BG Kritik: „Halloween 5 – Die Rache des Michael Myers“

12. September 2014, Christian Mester

Michael Myers ist einfach nicht tot zu kriegen. Wie eine kurze Einleitung zeigt, entkam Myers der einstürzenden Grube und schleppte sich schwer verletzt zu einer nahe gelegenen Hütte, dessen Einwohner ihn über die nächsten Monate wieder aufpeppte. Ein Jahr später bedankt er sich darauf mit Mord an seinem Retter und begibt sich auf nach Haddonfield, seine kleine Nichte Jamie (Danielle Harris) einen Kopf kürzer zu machen…

Kritik:
Halloween 4 spielte 1988 deutlich weniger ein als A Nightmare on Elm Street 4: Dream Warriors und auch weniger als Freitag der 13te 7: Jason im Blutrausch, allerdings immer noch mehr als genug, um die altbekannte Geschichte noch weiter fortzusetzen. Die Rache kam also zwölf Monate später und sollte die mit Danielle Harris eingeführte neue Geschichte konsequent fortsetzen. Ein Ansatzpunkt, den Regisseur Othenin-Girard komplett versiebt.

Dwight H. Little zeigte bereits beim vierten Film nur eher moderates Geschick auf dem Regiestuhl, doch gänzlich untalentiert war der Mann nicht, was auch andere Filme seiner Filmographie beweisen. Von ihm stammen unter anderem Anaconda 2, Zum Töten freigegeben, Mord im weißen Haus, Free Willy 2 und die kommende Game-Verfilmung zu Tekken. Nichts davon ist großes Kino, aber zweifellos durchweg schaubares Material. Wirft man nun einen Blick auf Othenin-Girards Filmographie, darf man das kalte Schaudern bekommen. Auf seiner Liste finden sich ausschließlich fragwürdige TV-Titel wie Die heilige Hure, Night Angel: Die Hure des Satans und der Til Schweiger-Actioner Adrenalin. Halloween 5 ist sein offensichtlich bester Film, was dennoch nichts heißen soll, da sein Halloween der mit Abstand schlechteste der Reihe ist.

Sein Sequel sollte sich düsterer anfühlen als der eher actionreiche vierte Teil, allerdings sind sämtliche seiner grandiosen Einfälle als Regisseur und Autor des Ganzen katastrophal. Myers hatte im vorherigen Film schon eine leichte andere Maske als im Zweiten, hier sieht sie jedoch plötzlich komplett anders aus. Es ist umso irritierender, da man Dank eines Flashbacks beide Verkleidungen im Vergleich sieht. Michael stürzt angeschossen in ein Loch und kriecht anders aussehend wieder heraus. Abgesehen davon, dass die neue Maske schlecht aussieht, ist auch Myers-Darsteller Don Shanks der wohl unfähigste aller acht Darsteller. Sein Myers ist kein einziges Mal gruselig, viel mehr wirkt er wie ein wankendes, debiles Riesenbaby. Es mag zwar nur eine reine Pantomimenrolle sein, die nicht einmal Mimik benötigt, doch Shanks lässt seine drei Vorgänger wie Cary Grant aussehen.

Was mit seiner Figur gemacht wird, lässt den Kopf schütteln. Bereits anfangs unspektakulär demaskiert, trägt er später eine andere alberne Maske ala Genesis‘ Land of Confusion Musikvideo und wird mit seinem weißen Gummigesicht auch noch in eine Gefängniszelle gesperrt.

Die noch junge Danielle Harris war das Highlight im vierten Film, daran anschließen kann sie trotz gleichen Eifers nicht, was dem desaströsen Drehbuch zu verdanken ist. Ihre Jamie hat seltsamerweise ihre Stimme verloren, weswegen sie oftmals tonlos kreischt und wild kopf nickend versucht, andere auf etwas aufmerksam zu machen. Idiotisch ist die Idee, ihr eine psychische Verbindung zu ihrem Onkel zu geben, wodurch sie zuweilen durch seine Augen sehen kann. Dieses zweifelhafte Mystery-Element wird im Fünften noch wesentlich weiter ausgebaut: als Jamie einen Anfall hat, keine Luft mehr bekommt und Ärzte ihr helfen wollen, stürzt Loomis wie Erich von Däniken auf Crack dazwischen, wissend, dass es der unheilvolle Einfluss von Michael Myers ist. Seine Figur darf Myers erneut mystifizieren, doch seine infernalen Beschreibungen lassen mittlerweile vermuten, dass Loomis selbst eine nette Zelle im Smiths Grove Sanatorium gebrauchen könnte.

Donald Pleasence sagte selbst im Vorfeld, dass das Drehbuch Mist sei, was ihn jedoch nicht davon abhielt den Check, trotzdem anzunehmen. Für ihn war es leichte Arbeit, da er wieder nur wirr Leute warnt und später beschwichtigend auf seinen Erzfeind einredet; seine mittlerweile fehlende Begeisterung für das Material ist leider mehr als sichtbar.

Halloween 5 springt unharmonisch von einer lahmen Szene zu nächsten und hat auch eine der wohl schlechtesten Stalker-Szenen der Slashergeschichte: ein Mädchen duscht und hört das Telefon klingeln. Sie geht dran und hört von Loomis, dass sie nach dem Hund sehen soll (der natürlich verschwunden ist). Myers steht hinter ihr. Einen Moment später sieht man sie erleichtert von Polizisten umringt vor ihrem Haus sitzen, Myers nirgends zu sehen. Sie bedankt sich bei den Cops (die mit Louis de Funes’schen Entenquack-Sounds untermalt werden) und geht sich anziehen, nur um stumpf erneut Besuch zu kriegen. Othenin-Girards völliges Unverständnis für Spannung zieht sich durch den gesamten Film, der ungelenk unsinnige Kills und planlose Verfolgungsjagden hintereinander reiht.

Gekappt wird die Geschichte durch ein reichlich seltsames Ende, in dem das gesamte Polizeirevier Haddonfields ein Jahr nach dem ersten Massenmord ein weiteres Mal komplett dezimiert wird. Das Ende – ein gewaltiger Cliffhanger, der zum einen neugierig macht, zum anderen aber schon erahnen lässt, dass Halloween in seiner sechsten Ausführung dämlichen Boden betritt, kann nichts retten..

Fazit:
Der fünfte Halloween trägt den Titel der bis dato guten Horrorserie, doch dieser eine ist ein typischer 0815 B-Movie Slasher, der weder spannend, noch sonderlich unterhaltsam ist.

2,5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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