BG Kritik: „Nightmare on Elm Street 3-5“ (ANOES 3, 4, 5)

8. Dezember 1987, Christian Mester

Handlung Teil III: In einer Anstalt für geistige Gestörte dringt Freddy Krueger in die Träume weiterer Jugendlicher ein. Nancy (Heather Langenkamp), die mittlerweile Psychologie-Studentin ist, versucht den Teenagern zu helfen. IV: Nach den Erlebnissen des dritten Teils treffen die Überlebenden außerhalb der Anstalt auf einen wiederbelebten Freddy Krueger. Freundin Alice (Lisa Wilcox) muss helfen. V: die mittlerweile schwangere Alice sieht einem Grauen entgegen: Freddy versucht über ihr Kind in die Welt der Lebenden zu gelangen.

Nightmare III: Freddy lebt
A NIGHTMARE ON ELM STREET 3: Dream Warriors (1987)
Regie: Jack Sholder
Cast: Heather Langenkamp, Robert Englund

Nightmare on Elm Street 4
A NIGHTMARE ON ELM STREET 4: The Dream Master (1988)
Regie: Jack Sholder
Cast: Lisa Wilcox, Robert Englund

Nightmare on Elm Street 5: Das Trauma

A NIGHTMARE ON ELM STREET 5: The Dream Child (1989)
Regie: Stephen Hopkins
Cast: Lisa Wilcox, Robert Englund

Kritik:
„A Nightmare on Elm Street“ 3-5 sind sich relativ ähnlich, weswegen sie sich als eigenständige Trilogie besprechen lassen. Es gibt zwar merkliche Unterschiede zwischen allen drei Teilen, doch die Ähnlichkeiten und gemeinsamen Richtungswechsel lassen sich leicht zusammenfassen.

Das markanteste Merkmal der neuen drei Filme ist die Tatsache, dass sie sich nicht mehr länger primär als Horrortitel verstehen. Sie spielen in unheimlichen Umgebungen und selbstredend sterben auch hier wieder Menschen, doch die grundsätzliche Stimmung ist eine gänzlich andere als zuvor. Alle drei Filme versprühen eher den Eindruck eines Teen-Abenteuerfilms, da echter Horror bewusst gedämpft wird. Zwar gibt es in jedem einzelnen der drei groteske Horrorszenen, doch im Vergleich zu den ersten beiden Filmen werden sie immer mit einem harmlosen Augenzwinkern präsentiert, was vor allem auf Hauptdarsteller Englund zurückzuführen ist. Stand sein Freddy Krueger zuvor hauptsächlich bedrohlich in den Schatten, springt er hier immer wieder ins Licht, kaspert herum und garniert jeden seiner Kills mit zotigen Onelinern. Auf eine gewisse Art ist das recht unterhaltsam – was auch die Zuschauer fanden, die „3“ und „4“ zu den erfolgreichsten Ablegern machten – doch der bewusste Fortgang vom effektiven Horror hin zum eher platten Popcornspaß für zwischendurch enttäuscht, da die Filme Spannung und mögliche Intensitäten gegen Spaß eintauschen.

Vor allem wenn man sich einige der verwendeten Konzepte ansieht, ist es schade, dass man sich mit diesen Filmen nur noch auf leichten Horror besann. Einige Einfälle sind schier fantastisch: beispielsweise fasziniert eine Szene, in der Freddy einem Jungen die Sehnen ausreißt und ihn damit wie eine Marionette steuert; in einer anderen verwandelt er – inspiriert vom vorherigen Jahres-Horrorklassiker „Die Fliege“ – ein Mädchen in ein Insekt. Großartige Horrormomente, die allerdings mit anderen, fragwürdigen Momenten entkräftet werden: ein Junge wird von einem Monsterrollstuhl verfolgt (was an die Monstertoilette aus „Kuck mal, wer da spricht“ erinnert), einer wird zu Pizza verarbeitet, Freddy fährt mit einem Freddy-Skateboard durch die Gegend, verwandelt sich in einen kostümierten Superfreddy und ein Mädchen trifft einen Urlaubs-Freddy mit Sonnenbrille in einem hell erleuchteten Ferientraum, inklusive schrägem „Der weiße Hai“-Verweis (apropos Horrorfilm-Verweise: im vierten Film wird Krueger von einem Hund wiederbelebt der Jason heißt, im zweiten sieht es an einer Stelle so aus, als trage Krueger eine Michael Myers-Maske).

Ungünstig ist auch die Wahl, die Gegenwehr der Opfer auszubauen. War schon Nancys „Kevin allein Zuhaus“ Fallenaufstellung im ersten Film etwas albern, überschlagen sich ähnliche Ideen in den neuen Filmen. Die Kinder merken, dass sie in den Traumwelten eigene Kräfte haben – sie verwandeln sich in Punker, Superstarke und Zauberer, deren Duelle mit Freddy aber keine Sekunde ernst zu nehmen sind. Eine junge Patricia Arquette schlägt Salti gegen Freddy, Lisa Wilcox greift zum Nunchaku und wird zum Karate Kid („Karate Kid II“ war im Vorjahr ein großer Erfolg gewesen); ein anderer boxt und kämpft sich gegen einen unsichtbaren, kichernden Gegner.

Toll ist andererseits, dass die drei Filme wesentlich aufwendiger gemacht sind. Die Albtraumlandschaften sind ausgefallener, größer und skurriler. Die Effekte sind allesamt sehr gelungen und machen die Filme visuell mit zu den interessantesten Genretiteln der 80er.

Nachlässigkeit finden sich in der Story. Dass Freddy nach den ersten beiden Filmen noch einmal wiederkommen kann, macht Sinn, da Freddy sich in die Träume anderer Elm Street Kinder stürzt, doch seine Ziele, Mächte und Regeln werden daraufhin vollkommen durcheinander geworfen. Im vierten Film wird Freddy beispielsweise mit einem Spiegel besiegt – völliger Humbug eines unaufmerksamen Drehbuchautors, da Freddy gerade erst im Finale des dritten Films selbst ein Spiegelkabinett eingesetzt hatte. Freddys Mächte schwanken zudem: im vierten Film hat er die Macht, Autos in der wirklichen Welt zu bewegen und auch außerhalb der Traumwelt zu kämpfen; im fünften will er unbedingt als Mensch wiedergeboren werden – was keinen Sinn macht, da er als Traumdämon unsterblich und mächtig ist und beides als Mensch verlieren würde.

Schauspielerisch sind die Filme moderat. Heather Langenkamp kehrt im dritten Film zurück und versucht sich mit grausamer Andy Borg Frisur als Erwachsene (lustig: aufgrund des Finales des ersten Films hat sie eine weiß-graue Strähne wie die Braut aus „Frankenstein und seine Braut“), stößt aber merklich an die Grenzen ihres Talents. Julie Wilcox übernimmt ab der Hälfte des vierten und macht ihre Sache recht gut, Nebendarsteller wie John Saxon sind okay, aber nie der Rede wird – typisches 80er Jahre Slasherfutter. Patricia Arquette macht in ihrem Debüt nichts außer verstört sein, Lawrence Fishburne taucht im dritten als Pfleger auf, bekommt aber nichts zu tun.

In Sachen Regie unterscheiden sich vor allem drei und fünf stark. Drei ist der wohl dynamischste aller Teile und springt nonstop von Kapitel zu Kapitel – Langeweile kommt da keine auf. Renny Harlin („Cliffhanger“, „Stirb Langsam 2“) macht das in seinem Sequel sichtlich nach und macht seine Sache ebenso gut; im fünften übernahm Stephen Hopkins das Ruder, hatte allerdings ein großes Problem: aufgrund fehlender Gelder musste er den Film in vier Wochen komplett abdrehen und schneiden. Die Folge: die Regie ist nicht ganz so ausgeglichen, der Pace nicht oft ungenau – es gibt mehrere Längen. Die Sets sehen auch nicht ganz so gut aus wie in den beiden vorherigen Teilen und die Musik grenzt zuweilen ans Transusige (wobei im Abspann dann funkiger Rap läuft).

Fazit:
Die drei Filme sind sich sehr ähnlich und generell unterhaltsame Horrortitel, allerdings lassen sie bei all den guten Effekten und unterhaltsamen Freddy-Szenen das Wichtigste missen: Gruselatmosphäre. Es sind oberflächliche Popcornmampfer, die Spaß machen und mit ihrem gut aufgelegtem Englund die Figur Krueger zum Kult machten, selbst aber alles andere als besonders denkwürdig sind. „3“ ist der beste der drei, „4“ ist nah dran; „5“ ist schwächer, da teils langatmig inszeniert.

A Nightmare on Elm Street III: Freddy lebt
7 / 10

A Nightmare on Elm Street IV
6 / 10

A Nightmare on Elm Street V: Das Trauma
5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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