BG Heimkino Check: „Top Gun“ auf 4K UHD

9. Mai 2022, Daniel Schinzig

Früher gut, heute lustig. „Top Gun“ ist so sehr Kind seiner Zeit, dass der Heimkino-Neuveröffentlichung eine Nostalgiebrille beiliegen sollte. Die gibt es zwar leider nicht, dafür ist die Bildqualität der 4K UHD vortrefflich gelungen. Warum sich also ein Upgrade zu bisherigen Veröffentlichungen lohnt, erfahrt ihr hier.

„Highway to the Danger Zone“, immer und immer wieder. Fast schon, bis die Ohren bluten. Wir befinden uns mitten in der 1980er Jahren. Das machen schon die ersten Einstellungen von „Top Gun“ deutlich. Männer auf einem Flugzeugträger bei der Arbeit. Natürlich im Gegenlicht. Mit stilisierter Farbgebung. Und dazu – bitte mitsingen – „Highway to the Danger Zone“. Kaum hat man auf Start gedrückt, dudelt der verschmalzte Hit von Kenny Loggins aufdringlich vor sich hin. Es soll nicht das letzte Mal sein, dass die Melodie einen Angriff auf unser Trommelfell fliegt. „Danger Zone“ findet mehr als nur einmal Verwendung in „Top Gun“. „Danger Zone“ nervt. So wie der ganze Film nervt. Aus heutiger Sicht. Ohne Nostalgiebrille. Mit Nostalgiebrille ist das alles Kult, durch und durch cool, vermutlich das schärfste Stück Actionkino, das die Leinwand je berührt hat. Allerdings darf die Nostalgiebrille nicht auch nur einen Hauch verrutschen.

© Universal Pictures

Daumen hoch für „Danger Zone“.

© Paramount Home Entertainment

Es war so gut geplant: Eine 4K UHD Premiere von „Top Gun“, ganz zeitnah zum Kinostart der späten Fortsetzung „Top Gun: Maverick“. Doch wie so häufig in diesen Zeiten: Der nervige Corona-Virus machte einen Strich durch die Rechnung. „Maverick“ wurde verschoben, erst auf Ende des Jahres, mittlerweile sogar auf den Sommer 2021. Eigentlich ein gut gewähltes Jahr für einen „Top Gun“-Ableger im Kino, da der Fliegerfilm im nächsten Jahr 35 Jahre alt wird. Doch Pläne wurden geschmiedet, Zeitpunkte in Stein gemeißelt: Auf den Release der „Top Gun“-UHD hat die Verschiebung des neuen Kinostreifens keinen Einfluss. Und so erstrahlt der endgültige Tom-Cruise-Durchbruch-Film so schön wie nie auf unseren TVs, in seinem unbedeutenden 34. Lebensjahr, unbegleitet von neuem Filmfutter. Dennoch fürchten sie auch heute noch weder Tod noch Teufel.

Wie, du kennst „Top Gun“ gar nicht? Du willst wissen, worum es in „Top Gun“ geht? Kein Problem, wir sind schnell fertig hier: Tom Cruise will als Maverick auf der Jagdflugschule Top Gun der beste Pokémon-Trainer Pilot werden und lernt dabei alles über die Liebe, das Leben und natürlich den Kampfeinsatz. Frage beantwortet.

© Universal Pictures

Glückwunsch. Sie haben einen Ohrwurm. Von „Danger Zone“. Nochmal.

© Paramount Home Entertainment

Es passiert wirklich nicht viel in Tony Scotts Actionfilm, der eigentlich gar kein Actionfilm ist. Vielmehr ist er ein Prolog zu einem Versprechen, das niemals eingelöst wird. Er ist wie ein Videospiel-Tutorial ohne anschließende Kampagne. „Top Gun“ ist ein reiner Ausbildungsfilm, in dem lediglich in den letzten paar Minuten eine austauschbare Bedrohung reingeschummelt wird, damit die ganze Lehrzeit der Piloten nicht in der vollkommenen Bedeutungslosigkeit verschwindet.

Neben durchtrainierten, eingeölten Männerkörpern, einer kitschigen Liebesgeschichte und zelebriertem Machotum stehen vor allem die vielen echten Fugaufnahmen im Mittelpunkt. Und jau, die sind durchaus spektakulär. Zumindest zeitweise. Denn irgendwann verwandelt sich Staunen in Langeweile. Wo die Kampfjet-Enthusiasten unter den Zuschauern immer und immer wieder Flugmanöver erkennen und das wilde Treiben am Himmel auch bei der fünften Trainingsszene noch feiern, sind für das Durchschnittspublikum irgendwann nur noch Jets zu erkennen, die eben fliegen. Und fliegen. Und fliegen. Und langsam würde der Schlaf-Impuls einsetzen, wenn Komponist Klaus Doldinger nicht volle Möhre auf die Synthesizer-Tasten rumgehaut hätte. Action abseits der Flugaufnahmen? Fehlanzeige.

© Universal Pictures

© Paramount Home Entertainment

„Top Gun“ ist heutzutage nur noch schwer zu ertragen. Und fesselt irgendwie trotzdem immer noch. Ein Tony Scott war eben doch ein zu guter Regisseur, ein Tom Cruise auch schon damals zu einnehmend, als dass die gesamte Faszination im Laufe der Jahrzehnte komplett hätte verloren gehen können. Irgendwie fetzt das Ganze noch immer, irgendwie berühren uns einige Momente. Und dann erwischen wir uns dabei, wie wir abends im Bett liegen und leise „Highway to the Danger Zone“ vor uns hinsummen. Schrecklich. Aber cool. Irgendwie. Nostalgiebrille, sei verflucht.

Eine Brille egal welcher Art braucht man nicht, um zu merken, dass das Bild von „Top Gun“ ein komplett neues Master spendiert bekommen hat. Im Gegensatz zur Blu-ray-Veröffentlichung des Jahres 2009 ist die Farbgebung eine komplett andere und wesentlich näher an den ursprünglich intendierten Bildeigenschaften. Wo in dunklen Bereichen damals viel verschluckt wurde, erscheinen nun plötzlich Details, von denen man bisher gar nichts wusste. Diese Eigenschaften treffen nicht nur auf die 4K UHD, sondern auch auf die neue Blu-ray zu, die ebenfalls auf dem neuen Master basiert. Warum die 4K UHD trotzdem noch einmal besser ist? Der Kontrast ist noch etwas stärker, die Farben wirken noch etwas knackiger. Vor allem aber sorgt HDR dafür, dass insbesondere in den Nachtaufnahmen Lichtquellen extrem leuchtintensiv sind, was zu einer einmaligen Atmosphäre führt. Für Fans von „Top Gun“ ist dies eine audiovisuelle Offenbarung. Und die sollten auch unbedingt einen Blick in die Extras werfen. Denn im neuen Feature „Das Vermächtnis von Top Gun“ kommen unter anderem „Maverick“-Regisseur Joseph Kosinski und einige der „Maverick“-Darsteller zu Wort, um auf die Fortsetzung einzustimmen. Die lässt wie bereits erwähnt ja noch etwas auf sich warten, aber für Vorfreude ist es bekanntlich nie zu früh.

„Top Gun“ – seit 2. Juli 2020 erstmals auf 4K UHD und als neue Blu-ray mit überarbeiteter Bild- und Tonqualität.

Und was verbindest du so mit dem 80er-Jahre-Fliegerfilm? Feierst du ihn oder ist er dir mittlerweile peinlich? Verrate es uns im Forum.

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