BG Kritik: „Abgedreht – Be Kind, Rewind“

12. September 2008, Christian Mester

Jerry und Mike sind beide Filmfans und arbeiten in einer Videothek, die noch mit uralten Videobändern arbeitet. Als ihnen dann bei einem Vorfall aus Versehen alle Bänder kaputt gehen, scheint alles verloren. Da aber die einzige zahlende Kundin ohnehin fast blind ist, drehen die zwei einfach alle bestellten Filme nach – mit großem Erfolg. Ihre „Verschwedungen“ werden zum Renner…

Abgedreht
Originaltitel Be Kind, Rewind (2008)
Regie: Michel Gondry
Darsteller: Mos Def, Jack Black

Kritik:
Michel Gondry ist ein visueller Magier, denn der faszinierende Regisseur ist nicht ohne Grund einer der bekanntesten und aufregendsten Musikvideo-Macher unserer Zeit. Von ihm stammen etliche Kultvideos wie Daft Punks „Around the World“, Gary Jules‘ „Mad World“ oder Björks „Army of Me“, dazu hat er mit „Vergiss mein nicht – Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ und „The Science of Sleep“ zwei der interessantesten Filme der letzten Jahre gemacht.

„Abgedreht“ ist nun ein originelles Konzept, das seinen erwünschten Effekt auch in Teilen nicht verfehlt. Die amateurhaft nachgestellten Versionen von „Robocop“, „Star Wars“ und „Ghostbusters“ sind alle amüsant und unterhaltsam, vor allem, weil sie mit dem ohnehin schon sympathischem Duo Jack Black und Mos Def („Per Anhalter durch die Galaxis“) astrein besetzt sind. Man kommt nicht drumherum, bei der einen oder anderen Verschwedung herzlichst zu schmunzeln, weil auch Gondrys Ideen zur Umsetzung dieser Billig-Filme immer wieder herrlich überraschen.

Leider ist festzustellen, dass der restliche, nicht unerheblich geringe Teil des Films müde inszeniert ist. Die Verschwedungen an sich sind hervorragend, sind aber auch nur ein Gimmick, das rückblickend gesehen auch noch viel zu selten genutzt wird. Der Rest der Geschichte, der märchenhafte Rettungsversuch eines urbanen Vorstadtgeschäfts samt pseudodramatischem Endkonflikt, erzählt nämlich nichts, was man so nicht schon x-mal woanders gesehen hätte, und das auch noch mit ausgelutschten Gags. Def und Black sind nett, man merkt aber ständig, dass sie mit den Restriktionen der Story zu kämpfen haben. Was man abseits des Drehs vor Spaß hinter den Kulissen so getrieben hat, war sicher unterhaltsamer als das finale Ergebnis.

Was unter dem Strich bleibt, ist eine nicht sonderlich lustige Komödie, die teilweise zwar einen gewissen Charme mitbringt und auch sympathisch gespielt ist, zum größten Teil aber darunter leiden muss, dass Gondry sich in seinen Vorstellungen einschränkt.

Fazit:
„Abgedreht“ hatte das Zeug zum Kultfilm, doch da die großartigen Momente sich gerade einmal auf 10-20 Minuten beschränken, dreht der Film nicht auf, sondern weg.

4 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

Um an dieser Diskussion teilzunehmen, registriere dich bitte im Forum:
Zur Registrierung