BG Kritik: „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (Halloween 1)
Eines Nachts bricht Michael Myers aus einer Irrenanstalt aus, nachdem er als Kind scheinbar grundlos seine ältere Schwester getötet hatte. Sein behandelnder Arzt Dr. Loomis (Donald Pleasence) folgt ihm darauf hin zu seiner Heimatstadt Haddonfield, in der ein Mädchen namens Laurie (Jamie Lee Curtis) nicht ahnt, dass die schlimmste Nacht ihres Lebens vor ihr liegt…
Kritik:
Zehn Halloween Filme gibt es bis zum heutigen Tage, jedoch vermochte es keiner der vielen Nachfolger je, den Status des Originals zu erreichen. Halloween – Die Nacht des Grauens wird allgemein zu den besten Horrorfilme aller Zeiten gezählt; ein Statement, das auch im Jahr 2009 den Test der Zeit besteht.
Im Prinzip lässt sich die Handlung, wenn man es denn darauf anlegt, auf das Motiv „maskierter Irrer jagt hübsche Mädchen“ reduzieren, doch obwohl sich dies bekanntlich auch in etlichen anderen Genrefilmen wieder findet, ist es für John Carpenter allenfalls Aufhänger für Wertvolleres. Während die meisten Einträge des gemeinen Slasherfilms Geschichten bloß als Grundlage für leichte Popcorn-Unterhaltung für Jugendliche sehen, ist seine eine ernst gemeinte Horrormär, die sich an Thriller-Meistern wie Hitchcock orientiert.
Mit großer Geduld baut Carpenter den Fall Halloween auf, der bis zum Ende kein einziges Mal auf forcierte Witze, Action oder sonstiges Spektakel zurückgreifen muss. Schleichend erzählt er seine Geschichte mit Hochspannung wobei er darauf bedacht bleibt, das Geschehen stets glaubwürdig zu halten. Laurie und ihre Freundinnen sind keine Kitschkarikaturen, sie sind angenehm glaubhafte, zweidimensionale Figuren, deren Unterhaltungen nicht immer unbedingt wichtig ausfallen, dadurch aber greifbarer werden. Laurie – wunderbar gespielt von der damals 20jährigen Jamie Lee Curtis (der Tochter der Hauptdarstellerin aus Hitchocks Psycho) – birgt eine reelle Zerbrechlichkeit, die ihren Charakter sympathisch und verständlich macht, ohne aber ein tumbes Mauerblümchen zu sein.
Mit Loomis (James Bond-Bösewicht Donald Pleasence) hat man zudem einen großartigen erwachsenen Helden im Szenario, der mit seiner ständigen Besorgtheit grandios dazu beiträgt, den meistens unsichtbaren Michael umso stärker als Gefahr vernehmen zu lassen. Pleasence, der noch in vier weiteren Teilen dabei sein sollte, spielt seine Rolle mit ungezügelter Dynamik, wodurch der Film neben Curtis gleich mit zwei erstklassigen Darstellern aufwarten kann.
Myers selbst wird brillanterweise wie das Tier in Der weiße Hai eingesetzt – bis zur einbrechenden Halloween-Nacht sieht man ihn mehrmals, allerdings immer so geschickt verdeckt, dass sich sein Äußeres nur erahnen lässt. Nick Castle, der Myers spielt, gibt der Figur etwas sehr Unmenschliches. Die starre Art, wie er sich bewegt, unerkannt auftaucht und schwer atmet, das fehlende Sprechen, all das macht Michael Myers zu einer unheimlichen Entität, dessen Konfrontation gegen Ende über alle Maße mit den aufgebauten Erwartungen zurecht kommt. Der Film hat das seltene Glück, genauso fesselnd zu enden wie er beginnt.
Interessanterweise lässt Regisseur Carpenter die Charaktere im Film den 50er Jahre Klassiker Das Ding aus einer anderen Welt schauen, jenen Stoff, aus dem er in Form eines Remakes 1982 eine weitere Legende des Genres inszenierte.
Carpenter selbst zeigt sich hier nicht nur durch seine meisterliche Regie aus, er steuert ebenfalls das wohl markanteste Element der Serie hinzu: den ewig unvergesslichen Soundtrack. Die gespenstischen Melodien verstören noch heut mit ihrer Intensität, die perfekt zu den bläulich gehaltenen Nachtszenen passt und selbst das Treiben am Tag schaurig gestaltet. Der Film kommt trotz der Thematik letztendlich überraschenderweise ohne größeres Blutvergießen aus und traut sich, was die meisten Genrefilmer heutzutage leider nicht mehr wagen: Spannung über Spektakel zu stellen.
Fazit:
John Carpenters Gruselgeschichte ist ein zeitloses Meisterwerk, das auch 31 Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Kraft verloren hat.
10 / 10
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