BG Kritik: „Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück“

12. September 2015, Christian Mester

Im letzten Moment konnte Dr. Loomis (Donald Pleasence) die junge Laurie (Jamie Lee Curtis) vor dem unheimlichen Michael Myers retten, doch die Gefahr ist nicht gebannt. Loomis und die Deputies versuchen ihn zu finden, nicht wissend, dass er Laurie zum Krankenhaus folgt…

Kritik:
Halloween wurde 1978 ein gewaltiger Blockbuster, weswegen ein Sequel schlicht unvermeidlich war. John Carpenter, der beim ersten Film noch auf dem Regiestuhl saß, hatte keine Lust auf mehr vom Gleichen, weswegen er den Posten an den damals (und heute) völlig unbekannten Rick Rosenthal abgab.

Obwohl der Slasherfilm eigentlich schon 1974 mit Black Christmas eingeführt worden war, war es doch erst der erste Halloween, der eine ganze Welle von Nachahmern lostrat. Titel wie Prom Night, Freitag der 13te, Monster im Nachtexpress oder Muttertag bedienten sich oberflächlich derselben Motive, griffen anstatt auf Spannung bevorzugt auf amüsantes Ableben und nackte Haut zurück. Dies beeinflusste auch Halloween 2, der sich teilweise vom Original entfernte und versuchte, den Erfolg dieser Imitationen aufzugreifen.

Die Abstriche fangen damit an, dass die Geschichte im Vergleich zum Erstling hauchdünn ist. Im Grunde ist es eine direkte Fortführung des Showdowns – weil das in direkter Form über 90 Minuten aber ermüdend geworden wäre, beschäftigt sich Michael zunächst eine knappe Stunde mit anderen Opfern. Während Michael nun scheinbar wahllos (zur reinen Publikumsunterhaltung) diverse Menschen umbringt, liegt Laurie müde in ihrem Bett und wartet auf ihren Einsatz. Loomis ergeht es nicht viel besser, da er fast die gesamte Zeit über im Vorgarten des Myers Hauses wartet und erst am Schluss zum Zuge kommt.

Auf Seiten der Guten gibt es somit keine wirkliche Charakterentwicklung. Man merkt, dass die Macher darauf keinen großen Wert legten, womit Halloween 2 automatisch wertloser erscheint. Prominenter vertreten ist dafür Myers, der wesentlich mehr Szenen bekommt und auch blutiger zur Sache geht. Verglichen mit den Morden aus dem Original fallen diese neuen graphischer aus und es gibt oben drauf eine unnötige Nacktszene, die dieses Mal nicht zur Veranschaulichung der Wehrlosigkeit der Figuren, sondern reiner Exploitation wegen vorkommt. Dick Warlock, der in diesem Film den Mann mit der Kirk-Maske spielt hält sich dabei an Castles Vorgabe und lässt kaum anmerken, dass der Mann hinter der Maske ein anderer ist.

Nicht nur Myers aus dem Original wird nachgeahmt, auch Regisseur Rosenthal bemüht sich sehr, den Film stilistisch möglichst nah am Vorgänger zu halten. Es gibt dieselbe Ruhe in den meisten Szenen, dasselbe Blau zur Nacht und viele ähnliche Einstellungen (selbst die infame Ego-Perspektive wird kurzzeitig kopiert).

Auch wenn es nur ein eiliger Versuch war, das Einspiel des Überraschungserfolgs auszuweiten, gibt es zumindest einige Szenen, die Halloween 2 als Teil der achtteiligen Reihe wichtig machen. Neben der näheren Erklärung der Bindung Michaels zu Laurie fällt hier erstmals der Begriff Samhaim, der leicht Übernatürliches andeutet, und es gibt eine makabere Szene, in der ein Unschuldiger mit ähnlicher Maske zu Tode kommt. All dies wurde in den späteren Teilen wieder aufgegriffen. Das Ende bietet darüber hinaus einen relativ endgültigen Abschluss für Myers und Loomis, der – wäre es denn bei diesen zwei Filmen geblieben – ein würdiges Finale der beiden Erzfeinde gewesen wäre.

Im Großen und Ganzen ist Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück somit eine sehr homogene Fortführung der Geschichte, mit demselben Stil und gleichen Darstellern, trotz der kompletten Überflüssigkeit des Konzepts ist der Film, der in keinster Form mit dem fabelhaften Erstling mithalten kann, kein schlechter. Myers funktioniert auch hier als effektvoller Boogeyman, Curtis und Pleasence sorgen für Sympathie und Carpenters Soundtrack schafft ein weiteres Mal angenehm unheilvolle Stimmung.

Fazit:
Der zweite Halloween vermag es nicht an seinen ruhmreichen Vorgänger heran zu reichen, ist aber dennoch eine akzeptable Fortführung .

6 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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