BG Kritik: „Tucker & Dale vs. Evil“
Eine Gruppe von Jugendlichen freut sich auf freigeistigen Sex und Bier im Wald, bis sie an einer Tankstelle auf zwei verdächtige Gestalten stoßen: Tucker (Alan Tudyk) und Dale (Tyler Labine). Die unrasierten Rednecks in ihren dreckigen Latzhosen machen den Teens Angst, doch ernst wird es erst ein paar Stunden später, als die Fremden eine von ihnen (Katrina Bowden) beim Schwimmen gehen packen und mit in ihre heruntergekommene Hütte schleifen. Die geschockten Teenies schwören sich, den vermeintlich kannibalischen, mörderischen, Vergewaltiger-Inszest-Hillbillys den Garaus zu machen… ohne zu ahnen, dass alles nur ein Missverständnis ist.
Tucker and Dale vs Evil (2010)
Regie: Eli Craig
Cast: Alan Tudyk, Tyler Labine
Kritik:
In den letzten zwei Jahren gab es drei gelungene Horrorkomödien: „Zombieland“, „Piranha 3“ und „Drag Me to Hell“. Allesamt Filme, die über ihre Genres lachten, mit den Konventionen spielten oder netten Zeitvertreib darstellten. Jeder einzelne von ihnen bot seinen ganz eigenen Humor. Der schlüpfrige Film mit den Fischen wälzte sich in nackten Brüsten, Blut und oberflächlicher Idiotie und feierte sich als Ballermann 6 Party-Horror. „Drag Me to Hell“ nahm sich stattdessen spürbar ernster und hielt sich mit der gezeigten nackten Haut zurück; dafür wühlte Sam Raimi ala „Slither – Auf den Schleim gegangen“ im Ekel und machte den Überlebenskampf seiner verfluchten Bankkauffrau zum bizarren Schmunzler. „Tucker und Dale vs. Evils“ Befinden liegt nun, was Derbheit und Ton betrifft, humoristisch irgendwo zwischen den beiden genannten. Wie es der Titel schon vorweg nimmt, sind die vermuteten Klischee-Hinterwälder in Wirklichkeit völlig harmlos und sogar die eigentlichen Helden des Films. Es sind beste Freunde, die sich eine nach „Tanz der Teufel“ aussehende Waldhütte gekauft haben und dann beim Angeln von misstrauischen Teenagern für blutgeifernde Killer gehalten werden.
Die ständigen Verwechslungen und Zufälle wirken zwar auf Dauer arg konstruiert, überraschen aber immer wieder mit guten Einfällen und sind amüsant blödsinnig inszeniert, ohne jemals zu platt zu wirken. Als Genre-Film sträubt sich „Tucker & Dale vs. Evil“ dabei nicht vor roter Suppe: sämtliche Morde im Film sind drastisch, werden wie in den „Final Destination“ Filmen aber stets verharmlost schwarzhumorig serviert, beispielsweise, wenn einer der närrischen, eindimensionalen Teenager, die so auch aus den „Freitag, der 13.“ Filmen kommen könnten, schreiend mit einem Pflock angerannt kommt, übertrieben ins Stolpern gerät und sich dadurch versehentlich selbst aufspießt. Tucker und Dale bekommen dadurch allerhand zu tun, denn zum einen müssen sie sich immer neuen bewaffneten, vermeintlichen Rettern des Mädchens stellen, zum anderen bereits überlegen, wie sie all die toten Teenager jemals der Polizei erklären sollen. Der Film wird dabei nicht zur glatten Parodie ala „Scary Movie“ – während sich die Teenager völlig bekloppt verhalten, bleiben die beiden Helden normal; der Film zieht seinen Spaß daraus, dass sie miteinander kollidieren.
Drei Dinge machen „Tucker and Dale vs. Evil“ unterhaltsam: eine handvoll lustiger Einfälle bei den grausiegn Unfällen, über die besser so wenig wie möglich verraten sei, eine solide Regie Craigs, der in seinen Motiven oftmals an bekannte Backwoods-Filme wie „Wrong Turn“, „Deliverance – Beim Sterben ist jeder der Erste“, „The Texas Chainsaw Massacre“, „Tanz der Teufel“ und „The Burning“ erinnert, und – die Wahl der beiden Hauptdarsteller. Tudyk aus „Serenity“ und Labine aus „Reaper“ spielen zwei sympathische Taugenichtse, denen man ihre langjährige Freundschaft abkauft, und mit denen man bei all dem fulminanten Dauergesterbe im Umfeld mitfiebern kann, wie sie mit all dem plötzlich Horror fertig werden wollen. Nach einer Weile fällt nur leider auf, dass das Konzept des Films insgesamt nur lediglich ausreichendes Material für einen Kurzfilm bietet.
Craig schmückt die Zeit aus, in dem er Szenen kopiert und die beiden Schussel oft mit ihrer blonden Gefangenen sprechen lässt, die sich dann sogar noch in einen von beiden verliebt, doch alles, was nicht direkt mit der Grundidee zu tun hat, hätte auch außen vor bleiben können. Der schlimmste Fehltritt des Films ist ein später auftauchender echter Bösewicht, dessen Schauspieler eine der schlechtesten Darbietungen der letzten fünf Jahre gibt. Darsteller in Horrorfilmen sind schon von Natur aus nicht unbedingt die besten, doch dieser Schauspieler buddelt sich so ein tiefes Loch, dass er die DVD-Raketenwürmer aus „Tremors 4“ von seinem Platz aus gerade noch als Satelliten erkennen kann. Sein Overacting ist so fett aufgekleistert, dass er Nic Cages regelmäßiges Overacting nach subtilen Nuancen aussehen lässt.
Fazit:
„Tucker & Dale vs. Evil“ wäre gern ein neuer „Tanz der Teufel 2“, schafft es aber nur halbwegs, aus Ashs großen Schatten herauszuragen. Eine zuweilen witzige und charmant gespielte Horrorkomödie, die Genrefans mit Verweisen und Klischeebrüchen gut unterhält, wenn auch niemals vollends umhaut. Mit gesenkten Erwartungen ein heiterer Abend.
5,5 / 10
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