BG Kritik: „Iron Man 3“
Nach der knappen Weltrettung in Marvel’s The Avengers ist Tony (Robert Downey Jr.) nicht mehr derselbe. Von Angstzuständen geplagt, stürzt er sich tief in die Arbeit an neue Suits und bemerkt dabei nicht, dass er seine Frau Pepper (Gwyneth Paltrow) vernachlässigt. Alles ändert sich, als ein Terroristenführer, genannt der Mandarin (Ben Kingsley) dem US-Präsidenten im Fernsehen offen den Krieg erklärt. Kaum, dass er sich versieht, sieht sich Tony alten und neuen Feinden gegenüber und droht, alles zu verlieren…
IRON MAN 3 (2013)
Regisseur: Shane Black
Cast: Robert Downey Jr., Ben Kingsley, Guy Pearce, Gwyneth Paltrow
Kritik:
War es ein mutiger Schachzug, den nächsten Marvel Film nach dem gewaltigen Superhelden-Royal-Rumble ausgerechnet Shane Black zu überlassen? Für Black ist die fast 200 Millionen Dollar teure Megaproduktion immerhin sein gerademal zweiter Film überhaupt als Regisseur, nach der 15 Mio Dollar billigen, überdies recht sperrigen Komödie Kiss Kiss, Bang Bang vor 8 Jahren. Die auch noch floppte und keine Action, geschweige denn irgendwelche Effektarbeiten beinhaltete. Ja, denn Dreierlei hatte Kiss Kiss, Bang Bang schon damals: 1) Robert Downey Jr. in der Hauptrolle, der sich nach langer schwieriger Zeit mit jenem Film wieder bewusst werden konnte, was er eigentlich kann, was ihm den Weg zur Iron Man Rolle überhaupt ebnete, 2) ein zurecht viel gelobtes Drehbuch mit guten Witzen und herrlicher Unberechenbarkeit, und 3) es hatte den Autor von Lethal Weapon, The Last Boy Scout und Tödliche Weihnachten. Der leider damals nur nicht mehr Budget zusammen bekam und deswegen keinerlei Action oder Effekte einsetzen konnte.
Downey hat sich an alte Zeiten erinnert und sich dafür eingesetzt, dass sein Freund die Regie bekommen sollte, als Iron Man 1 und 2 Regisseur Jon Favreau abgab (und seien wir ehrlich, Iron Man 2 auch nicht mehr so gut war, wie er sein sollte). Was Iron Man in seinem nun mehr vierten Film brauchte, waren Überraschungen. Ungeahntes, Einfallsreiches. Tony mit seiner gewohnten Arroganz und den amüsanten Schusseligkeiten, Action mit Kampfanzügen, Reden schwingende Gegner – das gabs schon zur Genüge. Das würde unterhaltsam, aber nicht besonders genug sein, da musste mehr als eine neue Lackierung her. Genau in dieser Hinsicht trifft Black ins Schwarze und erweist sich als grandiose Wahl.
Iron Man 3 erfindet den Suit nicht neu, nimmt aber alle bestehenden Elemente und macht einfallsreich Neues draus. Tony selbst, der einflussreichste und vielleicht klügste Mann der Welt, ist plötzlich psychisch gebrochen und kann sich selbst nicht erklären, wieso. Zu Beginn übernimmt er sich dann auch und bezahlt bitter dafür, was ihn auf einen Selbstfindungstrip schickt. Er geht zwar nicht mit Ninjas in Tibet trainieren, wird aber all seiner Mittel beraubt und muss sich (im Schnee zur Weihnachtszeit, es ist schließlich eine Shane Black Story) überlegen, wer er ohne all die Technik und das Geld ist, was ihn ausmacht und was er im Leben benötigt. Es heißt, ein Held ist immer nur so gut wie die Hürden die er schaffe muss, und obwohl Shane keinesfalls versucht das Spektakel der Avengers zu übertreffen, macht er Tony das Leben schonungslos (also unterhaltsam) schwer und trifft ihn oft da, wo es wirklich wehtut. Downey zeigt in diesen Momenten, dass sein Stark mehr als nur eine einsilbige Figur ist und verleiht ihm Facetten, die ihn nur umso sympathischer machen. Was Shane wieder in Erinnerung ruft: die Untertöne des ersten Films, in dem reichlich kritisch über US-Waffenhersteller und ihrem Wirken und ihrer Verantwortung gegenüber dem Terrorismus, und der Welt gesprochen wurde – hier gibt es sie wieder.
Während Tonys Fahrer Happy Hogan nur kurz vorkommt (Favreau sei trotzdem gedankt zu kommen nachdem er diesen nicht mehr drehte), bekommt Co-Star Don Cheadle als War Machine nur etwas mehr zu tun als zuvor, doch gütiger ist das Script gegenüber den Frauen. Es lässt Pepper einiges wirklich Überraschendes machen, was wohlig über 0815 Damsel-in-Distress oder Frau-als-Setdeko hinaus geht, und auch als Ex-Freundin Tonys zeigt sich Rebecca Hall als interessante Ergänzung.
Obgleich der Film wie immer die Tony-Show ist, ist die Gegenseite gut besetzt. Als Osama bin Laden Imitat ist Ben Kingsley gnadenlos und Ehrfurcht erweckend, und Sidekick Guy Pearce darf als schmieriger Entwickler das aus den Comics bekannte Extremis-Programm aufziehen, in dem Menschen per Gencode-Veränderung zu nahezu unzerstörbaren Energiequellen werden. Über die Handlungsentwicklung sei besser nichts verraten, aber es sei gesagt: Shane Black fährt eine handvoll Überraschungen auf, die die meisten Zuschauer einach kalt erwischen werden, die passen, und besser noch: die entweder emotional treffen oder äußerst lustig sind. Black versteht es nach wie vor, den Humor immer wieder hervorragend einzusetzen und viele Sprüche zwischen Tony und Pepper, Jarvis oder War Machine erinnern nicht von ungefähr an Shanes Buddyflicks wie Lethal Weapon. Aber was man wissen muss: der Humor ist oft sehr subtil. Es gibt kaum platte Tony-stößt-sich-den-Kopf Witze.
Selbiges lässt sich auch über die Action warnen: es gibt einiges an Actionszenen und gerade im Showdown in einer Werft wird es effekttechnisch umwerfend gut, aber sie ist keine platte einfache inszenierte Action, und darum geht es Black auch nicht. Er konzentriert sich immer auf seine Charaktere und die eingestreuten Witze. Es mag also sein, dass sich manch einer denken mag Nu hört doch mal für 60 Sekunden auf zu witzeln oder Charaktermomente voran zu treiben, aber das ignoriert Black. Black nutzt seinen Ideenreichtum jedoch dafür, auch die schnelleren Momente immer wieder interessant zu gestalten, sei es, wenn Tony nur mit den Mitteln einer normalen Garage gegen Supersoldaten kämpfen muss, er im freien Fall 11 Leute auffangen muss, obwohl sein Suit nur 4 tragen kann, oder wenn er mit zahlreichen autonom agierenden Suits einen Angriff gegen zahlreiche Gegner bestehen muss. Ja, wer nach der platten Botparade im letzten Teil gestöhnt haben mag, dass auch in diesem wieder viele vorkommen: keine Sorge, hier sind die Suits nicht nur da, sondern werden passend eingesetzt, haben teilweise sogar so etwas wie Persönlichkeiten. Taucht der Hulkbuster Suit aus, muss man einfach schmunzeln.
Was das 3D betrifft, so darf man nachkonvertiertes 3D wohl nicht mehr länger als suboptimal bezeichnen: es ist vortrefflich und gerade in Hinblick auf viele Hologramm- und HUD-Szenen wunderbar eingesetzt. Die obligatorische Schlussszene nach den Credits? Wenn man ganz ehrlich ist… eine enttäuschende, zumal sie nichts über die nächsten beiden Marvel Filme Thor 2 und Guardians of the Galaxy aussagt.
Fazit:
Einfallsreich, sensationell gut gemacht und mit vielen starken Überraschungen: Iron Man 3 hat den Rost des Vorgängers erkannt und mit reichlich Politur wieder ins Reine gebracht. Spaßige Fortsetzung, in der Robert Downey Jr. einmal mehr prächtig zu unterhalten weiß.
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