BG Kritik: „Whiteout“

24. Juni 2009, Christian Mester

Whiteout (2009)
Regie: Dominic Sena
Cast: Kate Beckinsale, Alex O’Loughlin

Story:
Carrie Stetko (Kate Beckinsale) ist ein US Marshall, die eines Tages den Auftrag erhält, einen seltsamen Mordfall in der Artkis aufzuklären…

Kritik:
Nachdem „Whiteout“ in den USA böse floppte, schneit der neue Film vom Regisseur von „Password: Swordfish“ hierzulande direkt auf DVD herein. Zu Recht? Es ist die Verfilmung des Greg Rucka Graphic Novels mit gleichem Namen, das 1998 eine beachtliche Leserschaft finden konnte. Woran lag es, dass „Whiteout“ kinoweit erfror?

Die Prämisse ist noch recht viel versprechend: hübsche Polizistin stöbert im isolierten, lebensfeindlichen Schneegebiet nach mordlüsternen Killern, die ein Geheimnis haben und alles daran setzen, alle Zeugen im unwirtlichen Schneesturm der Polarwelt verschwinden zu lassen. Klingt nach „D-Tox: Im Auge der Angst“ mit attraktiverer Hauptfigur (inkl. obligatorischer Duschszene, s. unten), jenen Sylvester Stallone Thriller, der hierzulande ungerechtfertigterweise ebenfalls nur auf DVD erschien und in dem es ebenso darum geht, dass ein Cop inmitten eines Schneesturms gegen einen maskierten Killer ermittelt.

Niemand spricht Kate Beckinsale ab, dass sie visuell eine der attraktivsten Frauen Hollywoods ist und sicher würden viele mit ihr durch den Schnee tollen wollen, allerdings rümpfen Kritiker stets die Nase, geht es um ihren bescheidenen Beruf als Schauspielern. Sie ist nun keine sonderlich miserable Darstellerin, allerdings ist sie andererseits in all ihren Werken nie wirklich lobenswert. In den meisten ihrer Filme („Underworld“, „Click“, „Pearl Harbor“, „Laurel Canyon“, „Motel“, „Van Helsing“) ist das nicht weiter schlimm, da der Rest (Action, Bale, Jackman, Sandler beispielsweise) da den eigentlichen Hauptpart für sie übernimmt. „Whiteouts“ größter Makel besteht nun darin, dass eine solche Unterstützung fehlt.

Wieder ist sie in ihrer Rolle nett und noch netter anzusehen, gibt aber eine nur relativ marode Hauptfigur ab. Ihre Stetko weißt keinerlei denkwürdigen Charaktermerkmale auf und bekommt eine so lasche Tragikgeschichte spendiert, dass es ganz böse nach TV-Film der Woche aussieht. Hin und wieder ertappt man sich sogar dabei, sich zu wünschen, dass ein gewisser MacReady auftaucht und die vorherrschende Mittelmäßigkeit flammend wegtaut.

Der Fall an sich dürfte auch wohl keine Tombola gewinnen. Die Angriffe des maskierten Killers sind vollkommen spannungsarm inszeniert, mehrere Gefahrenmomente bleiben kraftlos und schlimmer noch ist die Tatsache, dass alles vorsehbar bleibt, der Bösewicht sofort zu erkennen ist und es auch sonst keine relevanten Spitzenmomente gibt. „Whiteout“, ansprechend, wenn auch inspirationslos gefilmt und umgesetzt, bleibt zudem sehr harmlos; Fans der Engländerin erinnern sich mit Sicherheit an die verfrühten unsicheren Kommentare der Darstellerin, wonach sie für eine Duschszene gedoublet werden wollte – jene Szene ist nicht einmal des Doubles wegen der Rede wert, da die sie ebenso keusch und blass bleibt wie der gesamte Film an sich.

Der Film wäre mit skandalträchtiger Duschszene sicherlich kaum besser geworden, doch Beckinsales plötzliche Zurückhaltung lässt sich auf fast jeden anderen Beteiligten und deren geschaffene Arbeit übertragen. „Whiteout“ wirkt wie hochqualitative, aber typische Auftragsarbeit, die ein Alteingesessener leidenschaftslos abarbeitet und die deswegen für einen nur okayen DVD-Abend gerechtfertigterweise auch nur auf DVD erscheint. „Whiteout“ schafft es nicht, sein Potential zu ergreifen und ist trotz möglicher Topelemente nur Mittelmaß. Er lehnt sich „Whiteout“ dem Fenster und fängt sich schick, aber schusselig so gerade vorm Sturz.

Fazit:
„Whiteout“ ist kein richtiger Schnee; das ist leichter Fiselschneeregen, der in Schneematsch, schmilzendem Schneemann und Schnupfen endet. Dann besser noch mal John Carpenters „The Thing“ und „D-Tox“ rein werfen, oder falls die noch zu polar sind, „Antarctica: Gefangen im ewigen Eis“ und „Die Reise der Pinguine“.

5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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