BG Kritik: „Black Death“

13. September 2010, Christian Mester

Im Jahre 1348 steht der junge Mönch Osmund (Eddie Redmayne) vor einem Dilemma. Einerseits weiß er die sicheren Mauern seines Klosters zu schätzen, andererseits muss er eiligst hinaus. Eine hübsche junge Frau schwebt in Lebensgefahr, da es in der Gegend gerade zum Trend wird, Frauen Hexen zu nennen und sie grausame Tode sterben zu lassen. Da es sich bei dem Mädchen um seine heimliche Freundin handelt, ergreift er demnach die erstbeste Gelegenheit, das Kloster verlassen zu dürfen.

Als Wegweiser für ein paar vorbei ziehende raue Ritter hilft er diesen durch einen tiefen Wald, nur um sich kurz darauf alleine abzusetzen. Am vereinbarten Treffpunkt findet Osmund jedoch nur noch blutverschmierte Kleidungsfetzen seiner Freundin vor, worauf er verzweifelt aufgibt und den Kämpfern seine Treue schwört. Unter der Führung des rauen Ulrich (Sean Bean) beabsichtigen diese, einen berüchtigten Nekromanten zu fangen, der in der Lage sei, Tote wieder zum Leben zu bringen.

BLACK DEATH (2010)
Regie: Christopher Smith
Cast: Eddie Redmayne, Sean Bean

Kritik:
Als Ex-Bond Bösewicht Sean Bean das letzte Mal mit Schwert und Schild durch die Gegend rannte, half er Achilles, „Troja“ zu erobern. 2010 ist das sechs Jahre her. Genau so lange wie das Filmdebüt des Regisseurs seines neuen Films, Christopher Smith, der sich damals mit dem gruseligen. „Creep“ als interessanten Neuling vorstellte. Es folgten „Severance – Blutiger Betriebsausflug“ und „Triangle – Die Angst kommt in Wellen“, die zwar weiterhin nur im kleinen Kreis bekannt sein dürften, darin aber sehr geschätzt werden.

„Black Death“ hat nun auch seine schaurigen Elemente, ist aber erstmals kein Horrorfilm. Das Schaurigste darin ist das Zeitalter selbst, in dem an jeder Ecke fiese Raubmörder lungerten, so freudig wie bei „Dungeon Keeper“ gefoltert wurde und die todbringende Pest umging. Fünf Monate nach „Robin Hood“ also der nächste Mittelalterfilm, allerdings hatte Smith für seinen gerade einmal einen Bruchteil des Budgets der Mammutproduktion zur Verfügung. Ob es für eine ordentliche Umsetzung reichte?

Am ehesten lässt sich „Black Death“ wohl als Ritterfilm mit Mystery-Elementen beschreiben, da es lange Zeit unklar bleibt, ob die übernatürlichen Elemente des Totenerweckers und der Hexerei nun wahr sind oder nicht. Smith spielt sehr geschickt mit den Erwartungen und spannt lange effektvoll auf die Folter. In erster Linie wird diese Spannung durch den finsteren Ton des Films geschaffen, da Smith sich darauf konzentriert, die Welt dieser Epoche möglichst realistisch darzustellen. Tod und Verderben lauern hier sichtlich an jeder Ecke, was angenehm unbequem und sehr atmosphärisch inszeniert ist.

Gleichermaßen weiß aber auch die Handlung selbst zu überzeugen, die bis zum spannenden Finale gelungen unvorhersehbar bleibt. Smith jongliert dabei mit Elementen mehreren Genres, indem er mal dramatisch, mal actionreich, mal schaurig oder auch nachdenklich wird. Was auch passiert, Smith versucht stets, das Szenario möglichst glaubwürdig darstellen, was auch selbstredend Einfluss auf die Action hat.

In nahezu jedem Film mit Männern mit Schwertern treffen irgendwann zwei verfeindete Parteien aufeinander, bis von den einen irgendwann nicht mehr viel übrig ist. Das ist natürlich auch in „Black Death“ der Fall, und wer Smiths vorherige Filme kennt, weiß längst, dass der Brite gescheites Blutvergießen nicht scheut. Überraschenderweise wälzt sich der Film jedoch keine Minute lang in ausschweifendem Gore. Die verschiedenen Auseinandersetzungen sind zwar hart, werden jedoch relativ stumpf und trocken dargestellt. Smith versucht möglichst nichts zu verherrlichen oder romantisieren, weswegen es in diesem Fall keinerlei lässigen Oneliner oder cool gemeinte Kämpfe gibt.

Das stört allerdings nicht sonderlich, da die Darsteller mit dem Look des Films mithalten und das gute Drehbuch zu nutzen wissen. Das Poster des Films ist da etwas irreführend, denn obwohl Sean Bean („Silent Hill – Willkommen in der Hölle“, „Herr der Ringe“, „GoldenEye“) der wohl bekannteste Darsteller von allen ist, hat der junge Eddie Redmayne die tatsächliche Hauptrolle inne. Als ängstlicher Mönch mit Gewissensbissen ist er jedoch sehr gut und macht eine interessante Entwicklung durch, die den gesamten Film trägt. Smith spielt hier geschickt mit Glaubensfragen, Aberglaube und packender Mystery. Bean und seine Gefährten bleiben Nebenfiguren, bekommen selbst allerdings zahlreiche Momente spendiert. Sie überzeugen als raubeinige Recken, die ihre Menschlichkeit noch besitzen. Angenehm fällt auf, dass sie authentischer als die Krieger vieler anderer Filme wirken… und, dass einer von ihnen wie Klaus Kinski in „Aguirre – Der Zorn Gottes“ aussieht.

Fazit:
Nach dem Bombast-Mittelalterfilm „Robin Hood“ ist „Black Death“ zwar merklich kleiner, muss sich aber dennoch keineswegs verstecken. Spannend, atmosphärisch und gut gespielt, Pflichttitel für jeden, der Schwert- und Schildfilme mag.

7 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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