BG Kritik: „Indiana Jones / Jäger des verlorenen Schatzes“

12. September 2018, Christian Mester

Dr. Henry „Indiana“ Jones (Harrison Ford) ist ein Geschichtslehrer, der in seiner Freizeit auf große Reisen geht und dabei Jagd auf besonders seltene Artefakte macht. Als ein paar Regierungsleute ihn auf die Fährte seines alten Mentors Abner Ravenwood schicken, der angeblich etwas mit einem historischen Fund und den Nazis zu tun hat, trifft Indy auf dessen Tochter Marion (Karen Allen), die sich mit ihm auf die Suche nach der Bundeslade macht – jener Kiste, die die 10 Gebote von Moses beinhalten.

Raiders of the Lost Ark (1981)
Regie: Steven Spielberg
Cast: Harrison Ford, Karen Alle

Kritik:
Spielbergs Hommage an die alten Groschenabenteuerhefte der 30er und 40er ist damals wie heute ein absolut erstklassiger Film, der auf sämtlichen Ebenen alles richtig macht. Als Popcornfilm schafft er das nahezu unmögliche: eine spannende, abenteuerliche Geschichte originell und ohne Lücken zu erzählen, die zudem top gespielt und hervorragend gemacht ist. Einer der Hauptverantwortlicher für den großen Erfolg ist natürlich Harrison Ford, der als knausriger Lehrer ebenso gut getroffen ist wie als bärtiger Weltenbummler. Man kauft ihm ohne Frage ab, um die Welt zu reisen und regelmäßig tödlichen Fallen und hinterhältigen Feinden zu entkommen, ohne aber dass er je zu einer übernatürlichen Superfigur wird oder an seinen vorherigen Helden Han Solo erinnert.

Dazu ist er gleichzeitig ein witziger Schussel, der durch Ungeschick und Zufälle immer wieder in missliche Lagen gerät, ein lustiger Angsthase, aber auch ein knallharter Kämpfer, der durch Mut und Herzhaftigkeit verdient, was er schafft. Ford kam gerade von Das Imperium schlägt zurück und machte danach Blade Runner – kein Wunder, dass er zu einem absoluten Megastar wurde. Auch der Rest der Besetzung ist ideal getroffen. Karen Allen überzeugt als bissige Archäologentochter genau so wie die Darsteller der Bösen, die zwar recht nah am Klischee agieren, bei der großartigen Regie aber nie wirklich schlecht auffallen. Der zweite große Star des Films ist der Mann hinter der Kamera, Steven Spielberg, der mit Indiana Jones einen seiner besten Popcornfilme abliefert. Der getroffene Ton ist einfach perfekt: während die Story sich nach und nach recht interessant über verschiedene Locations entwickelt, gibt es immer wieder abwechslungsreiche Momente voller Action und Humor. Stephen Sommers Die Mumie kam vor rund 10 Jahren relativ nah dran, doch war dann doch ein kleines Stück zu albern, so dass man sich niemals gut in die Geschichte hinein versetzen konnte. Man sah zu, war aber nicht dabei.

Ähnlich gut klappt es mit den Rollen. Verglichen mit Die Jagd nach dem Juwel vom Nil mit Michael Douglas etwa ist klar zu sehen, dass beide Filme auf gleiche Art mit ihren Rollen umgehen, aber Indys wirken einfach noch authentischer. Sind die Schlagabtäusche im Spielberg schon sehr lustig, ist das Gestreite im Juwel schon wieder zu übertrieben und unrealistisch. Obwohl es aufgrund der Story und der Sequels Quatsch ist, fiebert man zudem bei jeder Herausforderung Jones‘ mit, was nur dafür spricht, wie gut sie geschrieben ist. Klasse ist auch, dass die Action, auch wenn sie bei näherer Überlegung absolut nicht groß oder spektakulär ausfällt, sensationell gut umgesetzt ist. Sicherlich ist das auch dem genialen Score von John Williams zu verdanken, aber in den vielen, vielen Actionszenen passt einfach alles: Stevens Kamera fängt es aufregend ein, während man trotzdem immer den vollen Überblick hat und nichts mit hektischen Schnitten aufgepusht wird.

Hervorragend ist auch das Drehbuch von Lawrence Kasdan. Rasant geht es von der genialen Eröffnungssequenz in Peru nach Amerika, von da nach Nepal, dann nach Kairo, und es wird immer wieder mit ungeplanten Wendungen in neue Richtungen geschoben. Wenn Indy und Marion mit dem Schiff fliehen, tauchen die Nazis plötzlich mit einem U-Boot auf; wenn sie mit einer LKW-Kolonne davon fahren, kann Indy im Alleingang sämtliche Nazis abhängen, und wenn sie ihn mal loswerden, steht er plötzlich mit einem Raketenwerfer vor ihnen. Marion wird gefangen und Indy geht sie besuchen, doch statt sie zu retten, lässt er sie dort; in der Stadt fordert ihn ein Schwertkämpfer zum Duell, doch in dieser berühmten Szene erschießt er ihn einfach – wieso ist dieser Moment so berühmt? Weil er aus dem Nichts kommt und mit Neuem zu begeistern weiß. So geht das den ganzen Film hindurch.

Toll ist auch, dass jede Szene Sinn hat. Wenn gezeigt wird, dass Marion trinkfest ist oder dass Indy Angst vor Schlangen hat, kann man Gift drauf wetten, dass es später im Film noch mal zur Geltung kommt, und das tut es. Letztendlich kann man sagen, dass der erste Indiana Jones auch heute noch genial ist und wirklich jeder ihn gesehen haben sollte.

Fazit:
Indiana Jones ist in jeder Hinsicht vorbildlich: abwechslungsreich, voller Action und Humor, super gespielt, genial inszeniert und dann auch noch mit so guter Musik unterlegt, dass man Gänsehaut bekommt.

10 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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