BG Kritik: „Predator“

4. Januar 2019, Christian Mester

© 20th Century Studios

Predator (1987)
Regie: John McTiernan
Cast: Arnold Schwarzenegger, Carl Weathers

Story:
Ihre Mission klingt nach Routine. Alan „Dutch“ Schaefer (Arnold Schwarzenegger) und sein Team knallharter Delta-Force Soldaten (Bill Duke, Jesse Ventura, Shane Black, Richard Chavez und Sonny Landham) sollen einen südamerikanischen Dschungel durchkämpfen und Geiseln aus einem Terroristencamp befreien. Als sie dort ankommen, stellen sie fest, dass ihr Auftraggeber (Carl Weathers) sie gezielt einer weitaus gefährlichen Gefahr ausgesetzt hat. Sie treffen auf einen Predator, einen außerirdischen Trophäenjäger…

Kritik:
Die Handlung von John McTiernans Sci-Fi-Action-Horror-Thriller aus dem Jahre 1987 liest sich wie der Fernsehzeitungstext eines typischen Donnerstagabendschundfilms. Vor Waffen und Ego strotzende Soldaten treffen auf einen Mann im Gummianzug, dazu Geballer, Testosteron-geladene Dialoge und das altbekannte Bis-nur-noch-einer-steht Prinzip. Abgekauter Stoff für die 90-Cent Kassenkiste, wäre da nicht der kleine feine Unterschied, dass „Predator“ atemberaubend gut gemacht ist und schlichtweg alles richtig macht, was es zu machen gibt.

Normalerweise gibt es bei derartigen, niedrig budgetierten Stoffen meist das Problem, dass die Effekte des Übernatürlichen unzureichend ausfallen. „Leviathan“, „Creature“, „Carnosaur“ und „Deepstar Six“ beispielsweise haben ähnliche Auseinandersetzungen mit unrealistischen, gefährlichen Monstrositäten, sind jedoch handwerklich so mau umgesetzt, dass man sich nie in die Geschichten hinein versetzen kann. Bei „Predator“ funktioniert das hingegen, da McTiernan (der mit „Stirb Langsam“ einen weiteren Genreklassiker vorzuweisen hat) auf einen Trick Steven Spielbergs zurückgreift. So wie Spielberg den weißen Hai im gleichnamigen Film wegen technischer Tücken größtenteils verstecken musste und damit spannend machte, wird auch der außerirdische Antagonist Schwarzeneggers (der für kurze Zeit von Jean-Claude van Damme gespielt wurde und anfangs wie ein riesiges Insekt aussah) als Mysterium aufgebaut. Nach und nach erfährt man mehr über den seltsamen Krieger, dessen origineller Look von Stan Winston und James Cameron entwickelt wurde. Nicht nur das Design entpuppt sich als einfallsreich; auch die Gadgets und Thermalsicht des unbekannten Besuchers unterstreichen das Interessante im Konzept und machen ihn zu Recht zu einer der wichtigsten Genrefiguren der letzten 30 Jahre (ob die Grundidee genügend Substanz für insgesamt 5 Kinoauftritte und zahllose Bücher besaß, sei mal dahingestellt).

© 20th Century Studios

„Predator“ ist vor allem deswegen spannend, da er auf ein altes Gesetz des Comic-Universums setzt: das wirklich Aufregende eines Helden und seines Abenteuers hängt immer vom Gegenspieler ab. In diesem Fall ist es ein Einzelgänger, der es schafft, eine erfahrene Angriffseinheit gestandener Meistersoldaten alleine in Schach zu halten. Dass muskelbepackte Männer mit Miniguns, die ganze Gegnerlager erledigen können schlotternd durch schier endlosen Dschungel schleichen, überträgt sich auf den Zuschauer; man wird neugierig, wie sie den taktisch vorgehenden, technisch weit überlegenden Gegner ausschalten wollen. Die Hitze des Dschungels macht sich breit, schafft tiefe Atmosphäre. Die Wahl der Überlebenden ist nun keine allzu große Überraschung, doch Regisseur McTiernan geht der Vorahnung mit genialer Regiearbeit entgegen. Wie bei „Stirb Langsam“ nimmt er einen relativ gewöhnlichen Plot und macht das ganze zum schweißtreibenden, erbarmungslosen und blutigen Nervenkitzel voller abwechslungsreicher Szenen, spannender Fährtenlese und tollen Actionszenen. Ebenso brillant ist die Wahl des Komponisten, denn Alan Silvestris Score, eine Mischung aus treibenden Militärmärschen und unheimlicher Dschungelmusik treibt den Puls an und bleibt mit seinen markanten Melodien und Tönen lange im Ohr.

Ein weiteres Highlight ist die Besetzung. Arnold Schwarzenegger tritt in seiner zweitbesten Rolle nach der des Terminators auf und macht seinen Dutch zu einer unsterblichen Kultfigur. Hier passt alles: Dutch bekommt spektakuläre Actionszenen, umwerfende Oneliner und viele denkwürdige Momente. Dazu stimmt die Harmonie mit seinem Team, das eine große Ausnahme zu Squads vieler anderer Filme (zb. „Doom: Der Film“, „Rambo 4“) bildet. Im Gegensatz zu anderen Schwadronen sind Schwarzeneggers Dschungelpfadfinder eine überaus glaubhafte Einheit. Man glaubt, dass das Team zusammen bereits Unmengen gefährlicher Aufträge bestanden hat, wobei McTiernan das Alpha Male Auftreten der Gruppe präzise zwischen „außerordentlich unterhaltsam“ und „übertriebener Parodie“ balanciert. Die meisten von ihnen könnte sich mit John Rambo messen und machen Spaß; wahrscheinlich wäre der Film auch ohne Predator überdurchschnittlich unterhaltsam geworden. Großartig ist 80er Jahre Haudegen Carl Weathers („Rocky“ 1-4. „Action Jackson“), der einen außerordentlich kernigen Mistkerl spielt, der trotz einiger Sympathieprobleme das zweitwichtigste Menschengesicht des Films bleibt. Er und Schwarzenegger haben eine Bombenchemie, sodass es am laufenden Band Funken schlägt.

Selbstredend bleibt bei all den Egos nicht genügend Platz um allen ausreichend Bühne zu geben, doch nötig ist das ohnehin nicht. Einige sind reiner Bodycount, als solcher, als Spielzeug des Predators wirkungsvoll, während die einzige Frau im Film kreischende Damsel-in-Distress ist, darüber hinaus auch geschickt für die Handlung genutzt wird.

Fazit:
Ein makelloses Meisterwerk. „Predator“ ist einer der besten Actionfilme aller Zeiten und bis heute einer der wichtigsten Genretitel. Gefüllt mit tollen Figuren, satter Action, verpackt in einem spannenden, harten Actionthriller und meisterlich umgesetzt bleiben hier keine Fragen offen. Sofern man sich auch nur annähernd für Action interessiert, muss man McTiernans Klassiker gesehen haben (und besser noch, besitzen).

10/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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