BG Kritik: „James Bond 07: Diamantenfieber“

17. September 2015, Christian Mester

Überall auf der Welt verschwinden Diamanten, so erhält Bond den Auftrag, einen Diamantenkontakt in Holland aufzusuchen. Dies führt ihn in die USA, wo er in Las Vegas dem vermeintlich toten Blofeld auf die Schliche kommt…

DIAMANTENFIEBER
DIAMONDS ARE FOREVER (1971)
Regie: Guy Hamilton
Cast: Sean Connery, Charles Gray

Diamantenfieber fängt relativ derbe an: nach den Ereignissen aus Im Geheimdienst ihrer Majestät ist Bond rachsüchtig und erwischt Blofeld, als dieser sich gerade neue Doppelgänger machen will. Mit Schmackes schmeißt er den vermeintlich echten sodann in kochendes Schwefelbad, in der Hoffnung, die Sache sei damit endlich gegessen. Doch weit gefehlt, denn schon sein nächster Auftrag führt ihn gleich wieder auf Blofelds Schliche. Schön: im Gegenteil zum letzten Connery, Man lebt nur zweimal, ergeben sich die eigentlichen Bösewichtsmotive hier erst spät, erst im letzten Viertel wird offenbart, wer dahinter steckt und was man vorhat.

Diese Grundspannung ist dann aber auch leider so ziemlich das einzige Plus des Films, das sonst relativ viele Schwächen aufweist. Als Austragungsorte bleiben Amsterdam und Las Vegas relativ unspektakulär, Action und Sprüche sind knapp, erneut sind die Bondfrauen nur schwach: mit der unberechenbaren Schmugglerin Tiffany will Bond nie wirklich harmonieren, und die üppige Plenty O Toole darf nach nur wenigen Szenen direkt für immer tauchen gehen. In einer einzigen Szene bekommt Bond es dazu mit zwei Henchwomen zu tun die sich Bambi und Klopfer nennen: zwei Akrobatinnen, die so eher aus einem der Roger Moores stammen könnten und relativ schnell und belanglos abgefertigt werden.

Ein Plus ist allerdings so manch schräger Einfall. So sind die beiden Haupthandlanger Mr Wint und Mr Kidd, zwei sadistische Vögel, die sich ständig mit Mr anreden, ebenso seltsam wie amüsant. In einer Szene schlagen sie Bond bewusstlos und stecken ihn in ein Krematorium, was gerade nach seinem vorgetäuschten Tod in Man lebt nur zweimal sehr bitter erscheint; in einer anderen wird dann gerade eine Fake Moonlandung gedreht, wobei Bond das Mondfahrzeug stiehlt und damit vor Handlangern auf Mini-Trikes davonrast. Das schrägste am Film ist jedoch das Neubesetzen zweier vorherig bekannter Gesichter: so gab ein gewisser David Bauer in Man lebt nur zweimal einen amerikanischen Diplomaten ab – hier ist er plötzlich neu der Besitzer des Krematoriums. Schräger als das ist der neue Blofeld: nach Pleasance und Savalas gibt es wieder ein neues Gesicht, aber ein altes: Charles Gray tauchte ebenfalls schon in Man lebt nur zweimal auf, da als Bonds erster Kontaktmann in Japan. Gray gibt einen starken Blofeld ab, verwirrt aber besonders, da er dem Bösewicht aus Feuerball, Largo, sehr ähnlich sieht. Konfus.

Dass der Film vom Goldfinger Regisseur gedreht wurde, merkt man an keiner Stelle – zu anders die Regie, zu seltsam zu viele Elemente. Erst das Finale auf einer Bohrinsel wirkt von bekannter Hand, wenn das Spektakel, das Ausmaß auch nicht mal ansatzweise an des von z.b Feuerball, Goldfinger oder auch Man lebt nur zweimal heranreichen mag. Der neue Bond Song widerspricht dem Ton des Films übrigens und ist so klassisch typisch wie nur erdenklich, und das als Killerkomposition.

Fazit:
Kein Glanz und Gloria: auch Connerys letzter offizieller Bond ist keine Rückkehr zu alten Stärken und letztlich nur ebenso gut wie Man lebt nur zweimal.

6 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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