BG Kritik: „Hellboy – Die goldene Armee“

12. September 2015, Christian Mester

Im zweiten Teil von Hellboy geht es um einen bösartigen Elfenprinzen namens Nuada, der mit seiner Legion unheimlicher Kreaturen die Weltherrschaft an sich reißen will. Team Hellboy bekommt derweil einen neuen Anführer in Form von Johann Krauss, der gasförmig ist und in einem gesonderten Spezialanzug lebt. Fischmensch Abe Sapien verliebt sich dazu noch in die Schwester des Prinzen, und das Chaos ist perfekt…

Hellboy 2 – The Golden Army (2009)
Regie: Guillermo del Toro
Cast: Ron Perlman, Selma Blair, Luke Goss

Kritik:
Hellboy, die Verfilmung des Mike Mignola-Comics aus dem Jahre 2004 kam generell gut an, war vielen aber ein gutes Stück zu abgedreht. Eine Love-Story zwischen Mensch und Dämon? Nazi-Superkrieger und russische Magier? Wem das allerdings lag, der bekam ausgefallene Figuren, jede Menge verrückte Action und einen guten Schuss Humor, der dank des perfekten Castings von Ron Perlman als Hellboy genau passend kam. Einzig das ziemlich überdrehte Ende mit zu vielen Computerfiguren driftete unnötig ins Alberne ab, und schmähte somit ein wenig den Gesamteindruck.

Was im ersten als forciertes Spektakel endete, schreibt sich der zweite auf den Leib. Hellboy 2 ist größer, aufwendiger, fantasievoller und noch viel verrückter. Im Rahmen der verstoßenen Fantasywelt schaffen Guillermo und seine Armeen von Künstler – die schon in Pan’s Labyrinth und Blade 2 ihr Werk taten – hier ein äußerst abwechslungsreiches und bizarres Bild an Kreaturen und Orten, die absolut einzigartig sind. Wer Filme wie Die unendliche Geschichte, Der dunkle Kristall oder Labyrinth sein Eigen nennt, wird um diesen Film nicht drumherum kommen. Die Effekte und Kostüme sind derart detailliert und gelungen, dass alles andere als ein sicherer Oscar-Gewinn in der entsprechenden Sparte eine Beleidigung wäre – Hellboy 2 ist in Sachen Sets und Ausstattung der stärkste Film des Jahres.

Gelungen ist auch mal wieder die Besetzung. Ron Perlman ist einmal mehr
der zähneknirschende Held mit Hang zur großen Klappe, der seine Figur auch so überzeugend spielt, dass man die enorme Maskerade mit Leichtigkeit vergisst. Das gleiche trifft auch auf Abe Sapien, Liz und Neuling Johann Krauss zu, die allesamt sehr individuell gestrickt sind.

Highlight des Films ist ganz klar Luke Goss als böser Prinz Nuada, der sein zu Unrecht verstoßenes Volk befreien will und dafür auch über Leichen geht. Goss, der ehemals in einer britischen Boyband sang und schon in Blade 2 den Bösen gab, nimmt mit seiner Präsenz jede Szene für sich ein und beeindruckt mit sensationellen Zweikämpfen. Überhaupt ist die Action im zweiten Hellboy imposanter als noch im ersten: riesige Kreaturen verwüsten die Innenstadt, Nuada bittet zum Duell, schickt ihnen seine Lakaien auf den Hals und
riesige magische Maschinen drohen, Team Hellboy auf einen Schlag zu vernichten.

Sowohl von der Inszenierung als auch von den Effekten her lässt sich nichts bemängeln, allerdings fehlt ein ganz entscheidendes Element: die Ernsthaftigkeit. Zwar steht „mal wieder“ die Rettung der Welt auf dem Plan, doch lässt das ganze Szenario die Ernsthaftigkeit anderer Popcornfilme vermissen. Mit eindringlichen Ansprachen und einer späten Todesszene will Hellboy 2 ernst genommen werden, doch das nötige Gefühl kommt einfach nie auf. So wirken sämtliche Versuche das ganze mit Spannung zu versetzen, gezwungen und stören mehr oder weniger den Rest des Films. Dazu kommt ein fehlplatziertes Intro mit einem jungen Hellboy, sowie ein übertriebenes Happy-End, das klischeehafter nicht ausfallen könnte.

Es fällt auch schwer, sich in diesem Fall wirklich auf Hellboys Seite zu stellen. Nuadas Methoden sind hart, aber letztendlich ist er ein verzweifelter Sklave, der sein Volk aus seinem Gefängnis holen will. Er wird sogar von Nuada um Hilfe gebeten – jemand spricht eine Warnung aus, dass Hellboy später noch einmal eine bedeutende Gefahr für die Welt werden könnte – doch Hellboy bekämpft die Rebellen weiterhin eisern, als gäbe es keine Alternative. Es fehlt auch der menschliche Aspekt, fehlt doch dieses Mal der junge Agent Myers, der im ersten Film als Zuschauerperspektive mit im Geschehen agierte.

Dazu kommen so einige Logiklöcher und eine extreme Vorhersehbarkeit diverser Momente, die den weiteren Spaß trüben.

Fazit:
Hellboy 2: Die goldene Armee schlägt seinen Vorgänger durch grandioses Setdesign, umwerfende Kostüme und überzeugt durch rundum unterhaltsame Popcornaction. Bei all der Action vergaß man allerdings so einige Feinheiten, weswegen Hellboy 2 leider an der ganz großen Wertung vorbei fliegen muss.

7 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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