BG Heimkino Check: „Der Unsichtbare“ auf 4K UHD
Schau hin. Schau ganz genau hin. Dort verbirgt sich etwas. Undzwar ein richtig guter Film, wo man im ersten Moment nur das erneute Aufwärmen einer bekannten Marke erwartet hätte. Und auch, wenn es sich um „Der Unsichtbare“ handelt, solltet ihr ihn unbedingt sichten. Am besten auf der 4K UHD. Warum? Weiterlesen, dann erfahrt ihr es.
Sichtbares gut in Szene setzen: Schon das ist für Regisseure ab und an eine große Herausforderung. Leigh Whannell hat sich nach seinen Regiearbeiten „Insidious: Chapter 3“ und „Upgrade“ dazu entschlossen, es sich nicht leicht zu machen und etwas nicht Sichtbares in Bilder einzufangen. Königsklasse. Und was soll man sagen? Er schlägt sich sensationell und legt die Messlatte für die kommenden Universal-Monster-Filme sehr hoch. Kein Wunder, dass Whannell selbst im Gespräch ist, den nächsten Schritt zu machen und einer weiteren Horrorikone zu neuem Ruhm zu verhelfen. Wie auch immer es weitergehen wird: Seine Version des Unsichtbaren wird auf jeden Fall noch einige Zeit im Gespräch bleiben.
Denn das Bedrohliche an seinem Film ist nicht die übernatürliche Komponente, sondern der zutiefst reale, menschlich erzeugte Terror. Das wird von der ersten Szene an klar: Wir lernen Hauptprotagonistin Cicilia kennen, als sie sich bereit macht, eine lange geplante Flucht in die Tat umzusetzen. Eine Flucht vor einem Monster. Vor ihrem Lebensgefährten. Wir sehen nicht und werden nie sehen, welch einer Hölle die junge Frau während der Beziehung ausgesetzt war. Es reicht ihr ängstlicher Blick, während sie sich langsam aus dem gemeinsamen Bett – das menschliche Monster neben ihr, noch seine Hand auf ihrer Hüfte ruhend – schleicht. Einen großen Anteil an der intensiven Wirkung des Psychothrillers hat Elisabeth Moss, die so glaubhaft Angst, Panik und Paranoia darstellt, dass diese emotionalen Extremsituationen auf uns abfärben.
Die Flucht aus der Villa des vertrauten Feindes ist nur der Prolog, der uns eine erste Ahnung gibt, wie dicht die Atmosphäre, wie zielgerichtet der Spannungsaufbau ist. Im Gegensatz zu vielen Genre-Kollegen gibt „Der Unichtbare“ nun aber nicht nur vor, an dem Trauma der Protagonistin interessiert zu sein, um die Bühne für eine spaßige Gruselachterbahnfahrt zu bereiten. Die davongetragenen psychischen Spuren von Cicilia sind vielmehr das Fundament für die gesamte weitere Handlung. Noch bevor das erste Übersinnliche geschieht, muss Cicilia immer wieder an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen. Und sei es nur der Gang zum Briefkasten vor der Haustür. Die Flucht aus der Villa mag geglückt sein, doch im Kopf wird sie noch immer verfolgt. Das Eintreten unerklärlicher Ereignisse fungiert dann nicht als Beginn einer psychischen und physischen Terrorirsierung, sondern versärkt noch einmal ein ohnehin schon vorhandenes Trauma. Nach und nach wenden sich Familie und Freunde von ihr ab, ein angeknackstes Leben zerbricht weiter und weiter. Neben all den technisch beeindruckenden visuellen Spielereien bei den Angriffen des Unsichtbaren: Dort liegt der wahre Horror.
Leigh Whannell verstärkt die paranoide Grundstimmung mit langen, langsamen Kamerafahrten und Schwenks, der Score von Benjamin Wallfisch pulsiert elektrisch aufgeladen in den richtigen Momenten unterschwellig aus den Boxen. Es entsteht eine Atmosphäre, der wir uns nur schwer entziehen können. Teilweise im besten Sinne altmodisch, umgesetzt mit den modernsten Mitteln der Filmtechnik. Und dann kommen sie, wie kleine fiese Nadelstiche: Die Momente, in denen Whannell Situationen nahezu ohne Ankündigung eskalieren lässt. Brutal, schnell, präzise, ultra-wirkungsvoll. Und im späteren Verlauf in einer Szene gipfelnd, bei der kein Zweifel mehr besteht, dass wir es mit dem visuellen Genie hinter „Upgrade“ zu tun haben. Eine derart gut, gleichzeitig hart und elegant choreografierte Szene sucht man im Horrorgenre für gewöhnlich vergebens. Hier gesellt sich zu der ganzen Anspannung eine gehörige Prise Begeisterung für grandioses Filmemachen.
Darüber hinaus weiß Whannell aber auch, wie er uns inhaltlich nicht nur fesseln, sondern auch an der Nase herumführen kann. Es gibt ein paar ordentliche Twists, die die alte Universal-Schauergestalt in letzter Konsequenz in ein gänzlich neues, zeitgemäßes Licht rücken. Und somit nicht nur auf den Film, sondern irgendwie auch auf die Filmgeschichte Einfluss haben. Nach Sichtung von „Der Unsichtbare“ werden wir den körperlosen Schrecken auf jeden Fall stets in einem gänzlich anderen Kontext betrachten.
Das alles wird vorbildlich von der 4K UHD wiedergegeben. Es liegt in der filmischen Natur der Sache, dass „Der Unsichtbare“ aufgrund seiner Stimmung eher dunkel daherkommt, viele Szenen spielen in unbeleuchteten Räumen bei Nacht. Die Ultra-HD Scheibe bietet aber selbst in diesen Momenten eine erstaunliche Durchzeichnung und lässt uns alles erkennen. Immer vorausgesetzt natürlich, dass in einer im besten Falle völlig abgedunkelten Umgebung geschaut wird. Geeignet für eine nachmittägliche Sichtung bei Sonne und offenen Fenstern ist die Veröffentlichung nicht, außer man will eigentlich sichtbare Elemente direkt auch unsichtbar werden lassen. Die oft orange-getönten Lichtquellen wirken dank HDR schön hell und verbessern so das Stimmungsbild des Films noch einmal. Der Ton ist gut abgemischt und hat ordentlich Wums. Beim Bonusmaterial sticht vor allem ein kleines Feature hervor, in dem Regisseur Leigh Whannell zu Wort kommt.
„Der Unsichtbare“ – seit 9. Juli auf 4K UHD, Blu-ray und DVD.
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