BG Kritik: „Der Mann, der niemals lebte“
Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) ist Spezialagent der US-Regierung und im nahen Osten tätig, da man hofft, dort einen höchst gefährlichen Terroristenanführer namens Al-Saleem zu schnappen. Dieser ist bereits für mehrere Anschläge in den USA und Europa verantwortlich und plant, die nicht-muslimische Welt dem Erdboden gleich zu machen. Zusammen mit seinem Vorgesetzten Ed Hoffmann (Russell Crowe), der ihn von seinem Büro in den USA aus unterstützt, arbeitet Ferris unter gefährlichen Bedingungen, die ihn täglich in Lebensgefahr bringen. Haarig wird es, als ein gefährliches Lügenkomplott genutzt wird, in das auch Jordaniens Sicherheitschef Hani Salaam (Mark Strong) verwickelt wird…
Body of Lies (2008)
Regie: Ridley Scott
Cast: Leonardo DiCaprio, Mark Strong, Russell Crowe
Kritik:
Dass der neue Film mit Leo DiCaprio und Crowe kein leichter Popcornstreifen werden würde, war abzusehen, aber genau genommen weiß Der Mann, der niemals lebte selbst nicht so ganz, wo er hin will. Dabei stimmt eigentlich alles. Wie zu erwarten war, ist Leonardo DiCaprio zum Beispiel wieder einfach große Klasse. Der Mann, der jahrelang für sein Pressebild des netten Mädchenschwarms belächelt wurde, hat sich ähnlich wie Brad Pitt im Laufe der Jahre zu einem der besten Schauspieler Hollywoods entwickelt, und das zeigt er hier auch wieder. Mit einer unheimlichen Intensität spielt er die Rolle des Mannes an der Front glaubhaft und sympathisch. Man fiebert mit ihm mit und schaut gebannt zu, was ihm wohl als nächstes passiert.
Etwas gelassener ist hier der ehemalige Gladiator Crowe, der mit deutlichem Übergewicht einen typischen Bürokraten spielt, der nichts von den tatsächlichen Gefahren zu schätzen weiß und das ganze mehr für ein großes Spiel hält. Was eine so gute Rolle wie die des dicken Seymour Hoffmans in Der Krieg des Charlie Wilson hätte werden können (die zu Recht Oscar-nominiert war), bleibt leider ohne wirkliche Höhepunkte zurück, und auch sein Zusammenspiel mit DiCaprio funktioniert nicht so gut wie erwartet.
Sehr überraschend dagegen ist der Brite Mark Strong, der äußerst glaubhaft und gut den jordanischen Minister für innere Sicherheit spielt, der immer wieder mit Ferris aneinander gerät und gleichzeitig faszinierend und bedrohlich wirkt. Seine Szenen mit Ferris gehören mit zum Besten am Film.
Wieso aber ist Der Mann, der niemals lebte kein echtes Highlight? Sein größtes Problem ist, dass es keinen wirklichen roten Faden gibt. Die Story beginnt recht spannend und bleibt es auch bis zum Ende, aber von der Handlung her gibt es einfach keinen Aufbau und keine Höhepunkte. So wie der Film anfängt und endet, könnte er auch noch 20 Stunden weiterlaufen.
Durch die durchweg hohe Intensität, die immer nur kurz anhält, wird der Film auch ein wenig anstrengend, da es scheinbar keine sicheren Momente gibt. Selbst eine minimal kleine Liebesgeschichte, die wirklich nur kurz angeführt wird, wird direkt wieder durch bedrohliche Elemente gestört und von unruhiger Musik untermalt.
Action sollte man eher keine erwarten, denn auch wenn im Film einige Male geschossen wird, vermittelt der Trailer einen völlig falschen Eindruck. Dies ist kein Actionfilm, kein Blood Diamond, und es gibt auch noch wesentlich weniger Action als in Operation: Kingdom. Zwar mehr als in München, aber Action sollte hier nicht der Grund sein, die Karte zu lösen. Vom Look her zeigt Scott auch mal wieder, wieso er mit zu den besten seines Faches gehört – die Story wird in großen Bildern erzählt, zieht einen direkt in den gefährlichen Strudel der Nahostgewalt und lässt von Anfang bis Ende nicht mehr los.
Fazit:
Wer etwas Geduld mitbringt, bekommt einen spannenden, top gemachten und sehr gut gespielten Nahost-Thriller, dem es allerdings etwas an Aufbau und Erfüllung fehlt.
7 / 10
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