BG Kritik: „Jennifer’s Body – Jungs nach ihrem Geschmack“

12. September 2018, Christian Mester

Jennifer ist das schönste Mädchen der Stadt Devil’s Kettle, die allerdings am Gesäß der Welt zu liegen scheint und demzufolge tierisch langweilig ist. Die Kleinstadtdiva hat eine enge Freundin namens Needy (Amanda Seyfried), die sie schon seit ihrer frühsten Kindheit begleitet und die im Gegensatz zu ihrer ständig aufgebrezelten Freundin eine treue Beziehung zu einem netten Jungen pflegt. Alles ändert sich eines Abends, als die zwei sich das Konzert einer vorbei ziehenden Rockband ansehen und Jennifer danach von ihnen verschleppt wird. Tief im Wald fesseln die Musiker sie und erklären ihr, dass sie vorhaben dem Satan eine Jungfrau zu opfern, um so endlich Erfolg mit ihrer Musik zu haben. Gesagt, getan, doch das Ritual schlägt fehl, da Jennifer genau genommen keine Jungfrau mehr war. Die vermeintlich Tote kehrt zurück und ist fortan von dämonischen Kräften vergiftet, die ihr Heißhunger auf Menschenfleisch machen. Während Needy der Sache langsam auf den Grund geht, hat Jennifer ihre Mitschüler zum Fressen gern. …

Kritik:
Horrorfilme haben schon immer ein Faible für das schöne Geschlecht gehabt, weswegen es nicht selten vorkommt, dass rein zufällig bildhübsche, sportliche und vollbusige junge Frauen vor bösen Mördern davon laufen, im Film duschen gehen oder mit weißen Blusen durch verregnete Szenen hasten. Auf die Spitze treiben will das nun Karyn Kusama, die sich mit Megan Fox das wohl angesagteste Starlet der Gegenwart schnappte, um mit ihr einen waschechten Horrorfilm zu machen. Fox war ja bislang nur als ansehnliche Dekoration in den ersten beiden Teilen von „Transformers“ zu sehen (Teil 3 kommt 2011) und wollte nun endlich auch einmal zeigen, dass sie mehr als nur gut aussehen kann.

Dabei helfen sollte ihr die Autorin Diablo Cody, eine ehemalige Stripperin, die für ihr erstes Drehbuch der kultigen Komödie „Juno“ direkt einen Oscar bekam. „Jennifers Body – Jungs nach ihrem Geschmack“ ist nun Codys zweites Projekt, dem man aufgrund der Besetzung mit hoher Skepsis entgegen sehen durfte. Ob die Fox etwas aus dem wahrscheinlich guten Material machen würde? Klar war jedenfalls, dass der Film zumindest einiges für die Augen bieten würde.

Keine Frage, der Film ist sehr hübsch anzusehen, was allerdings nicht bloß an Hauptdarstellerin Megan Fox liegt, die selbstredend gut in Szene gesetzt wird. Nicht nur, dass der Film sehr harmonisch inszeniert ist, er hat viele interessante Kameraeinstellungen und fängt die eher trostlose Gegend der Kleinstadt in reichlich schicken Bildern ein. Auch die Musik kann sich hören lassen, da sie stets gut zur Szenerie passt und mit ungewöhnlicher Liederauswahl das ein oder andere Mal überraschen mag.

Leider ist das so aber auch schon beinahe alles, was man positiv in Erinnerung behalten kann. Als Horrorfilm ist „Jennifer’s Body“ recht schwach, was an verschiedenen Aspekten liegt. Zum einen sind die Charaktere recht unsympathisch. Jennifer selbst ist eine selbstverliebte, stupide und einfältige Dorfpomeranze, die nach ihrer Verwandlung zwar tödlicher, aber nicht interessanter wird. Needy ist als typisches Mauerblümchen, die später selbst gegen ihre Freundin vorgehen darf noch halbwegs annehmbar, doch der Rest der Besetzung ist gesichtsloses Monsterfutter. Daher hinterlassen auch alle die Szenen, in denen Jennifer als mordgierige Nymphe auf ihre Opfer losgeht, keinen Eindruck, da sich jeweils zwei uninteressante Figuren gegenüber stehen.

Zum anderen ist der Horror selbst ein Witz, denn abgesehen von ein, zwei Schreckmomenten und etwas Blut ist Jennifers Körper eine völlig harmlose, erschreckend handzahme Geschichte, die weit hinter möglichen Erwartungen zurückbleibt. Es bleibt unverständlich, wieso es von der FSK für diese laue Nummer keine Jugendfreigabe als Wertung bekam. Wer sich von dem Film wenigstens nackte Haut der Fox erwartet, wird maßlos enttäuscht sein, denn abgesehen von kleinen Andeutungen gibt es nichts Derartiges zu sehen. Jennifer schwimmt zwar einmal nackt durch einen See und zieht sich vor einem Schüler aus, allerdings wird es so konservativ eingefangen, dass man nichts sieht.

Schauspielerisch kann Fox auch nichts groß zeigen, da Jennifer eine recht simple Figur ist und im Laufe des Films keine größeren emotionalen Wandlungen durchmacht. Das Böse an zeigt sich im Grunde immer nur darin, dass sie finster lächelt und nach versuchter Verführung wie ein typischer Vampir zubeißt. Inhaltlich bleibt auch nicht viel, da es eine sehr vorhersehbare Geschichte ist, die ohne größere Überraschungen in einem wohl unvermeidlichen Showdown endet, der kurzweilig sogar richtig albern wird. Spätestens, wenn Jennifer anfängt zu fliegen und sich aufmacht, ihre letzten vermeintlichen Freunde aufzuessen, darf man sich enttäuscht zurücklehnen und sich fragen, wer das so genehmigt hat.

Was das Dämonische betrifft, so gibt es keine speziellen Effekte, da sich Jennifer nur geringfügig verwandelt. Statt kreativem, aufwendigen Monster Make-Up gibt es in der Hinsicht nur langweilige verlängerte Zähne und Pupillen, die ihre Farbe ändern. Mit etwas mehr Witz, mehr Haut und ausfallenderen 18er-Szenen hätte man vielleicht darüber hinweg sehen können, dass die Story dünn und spannungsarm ist und die Charaktere blass bleiben, so wirkt es aber wie die geschnittene TV-Fassung eines wesentlich gewagteren, besseren Films.

Fazit:
Jennifers Körper ist ganz nett anzusehen, hat aber nicht viel zu bieten. Rein, raus und bald vergessen.

4 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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