BG Kritik: „Bad Neighbors“

12. September 2016, Christian Mester

Kelly (Rose Byrne) und Mac (Seth Rogen) haben ein Baby und damit alle Pampers voll zu tun. Als nebenan eine Studenten-WG einzieht und jeden Abend Rambazamba veranstaltet, die Polizei aber zunächst nichts unternehmen will, wird es den schlafgeraubten Eltern bei aller Sympathie zu bunt. Mit grüner Sonnenbrille und Basecap infiltrieren sie die Frat-Party und nehmen sich vor, Taktgeber Teddy (Zaf Efron) rauszuekeln.

Neighbors (US, 2014)
Regisseur: Nicholas Stoller
Cast: Seth Rogen, Rose Byrne, Zac Efron

Kaum zu glauben, dass Seth Rogen mittlerweile die Rolle des spießigen Älteren einnimmt. Irgendwie war man doch noch in der Denke, er würde selbst lieber mitmachen – und so sieht’s dann auch aus, wenn er mit den Studis Pilze einwirft, lallend umher torkelt und sich in allerlei Hangover-Peinlichkeiten verwickeln lässt. Rogen, der ungeniert keinen Hehl daraus macht sich privat gerne zuzudröhnen, darf das aber auch, da er momentan einer der erfolgreichsten Comedynamen und immer gern gesehen ist, und auch dieser Film war schon so ertragreich, dass er jeglicher Kritik mit LMFAO kommen kann.

Dass er nicht den glaubhaftesten Vorzeige-Biedermann abgibt weiß er, deswegen ist sein Spießer auch keineswegs zu dicht kariert. Wenn er und Ehefrau auf den Parties sind, haben sie legitimen Spaß und tun nicht nur so, und zu aller Überraschung muss Byrne nicht die kratzbürstige Hexe sein, die den spaßhabenden Rogen bremst, ihm den jugendlichen Spaß verbietet und ihn zum nun reiferen Langweilerleben zurückbeordert. Nope, sie ist heiter selbst mit dabei und darf ihren Spaß haben. Das ist zum einen nett, da mal nicht vorhersehbar, andererseits hat Regisseur Nick Stoller nichts anderes für die Zwei in petto. Sie mögen Partys, haben aber ein Baby und können wegen dem Lärm nicht schlafen, also müssen diese aufhören. Das ist alles was die beiden ausmacht, antreibt und bewegt und trotz toller Chemie zwischen den beiden für zwei Stunden zu wenig.

Leicht mehr passiert auf der Studentenseite der Hecke. Teddy ist kein stumpfer Partyhengst. Braungebrannt, muskulös und das Alphatier im Partyhaus, legt Efron die meiste Zeit über eine unübersehbare Melancholie an den Tag, auf die nicht weiter eingangen wird. Bewegung kommt rein durch seinen besten Freund, gespielt von James Franco Bruder Dave, der Teddy irgendwann mal wachrüttelt und ihm klarmacht, dass er nicht ewig Bräute aufreißender Student ohne Abschluss sein kann. Auch das bleibt flach, bewahrt den Film aber knapp davor, nicht völlig auf Gagfrequenz reduziert zu sein. Moralisch hat der Film mutloserweise gar nichts zum Thema zu sagen. Er hält weder ein Plädoyer gegen das krampfhafte Festhalten am unbeschwerten Jugendlichenleben, noch traut er sich, das pseudo-ordnungsgemäße Erwachsenenleben zu kommentieren. Mit einem müden Ende windet er sich aus jeglichen Verantwortungen heraus und lässt offen, ob man keiner Seite was schlechtreden wollte oder man schlichtweg nichts zu sagen hatte. Dass bis auf Byrnes Frauenrolle jede andere Frau bloß hirnloses Bimbo ist, steht aber fest und darf durchaus kritisiert werden.

Schade ist, dass die Anzahl der gegenseitigen Nachbarschaftsstreiche nicht besonders hoch ist. Was drin ist, ist lustig, aber den legendären Überstreich sucht man hier ebenso vergebens wie Zac Efron die legendärste Überparty. Nicholas Stoller hat bislang Nie wieder Sex mit der Ex mit Jason Segel, Männertrip mit Jonah Hill und Fast verheiratet mit Emily Blunt gedreht; Neighbors ragt aus dieser Meute okayer Komödien nicht wirklich lauter heraus. Im Vergleich zu „Klassikern“ wie American Pie oder Superbad fehlen Herz und Kultmomente (McLovin Christopher Mintz-Plasse spielt hier in einer langweiligen Rolle mit) und auch von Rogen oder der Apatow-Crew haben wir schon besseres gesehen. So bleiben nach dem Bierpong kurzweilige, aber inhaltlich relativ leere zwei Stunden mit den sympathischen Rogen, Byrne und Efron, viel Lil Jon, nur passabler Gagdichte und dem Gefühl, dass Bad Neighbors mehr hätte sein müssen.
Fazit:

Party mit Seth Rogen! Bad Neighbors ist lockerer Komödienspaß mit charismatischen Darstellern. Der zusammenhaltende Kitt Nachbarschaftsstreiche könnte dicker aufgetragen sein, und dass man die Alters- und Hobbydifferenzen null kommentiert beraubt ihm jeglicher Relevanz, aber mag man diese Neighbors und hält sich bei Lil Jon nicht gleich grantig die Ohren zu, darf man mal auf ein Bier rüber.
6 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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