BG Kritik: „Final Destination 4“

12. September 2015, Christian Mester

Nick sitzt eines Tages mit seinen Freunden Lori, Hunt und Janet auf der Tribüne eines Autorennens und ahnt, wie sie in Bälde durch ominöse Zufälle zermatscht, aufgespießt und erschlagen werden. In Panik jagt er sie also aus dem Stadion, wobei sich ihnen durch gewisse Umstände rasch noch ein paar andere anschließen. Erst sauer über den frühen Aufbruch und die Störung, sind alle Beteiligten plötzlich heilfroh und ihm dankbar, als ihre Sitzplätze wie vorrausgesagt tatsächlich in Flammen aufgehen…

regie : david r. ellis
cast : wayne cares

Vor neun Jahren kam der erste „Final Destination“ in die Kinos, der nach all den Slashern der 90er Jahre ausnahmsweise einmal einen relativ originellen Aufhänger für einen Horrorstreifen hatte: was, wenn der Mörder zur Abwechslung einmal der Tod selbst wäre? Und was, wenn der Tod dazu auch noch eine reichlich verspielte Ader hätte? Einfach nur mit dem Finger zu schnippen und alle mit Malaria anzustecken wäre wohl eher unspektakulär, deswegen macht er sich lieber einen Spaß daraus, möglichst absurde Unfälle in die Wege zu leiten. Das neuartige Konzept sollte sich auch als wahre Goldgrube erweisen, denn die erste finale Bestimmung konnte 2000 gleich das Fünffache seines Budgets wieder einspielen – ein voller Erfolg.

Da ja nun jeder Horrorfilm, der nur halbwegs grüne Zahlen schreibt in die zweite Runde gehen darf, folgte der unvermeidliche „Final Destination 2“ drei Jahre später, und das sogar mit fast der gleichen Story. Bis auf kleinere Verweise auf den ersten Teil war er offensichtlich eine direkte Kopie des Originals, nur halt mit nahezu komplett neuen Gesichtern, die in neuen, verdammt bösen Unfällen ihr Leben ließen. Das schien aber niemanden merklich zu stören, denn Teil 2 wurde ebenfalls ein Hit und ebnete den Weg für einen weiteren, der 2006 folgte. „Final Destination 3“ mit John McClanes Tochter aus „Stirb Langsam 4.0“, Mary Elizabeth Winstead legte sogar frech noch weitaus weniger Wert auf eine vernünftige Geschichte und war letztendlich nichts anderes, als eine reine Aneinanderreihung plumper, bizarrer Todesszenen. Kinobesuchern reichte das aber offenbar, denn sie kamen in Scharen und schauten sich liebend gern an, welche verrückten Ideen die Macher wohl dieses Mal hatten.

Die Idee ist mittlerweile also zum Selbstläufer geworden, die in dieser Woche nach gewohnt dreijähriger Pause mit „Final Destination 4“ pünktlich in die nächste Runde geht. Natürlich bietet auch dieser Teil nichts Neues, warum auch, stürzt sich allerdings auf einen wiederbelebten Trend der 80er: auf 3-D. Am Steuer? David R. Ellis, der schon den zweiten, von Fans der Reihe als den Besten bezeichneten inszeniert hat.

Da der Film in erster Linie übrigens für die mittlerweile wieder aufkommenden 3-D Kinos entwickelt wurde, sind die meisten der enthaltenden Kills übrigens recht speziell gemacht; das heißt, dass andauernd irgendwelche spitzen Stangen nach vorn ragen und diverse Gegenstände wie Steine, Klingen und Reifen in die Kamera fliegen, was in der 3-D Version sicherlich einen klasse Tiefeneffekt hat, in der normalen 2-D Fassung allerdings auf Dauer etwas irritieren kann.

Im Film dreht sich im Grunde alles wieder nur um die vielen ausgeklügelten Unfallszenen, die wie üblich bitterböse und schon fast derart cartoonhaft blutig ausfallen, dass man sich des Öfteren *meep, meep* an den Road Runner und den Kojoten erinnert fühlt. Regisseur David R. Ellis versucht demzufolge auch gar nicht erst, seinen Helden Persönlichkeit zu verleihen oder sich mit sonstigem Schnickschnack aufzuhalten, der ja in Filmen generell sonst üblich ist. Ganz im Sinne reiner Kurzweil springt „Final Destination 4“ stattdessen mehr oder weniger einfach nur direkt von Kill zu Kill; alles andere dazwischen ist reiner Lückenfüller.

Das wäre ja in Ordnung, besäßen die Morde die Qualitäten die der ersten beiden Filme. Im ersten gab es rückblickend noch bei jeder der Szenen eine gewisse Spannung, Dank der man halbwegs mitfiebern und miträtseln konnte, was ihnen wohl als nächstes passiert. Der zweite hingegen besaß zwar schon merklich weniger Geduld, hatte dafür jedoch ein paar wirklich denkwürdige Momente. Fast jeder erinnert sich heut beispielsweise an die epische Karambolage am Anfang des zweiten Filmes, in der ein Polizist nähere Bekanntschaft mit einem fliegenden Baumstamm schloss, oder gar an die fallende Glasplatte. Der vierte Teil ist nun leider genau so austauschbar wie der dritte geworden, indem zwar alle der Todesszenen im Großen und Ganzen in Ordnung sind, letztendlich aber keinem je in Erinnerung bleiben werden. Es gibt zwar zwei herrlich böse Momente mit reichlich Potential (Rolltreppe und Waschanlage), das aber leider nicht so wirklich ausgeschöpft wird.

In Sachen Schauspieler gibt es eigentlich fast nur unbekannte Gesichter zu sehen, die allesamt ähnlich austauschbar wirken und nur geringfügig mit Talent gesegnet sind. Einzig der ältere Wachmann des Streckengeländes, der den Teenagern zeitweise hilft, dürfte einigen ein wenig bekannt vorkommen. Mykelti Williamson spielte 1994 Forrest Gumps Freund Bubba, der uns damals doch ellenlang erzählte, was man denn so alles Tolles mit Shrimps zubereiten kann.

Ellis schafft es auch nicht, den Film in irgendeiner sonstigen Form zu etwas Besonderem zu machen. Weder die Musik, noch die Effekte, noch die Kameraarbeit will in irgendeiner Form positiv auffallen; das Einzige was hier am laufenden Band immer wieder heraus sticht, sind Gedärme in 3-D.

Ist es also ein schlechter Film? Kommt wohl darauf an, was man erwartet. Wer sein Hirn gern an der Kasse abgibt und einfach nur 90 Minuten über ein paar schräge Todesszenen lachen will, der kann sicher einen Blick riskieren, vor allem in 3-D, doch wer auch nur ansatzweise Atmosphäre, Spannung, glaubhafte Figuren und andere elementaren Grundsätze guter, empfehlenswerter Horrorfilme erwartet, der wartet besser auf Besseres. Auch als Fan der ohnehin schon anspruchslosen Final Destination Filme sollte man sich damit abfinden, dass der vierte der bisher schwächste von allen ist und bis auf zweitklassige Kills nichts wirklich zu bieten hat.

Fazit:
Keine Frage, „Final Destination 4“ ist leider der bislang schwächste Teil der ganzen Reihe. Das einzige was hier herausstechen kann, ist das genutzte 3-D Gimmick, das aber nur in den jeweiligen Sonderkinos wirklich zur Geltung kommt – in gewöhnlichem 2-D ist er leider eine laue Fortsetzung.

3 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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