BG Kritik: „The King’s Man: The Beginning“

26. Februar 2022, Christian Mester

Knapp 100 Jahre vor den Ereignissen von „Kingsman: The Secret Service“ und „Kingsman: The Golden Circle“ zeigt das Prequel der etwas anderen britischen Agentenreihe die Anfangstage der besagten Kingsmen (und Kingswomen). Zur Zeit des Ersten Weltkriegs lernt der junge Conrad (Tom Hollander, nicht Tom Holland), der gestriegelte Sohn eines Aristokraten (Ralph Fiennes), dass sein Vater zusammen mit anderen ganz bondmäßig im Geheimen daran arbeitet, globale Verschwörungen aufzuhalten. Ihr neuester Auftrag lässt sie die Welt umreisen, um u.a. historische Figuren wie Rasputin und Mata Hari zu vermöbeln…

Regie: Matthew Vaughn
Besetzung: Ralph Fiennes, Matthew Goode, Gemma Arterton, Tom Hollander

© Trailer 20th Century Studios Screenshot https://youtu.be/5zdBG-iGfes

Als der erste Film 2014 anlief, war die Impression vielerorts, dass es ein inoffizieller James Bond junior ist. Ein wenig hipper, frecher, ohne das BMW-Lichthupen-Bravados eines „xXx“, aber fraglos in Bonds Spuren tapsend. Und dass, Dank guten Castings mit „Rocketman“ Taron Egerton und exzellenter Regie von „X-Men: First Class“ Macher Matthew Vaughn, gar nicht mal schlecht gemacht. Teil 2 mit Julianne Moore erschien darauf 2017 und konnte wie schon der erste rund 400 Millionen Dollar einspielen.

Jetzt also ein Prequel, das einen völligen Tapetenwechsel bedeutet. Komplett neue Gesichter, komplett neues Setting. Wer wagt, gewinnt?

Ja, aber auch nein. Der Beginn des King’s Man (ein selten dämlicher Titel) hat zweifelsohne sehr fragwürdige Elemente. So spielt der Erste Weltkrieg nicht nur eine große Rolle, es werden sogar Schlachtenszenen von der stacheldrahtumwickelten Schlammfront gezeigt, in der weltkriegstypisch erschossen und erdolcht wird, was das Zeug hergibt. Und das genau so dreckig und finster, wie man es recht authentisch schon aus anderen Filmen gewohnt ist. Arme junge Seelen verlieren ihr Leben im sinnlosen Konflikt.

So eine Art Film kann man machen, aber nicht, wenn im gleichen Werk noch ganz andere Sachen vorkommen, wie etwa ein Grigori Rasputin (erstklassig räudig: Rhys Ifans), der Martial Arts mit Kosakentanz-Moves verbindet, oder einem albernen Dr. Evil Verschnitt, der seine Geheimbasis auf einer kaum erreichbaren Felsformation hat und immer wieder auf Haustierziegen eindrischt, wenn wieder mal schlechte Nachrichten reinkommen. Immer wenn er mit diesem GI Joe-esken Blödsinn spielt, lebt der Film auf und macht Spaß, und natürlich wirkt Ralph Fiennes, wie man es auch erwarten sollte, ähnlich cool wie sein späteres Semester Colin Firth (auch wenn er niemals so sehr johnwicken darf).

Ausstattung und Effekte können sich auch wahrlich sehen lassen, doch an anderen Stellen tritt man doch immer wieder daneben. Die Musik ist beispielsweise lahmer Quark und kann mit den oft rasanten Bildern keineswegs mithalten; gemischt mit einem teils viel zu überladenen Drehbuch ergibt das immer mal wieder Momente der Langatmigkeit, bei denen man ungeduldig die Klappuhr zücken und die Pfeife nachstopfen mag. Womöglich mag hier der Versuch gewesen sein, einen Actionfilm wie den Robert Downey jr „Sherlock Holmes“ machen zu wollen, tatsächlich schwingt der Film aber zwischen „1917“ und „“Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ hin und her.

Fazit:

Halbnasses Schießpulver, könnte man sagen. Der neue Vaughn ist kein völliger Verriss, verballert sich aber aufgrund schlecht gewählter Tonalität. Historische Bezüge verbittern einen ansonsten leicht beschwingten Actionspaß und lassen daher raten, die Erwartungen besser zu drosseln.

5/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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