BG Kritik: „xXx 3: Die Rückkehr des Xander Cage“

16. Januar 2017, Christian Mester

Als Xanders alter Mentor Gibbons bei einem Auftrag ums Leben kommt, stellt der Geheimagent und Extremsportler ein internationales Team zusammen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Wer steckt hinter dem kaltblütigen Mord? Und wie kann man es mit einem Surfbrettmotorrad lösen?

XXX: Die Rückkehr des Xander Cage
XXX: Return of Xander Cage (US 2017)
Regisseur: DJ Caruso
Cast: Vin Diesel, Donnie Yen, Ruby Rose, Deepika Padukone

Kritik:
Satte 15 Jahre ist es her, dass Vin Diesel zum ersten Mal als tätowierter Skater-Surfer-Fallschirmproll-Spion unterwegs war und feindlichen wie auch verbündeten Agentenkollegen das Leben schwermachte. Der Film, für den er damals 2 Fast 2 Furious aufgab und der zu einem neuen Bond Franchise werden sollte, so die Idee, erlebte fast dasselbe wie seine Autoreihe. Auch hier kam Teil 2 ohne ihn aus, und auch hier kehrte er nach einiger Zeit wieder zurück.

Auffälliger ist allerdings, dass der 49jährige hier in eine Rolle zurückslidet, die eigentlich äußerst jugendlich geschrieben ist. Zwar ist ein Weltskater Tony Hawk, der fraglos Vorbild für das Konzept war, auch heut noch fit, flink und fähig, doch es bleibt nicht aus, die ein oder andere Stirn zu runzeln, wenn der kahle Klops Diesel mit deutlich jüngeren abhängt, aber bündig dazu gehören will. Bei wem es nicht so auffällt: beim noch älteren Donnie Yen, der sich ausschließlich vorbildlich ernähren muss, um derart jung aussehen zu können.

Im Groben und Ganzen ist die neue Mission dieselbe wie zuvor. Korrupte Regierungselemente versuchen an ein wirkungsvolles Gadget zu kommen, was Cage verhindern soll. Inspiriert vom Erfolg der Fast & Furious Filme und mit cleverem Blick auf das aufblühende asiatische Kinopublikum arbeitet Cage dieses Mal mit einem multinationalen Team zusammen, bestehend aus diversen jenseits bekannten Gesichtern: dem chinesische Megastar und Boyband-Ex Kris Wu, Bollywood-Queen Deepika Padukone, der thailändische Tony Jaa aus Furious 7, die bulgarische Nina Dobrev aus The Vampire Diaries, sowie die beiden Australierinnen Ruby Rose aus John Wick 2, Resident Evil 6 und Orange is the new Black und Toni Collette. Selbst der brasilianische Fussballer Neymar kriegt eine Szene spendiert, um den Kontinent auch noch mitzunehmen. Dazu gibt’s die typische XXX Macho-Attitüde, Extrem-Stunts (mit Skiern durch einen Dschungel oder mit einem Motorrad übers Wasser) und den serientypischen Griff zu jeder Menge CGI – wie man es sich vorstellen würde.

Das ist alles okay, hat man des Abends selbst für diesen Film geringen Anspruch. Dann gleitet die Rückkehr des Xander Cage verschmitzt und tolerabel durch hochkonzentrierte Kurzweiligkeit, doch nimmt man es ein klein wenig strenger, dann fehlt was. Dafür, dass Diesel so lange auf ein Sequel gehofft hat, erscheint der Film hastig zusammengestellt. Alle Teamkollegen sind eindimensional und haben nahezu null Chemie zueinander. Im Gegensatz zum Fast-Team gibt’s hier keine Familie. Wenn Diesel, Padukone und Yen zusammen am Tisch sitzen und sich scharfe Granaten zukullern lassen, müsste Thrill aufkommen, oder zumindest Spaß, doch dieses Team will nie wirklich zusammenkommen. Was bei Mission: Impossible seit Teil 4 besser geklappt hat, verfehlt hier seinen Effekt. Besser wäre es tatsächlich gewesen, XXX als Ein-Vin-Show zu behalten.

Vielerorts kommt es zur Verzweiflung. Padukone will forciert heiß wirken, Yen forciert cooler als Diesel, und wenn sich Dobrev und Rose gegenseitig billige Anmachen zuschnurren, als sei es eine Cosplay-Show, kann man nur beschämt mit dem Kopf schütteln. Es ist kein Vergleich zum Esprit, den Diesel im ersten Teil mit Asia Argento hatte. Mitschuld am Larifari-Ton des ganzen hat dann auch Boss Diesel selbst, da er sich den gesamten Film über grinsend zurücklehnt und für seine Figur alles ein Klacks ist. Der erste Teil fiel deswegen unterhaltsam aus, weil Wirbelwind Cage erstmals außerhalb seiner Komfortzone unterwegs war. Weil es Spaß machte, zu sehen, wie sich dieser Typ in brenzligen Situationen machen würde, und weil es Momente gab, in denen es ernst wurde und ihm das Lachen verging. Dass der neue Film mit einem überaus lachhaften Nicht-Twist endet, bricht ihm dann fast die Rollen vom Brett. Fast könnte man meinen, Diesel würde kurz vom Dreh eingeblendet, lachend und scherzend, dass der richtige Film dann demnächst dann zu sehen sein wird und das jetzt nur ein Späßchen für seine Facebook-Seite mit seinen 100 Millionen (!) Followern ist. Ist es aber dann nicht.

DJ Caruso hat bisher recht okaye Filme inszeniert: Taking Lives, Disturbia, Eagle Eye, Salton Sea, Ich bin Nummer Vier. Nichts für die Ewigkeit, nichts für die Tonne. XXX 3 schlittert nah am unteren Rand entlang, kann sich aber noch festhalten. Noch.

Fazit:
Jeder, der die Fast & Furious Filme gern als billigen Schmarn verteufelt und als qualitätslosen Quatsch talentloser Loser bezeichnet, kann an ähnlichen Filmen wie diesen erkennen, wie viel mehr Spaß die machen, wie viel besser die Action inszeniert ist und wie wenig Konzepte aufgehen, wenn Crew und Regie nicht sonderlich harmonieren. Ein passabler Film für kleinste Kurzweiligkeit, doch wenn Vins wirklicher Anspruch hier und bei seinem letzten Herzensprojekt The Last Witch Hunter durchscheint, bleibt es eher vindiskutabel.

4/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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