BG Kritik: „Predator 2“
PREDATOR 2 (1990)
Regie: Stephen Hopkins
Cast: Danny Glover, Bill Paxton
Story:
Auf dem Plakat steht zwar dass er „zurück sei“, doch das stimmt so nicht ganz. Es geht um einen neuen Vertreter derselben Spezies der Predators, den es ebenfalls auf die Erde verschlägt. Anstatt sich wie sein Arbeitskollege in den Dschungeln Südamerikas auszutoben, jagt dieser jedoch in den Straßen von Los Angeles. Sein Pech, dass er die Rechnung ohne den abgebrühten Cop Harrigan (Danny Glover) gemacht hat…
Kritik:
Als es Arnold Schwarzenegger 1989 ablehnte, in einem neuen „Predator“ mitzuspielen, dürften sämtliche Producer des zweiten Films enttäuscht die Schultern hängen lassen. Der erste Teil war in erster Linie wegen ihm ein großer Erfolg geworden, weswegen seine Absage Zweifel am Zweiten schürten. Schwarzenegger hatte argumentiert, dass ihm die Wegverlegung aus den Dschungelgebieten nicht besonders zusagen würde, doch gerade das sollte eine der besten Ideen des Sequels sein.
Man hätte das Konstrukt des ersten Films dreist kopieren können, doch den Machern schwebte eine neue Richtung vor. Sie wollten die einseitige Figur des Predators nehmen und sie unter anderen Konditionen neu vorstellen. Im Dschungel war er der überlegende Jäger gewesen, im Betondschungel ist er nun inmitten seiner Feinde und zuweilen selbst ein Gejagter. Jagd und Beute, sowie Rangordnungen sind das zentrale Thema des zweiten Films. Der Predator ist ein Menschenjäger, der von einer vermeintlich clevereren Sondereinheit (u.a. Gary Busey) gejagt wird; Cop Harrigan hingegen jagt den Predator, sein dusseliger Arbeitskollege (Bill Paxton) Röcke, Gangs von Los Angeles sich gegenseitig und der Predator die Stärksten von ihnen. Harrigan wird von Buseys Sondereinheit ausgeschlossen, während der Predator mit wachsendem Hohn beobachtet, dass man ihm kleinbei kommen will. Der Film dreht die Prämisse des ersten Teils somit schnell um: ein Großteil der zweiten Hälfte besteht aus einer fulminanten Verfolgungsjagd, in der Harrigan dem unsichtbaren Killer hinterher stellt. Der neue, anscheinend jüngere Predator (trotz gleichen Darstellers) ist kein so erfahrener Krieger wie der aus dem zweiten, doch seine Schwäche relativiert sich mit neuen Gadgets, neuen Hints der Predator-Kultur und der Tatsache, dass Gegenspieler Harrigan kein muskelbepackter Kriegssoldat, sondern lediglich ein Cop (wenn auch ein ausgesprochen harter) ist.
Einige der bemerkenswertesten Elemente des ersten Films waren das langsame Kennenlernen der unheimlichen Kreatur und der schweißtreibende Überlebenskampf gegen diese. Im zweiten fällt das offensichtlicher Weise ab, wird aber in vielerlei Hinsicht mühsam variiert. Neben neuen Gadgets setzt Hopkins, der an McTiernans Arbeit nicht ganz heranreicht, aber überdurchschnittlich und angenehm temporeich vorgeht, auf eine ungewöhnliche, abwechslungsreiche Handlung. „Predator 2“ ist somit ein wenig unberechenbarer als sein Vorgänger und überrascht bis zum Ende mit nicht unbedingt fesselnderer, aber schmackhafter Action-Dramatik (ein Angriff in einer U-Bahn wird zum Highlight, ein Duell in einem Tiefkühlhaus zum Kracher), Ähnlich wie im ersten Film setzt man auch hier auf eine visualisierte ansteigende Hitze (weswegen es für Fans ausgesprochen fragwürdig war, „Alien vs. Predator“ in der Arktis zu platzieren).
Danny Glover, der bis heute fraglos zu selten in Hauptrollen zum Zuge kam, hatte 1989 gerade zwei „Lethal Weapons“ und Steven Spielbergs Oscar nominiertes Drama „Die Farbe Lila“ hinter sich. Seine Performance in „Predator 2“ orientiert sich an der übertriebenen Männlichkeitsschiene des ersten Films, übersteigt die Grenze des Ernstzunehmbaren jedoch des Öfteren. Wenn er und Paradedrecksack Gary Busey (beide waren zuvor Gegner im ersten „Lethal Weapon“) sich gegenseitig spuckend anfauchen und in wütender Cholerik enden, darf man getrost schmunzeln. Glover spielt seine Figur als übertriebene, fast comic-hafte Gegenreaktion auf die für den Comic-Ton überspitzte Polizei- und Gangdarstellung einer möglichen nahen Zukunft (brisant: zwei Jahre später sollten tatsächlich Bürgerkriegs ähnliche Zustände in Los Angeles wüten). Glover ist gut, über alle Maßen motiviert und in seinem überschwallendem Ehrgeiz recht ansteckend – am ehesten erinnert er an Carl Weathers‘ Figur aus dem ersten Film. Die beste Unterstützung ist Alan Silvestri, der einen neuen, ebenfalls peitschenden Score beiträgt.
Glover ist umringt von einigen bekannten Gesichtern wie Maria Conchita Alonso („The Running Man“), Bill Paxton („Terminator“, „Aliens“), Robert Davi („Lizenz zum Töten“) und Ruben Blades („Es war einmal in Mexico“), die im direkten Vergleich mit Schwarzeneggers Crew jedoch nicht standhalten können. Es sind akzeptable Nebenfiguren, doch abgesehen von einem kleinen Auftritt Gary Buseys gehört der Film einzig und allein Harrigan und dem Predator. Deren Zwist ist ähnlich actionreich und Blei gefüllt wie der erste Film, lässt aber Details in der Regie, der Spannung und den übrigen Figuren missen. Einen Tiefpunkt findet das Sequel in zwei lustig gemeinten Szenen, in denen der Predator einmal spricht und später im Badezimmer zweier Rentner landet. Unnötige Momente, die den ansonsten blutigen und düsteren Action-Streifen für Bruchteile miserabel aussehen lassen. Ein kurzer Blick, dessen Rückblick Besseres, sogar überaus empfehlenswertes zeigt. Praktisch ist, dass man den ersten Teil nicht einmal gesehen haben muss, als Kenner jedoch einen Verweis auf jenen bekommt. Kenner kennen auch jenen speziellen Tierschädel, der im Showdown an einer der Raumschiffwände zu sehen ist…
Fazit:
An den legendären Vorgänger reicht er nicht heran, doch „Predator 2“ ist ohne Zweifel ein starkes Sequel mit vielen guten Einzelelementen, das sich im Genre nicht zu verstecken braucht.
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