
Feuerball dürfte der erste Bond sein, der die vorgelegte Formel abhakt und dabei selbst kaum neues zu Tisch bringt. Nicht schlimm, denn das macht er sehr unterhaltsam, mit aufregender Action in Exotik, tollen Bondgirls und einem brauchbaren Bondbösewicht.

8 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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