BG Kritik: „Wall-E – Der letzte räumt die Erde auf“

8. Dezember 2008, Christian Mester

Weit in der Zukunft. Wall-E ist ein kleiner Roboter, der nach dem Fortgang der Menschheit dabei ist die vermüllte Erde aufzuräumen. Tag für Tag räumt er Schutt zusammen, presst ihn zu Würfeln und sammelt dabei kleine Utensilien – bis Eve erscheint. Eve ist neben einer Kakerlake das erste Lebewesen seit über hundert Jahren und genau wie er ein Roboter. Doch wo kommt sie her? Über alle Schrauben verliebt versucht Wall-E, sie kennenzulernen.

Kritik:
Nach den Sahnestücken Ratatouille, Findet Nemo und Die Unglaublichen kann sich Pixar wohl ohne Frage mit zu den besten Filmschmieden der letzten Jahre zählen, und ihr Wall-E reiht sich da fast nahtlos mit ein. Im Gegensatz zum Aussetzer Cars überzeugt auch ihr neuester durch liebevolle Figuren, äußerst detailverliebter Optik und perfekter Mischung aus niedlichem Kinderspaß und guter Unterhaltung für Ältere.

Mutig waren sie in diesem Fall, denn Wall-E ist mal nicht der typische Animationsfilm, in dem irgendein Held ein Abenteuer mit seinem lustigen Sidekick erlebt und es unentwegt amüsante Sprüche gibt. Im Gegenteil, genau genommen ist Wall-E sogar sehr still angelegt, da der Roboter bis auf seinen Namen fast nichts anderes zu sagen hat. Dazu ist er in der ersten halben Stunde auch noch vollkommen allein, wodurch Wall-E als Figur in erster Linie durch seine Gestik und Mimik überzeugen muss – und das ist mehr als gelungen.

Selten konnte eine animierte Figur derart überzeugen wie der kleine Roboter hier, der unfassbar liebevoll in Szene gesetzt ist und durch kleinste Bewegungen schon zum Lachen oder Mitfühlen anregt. Dass er dabei noch sehr schusselig ist, macht die ganze Sache umso lustiger. Sehr schön ist auch der zweite Abschnitt, in dem Wall-E die futuristische Sonde Eve kennenlernt. Zwischen den beiden entsteht eine kleine Liebesgeschichte, die absolut putzig und wundervoll inszeniert ist.

Leider, leider kann der letzte Abschnitt des Films nicht ganz mit dem Rest mithalten. Was als dezente, sehr schöne Marx-Komödie mit starken Gefühlen anfängt, wird zum Schluss hin zu einer ziemlich lauten, actionreichen 0815 Jagd, die ziemlich typisch wirkt und dann auch noch jede Menge Zeit mit anderen Figuren verbringt, die keineswegs an Wall-E herankommen. Die dann präsentierte Message ist gut, wird aber mit dem Schlaghammer serviert und hätte ruhig weniger forciert sein können. Letztendlich ist das aber nur ein recht kleiner Makel, denn bis man da angekommen ist, haben Wall-E und Eve bereits so sehr fasziniert, das man über das nicht ganz so kräftige Ende gern hinwegsehen kann.

Fazit:
Wall-E würde in seinen ersten beiden Kapiteln spielend die volle Wertung einer 10/10 verdienen, doch leider läuft der dritte Akt nicht so geschmiert wie der Rest. Trotzdem, einer der besten Familienfilme des Jahres und garantiert einen Blick wert.

9 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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