BG Schocktober Kritik: 13 Sins

2. Oktober 2020, Michael Essmann

Auch dieses Jahr wollen wir euch mit Horrortipps für den schaurigen Oktober nicht alleine lassen und bieten deshalb täglich einen neuen Beitrag aus unseren Horror-Archiven…und nicht immer muss es ein Tipp sein, sondern auch mal eine Warnung…

13 Sins (US, 2014)
Regisseur: Daniel Stamm
Cast: Mark Webber, Ron Perlman, Tom Bower

Story:
Ein junger Mann bekommt einen anonymen Anruf, welchen er zunächst für einen Streich hält. Er soll 13 Aufgaben lösen, und wenn ihm dies gelänge, würde er mit einem Millionenbetrag belohnt. Wie weit würde man gehen, um nicht nur aus einer finanziellen Notlage heraus zu kommen, sondern auch noch für immer ausgesorgt zu haben? Dieser und weiteren Fragen muss ich auch „13 Sins“ Protagonist Elliot Brindle (Mark Webber) stellen, denn dieser steckt mitten in sich über im aufzutürmen drohenden finanziellen Schwierigkeiten, nachdem er soeben – wegen einer menschlich und moralisch nachvollziehbaren Entscheidung – seinen Job verloren hat.

So steht Elliot nicht nur unmittelbar vor der Hochzeit mit seiner – zudem schwangeren – Verlobten Shelby (Rutina Wesley aus „True Blood“), nein, auch droht sein geistig behinderter Bruder Michael (Devon Graye aus „Dexter“) aus dem Heim zu fliegen, sofern Elliot nicht weiter für dessen Unterbringung zahlen kann. Dies und mehr lastet bereits auf den verdammt schmalen Schultern von Elliot Brindle, und als er glaubt, Alles könne nicht schlimmer werden, bekommt er einen Anruf. Ihm wird mitgeteilt auserwählt zu sein, an einem besonderen, 13 Aufgaben umfassenden Gewinnspiel teilzunehmen, welches all seine Probleme lösen könnte.

Der unbekannte Anrufer erweist sich hierbei bereits nach wenigen Augenblicken als verdammt gut informiert, Elliot offensichtlich live beobachtend, und finanziell liquide, da die Stimme dem vor dem Bankrott stehenden Mann eintausend Dollar dafür biete, die mit ihm im Auto hockende Fliege zu erschlagen. Gesagt getan, bekommt Elliot nur Sekunden später eine SMS seiner Bank, welche den Eingang von besagten tausend Dollar vermeldet. Er beginnt sich auf das Spiel einzulassen, welches ihm nach erfolgreichem Lösen der 13. Aufgabe, eine Gewinnsumme von 5,7 Millionen Dollar offeriert. Ein makaberes Katz-und-Maus-Spiel mit viel Blut und schwarzem Humor beginnt.

„13 Sins“ ist ein US-Remake des thailändischen Films „13 Beloved” (auch bekannt als “13: Game of Death“), welches vom deutschen Regisseur Daniel Stamm („Der letzte Exorzismus“) mit einigen Freiheiten und deutlichen Änderungen geschrieben und inszeniert wurde. Die Geschichte wurde somit nicht vollständig zuvor verfilmt, ist aber eben auch nicht ganz neu, und erinnert zudem an den letztjährigen Fantasy Filmfest-Teilnehmer „Cheap Thrills“, in welchem ebenfalls Normalos in finanziellen Schwierigkeiten für Geld dazu gebracht wurden, gewisse Aufgaben zu übernehmen. Ähnlich nun auch im in New Orleans angesiedelten „13 Sins“, dessen Aufgabenspektrum sich erwartungsgemäß von Runde zu Runde steigert, und deren Inhalt oft schwerer sind, als anfänglich vermutet. Was beispielsweise so schwer daran sein kann, eine bestimmte Person abzuholen, und mit ihr im Diner um die Ecke einen Kaffee trinken zu gehen, muss alsbald auch Kandidat Elliot herausfinden. Denn nach dem anfänglichen Fliege für eintausend Dollar erschlagen wird es zunehmend schwieriger, gewagter und vor allem moralisch betrachtet weniger vertretbar, so dass alsbald auch die Polizei auf Elliots Treiben aufmerksam wird. Allen voran Detective Chilcoat (Ron Perlman). Wie schnell die Polizei hier eins und eins zusammen zu zählen vermag, scheint zwar etwas zu fix gehen, treibt aber den Storypuls voran. Überhaupt kennt der Film nur wenige Ruhephasen. Denn dank des levelartigen Aufbaus kommt „13 Sins“ beinahe ohne Füllerszenen aus, und kann so extreme Leerlaufphasen weitestgehend verhindern. Auch nutzt man geschickt die unterschiedlichen und auch abwechslungsreichen Aufgaben dazu, den einzelnen „Leveln des Spiels“ eine spezielle Note zu verpassen, und so auch mal aus dem Grund-Genre des Thrillers heraus zu switchen, und mit Phasen des Splatters aufzustocken. Trotz einiger dieser saftigen Szenen vergisst Regisseur Stamm dabei auch Humor nicht, und lässt immer wieder eine tiefschwarze Portion davon in seinen Film einfließen. So entsteht ein nettes Potpourri, in dem sich Thriller, Splatter und schwarze Komödie die Hand reichen, um als Glieder einer Szenenkette zu wirken.

© Dimension Films

Leider dabei nicht gänzlich oder dauerspannend, und auch wenn die Figuren auf dem Papier genug Tiefen und Beweggründe haben mögen, nehmen sie einen nie richtig mit. Hauptakteur Mark Webber erweist sich als ordentlicher Darsteller, welcher die Wandlung vom 2 Minuten Ei, zum cool agierenden und reagierenden Typen gut meistert, dem aber der letzte Pfiff zum intensiven mitfiebern fehlt. Und auch diverse Kniffe und Wendungen in der Story, funktionieren nur auf dem Papier. Glücklicherweise schien sich Regisseur Daniel Stamm aber vollends darüber im Klaren zu sein, was sein Film sein kann und soll, und was eben nicht. So wirkt „13 Sins“ sehr zielfokussiert inszeniert, und sollte offenkundig „nur“ unterhaltsame Genre-Kost sein, nicht mehr und nicht weniger. Das mag nicht besonders anspruchsvoll sein, funktioniert aber recht gut, und lässt einen (un)gemütlichen und unterhaltsamen Film bei rum kommen, welchem allerdings das Kino verwehrt bleibt. Was nicht verwunderlich sein sollte, da man im limitierten US-Release in 46 Kinos, ca. 9000 Dollar erwirtschaften konnte. Im Heimkino sollte „13 Sins“ allerdings sein Publikum finden, denn inszenatorisch geht das soweit Alles gut klar, wirkt wertig und vor allem schick und ohne sichtbare digitale oder sonstige Schnitzer. Nur nachdenken darf man als Zuschauer besser für keine Sekunde, da das Handlungskonstrukt sonst unmittelbar in sich zusammen fallen würde, denn die Geschichte steht nicht nur auf wackligen Beinen, nein, sie wurde dazu auch noch auf einem Fundament aus Sand und hanebüchenen Verschwörungstheorien gesetzt. Nachdenken verboten! Wer das berücksichtigen kann, sollte Spaß an Ellios Sünden-Trip haben, und es wie mit einer Achterbahnfahrt in einem Vergnügungspark halten: zurücklehnen, festhalten, Spaß haben und einfach die leicht holprige Fahrt genießen.

Fazit:

Ein nicht logisch durchdachter, aber grundspaßiger und vor allem kurzweiliger Mix aus Splatter, Thriller und schwarzem Humor, welcher zwar moralische Fragen aufwirft, sich aber deren Beantwortung eher verweigert.

5,5 / 10

Autor: Michael Essmann

Ein B-Movie Freund, der seit einigen Jahren in Köln heimisch ist und dort erfolgreich Design studiert hat. Seitdem schiebt er u.a. Pixel hin und her.

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