Treasure Tuesday Spezialkritik: Codename U.N.C.L.E. (#ZuHauseBleiben)

31. März 2020, Christian Westhus

Zu Hause bleiben. Filme gucken. Zum Beispiel einen der ausgewählten Schätze, die wir wöchentlich beim Treasure Tuesday vorstellen. Vergessene Filme, unterschätzte Filme, alte Filme, fremdsprachige Filme. Filme, die sich lohnen, auch wenn gerade nicht die halbe Welt über sie spricht. Heute gucken wir den schwer unterhaltsamen und zu Unrecht leicht gefloppten Agenten-Actionfilm „Codename U.N.C.L.E.“ von Guy Ritchie.

© Warner Bros.

Codename U.N.C.L.E.
(Originaltitel: The Man from U.N.C.L.E. | USA, UK 2015)
Regie: Guy Ritchie
Darsteller: Henry Cavill, Armie Hammer, Alicia Vikander u.a.

Was ist das für ein Film?
Ähnlich wie „Mission Impossible“ greift auch „Codename U.N.C.L.E.“ eine 60er Jahre Krimiserie über Agenten und Spione auf, um vollkommen eigenständig eine neue Filmreihe zu starten. Agenten und Spione mit hervorragenden Namen, wie zum Beispiel CIA Agent Napoleon Solo (Henry Cavill). Solo ist eigentlich ein gefasster Superdieb, wird von der CIA aber nach Ost-Berlin geschickt – es ist 1963 – um Gaby Teller (Alicia Vikander) zu finden, die Tochter eines entführten Waffenentwicklers, von dem man glaubt, er entwickle nun für ein Verbrechersyndikat Atomsprengköpfe. Mit von der Partie ist auch KGB Agent Illya Kuryakin (Armie Hammer), der Solo erst das Leben schwer macht und dann dessen Partner werden soll. Ein snobistischer amerikanischer Agent und ein wortkarger KGB Kämpfer sollen im Auftrag ihrer Organisationen einen gemeinsamen Feind und eine globale Bedrohung ausschalten. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan.

Kontaktperson Gaby wird mitgeschleppt, u.a. bis nach Rom, wo man sich der riesigen Speditionsfirma Vinciguerra nähert, insbesondere Firmenchefin Victoria (Elizabeth Debicki). Aus dem Duo wird ein Trio, der Vertrauensaufbau gestaltet sich schwierig und nur, weil man nun zusammenarbeitet, heißt das nicht, dass man dem neuen Kollegen alles glaubt oder mitteilt. Gegenseitige Spionage, Tarnung, Täuschung und versuchter Verrat machen unseren Helden das Leben schwer.

Warum sollte mich das interessieren?
Kurzum: Weil „Codename U.N.C.L.E.“ grandiose Unterhaltung ist. Das Beste aus Bond, mit etwas „Mission Impossible“, moderner Retro Coolness und präsentiert mit einer irre-guten Besetzung. Henry Cavill wurde geboren, um den suaven Gentleman Spion mit dem kriminellen Hintergrund zu spielen. Armie Hammers stoischer Russe kommt zwar mit der Fragwürdigkeit des Akzents daher, ist in seiner sensiblen Art, versteckt in einem zwei Meter breiten Schrank von einem Mann, aber beinahe die spannendste Figur. Alicia Vikander ist als quirlig verdrehtes „Opfer“ inmitten des Agententreibens eine Wonne, gerade weil früh klar wird, dass sie nicht so einfältig ist wie zunächst angenommen. Hugh Grant und die wunderbar verspielte Elizabeth Debicki runden den Hauptcast mustergültig ab. Verpackt wird dieser in erstklassigen Kostümen, tollen Looks, wunderbaren Drehorten. Und auch Guy Ritchie zeigt sich von seiner besten Art, hier inhaltlich und stilistisch näher an seinen Durchbruchsfilmen, aber dennoch mehr Bond als „Snatch“.

Leider umgibt „Codename U.N.C.L.E.“ die Aura des Scheiterns, denn ja, an den Kinokassen fand der Film wenig Anklang. Noch dazu war mit diesem Film mehr geplant, sollte eben wirklich eine neue „Ost trifft West“ Agenten Krimiactionreihe entstehen, was inzwischen vom Tisch sein dürfte. Außerdem haben wir es dem finanziellen Scheitern dieses Films zu verdanken, dass Ritchie hiernach „King Arthur“ und insbesondere „Aladdin“ machen musste. Na ja, musste… Und dennoch ist „Codename U.N.C.L.E.“ für sich genommen sehenswert und ohne Kompromisse zu genießen. Es ist ganz klar der erste von einst mehreren erhofften Abenteuern, doch es ist ein vollständiges Abenteuer, in seinen überwiegend bodenständigen und dennoch coolen Actionszenen ähnlich unterhaltsam wie im fabelhaften Dialog- und Charisma-Witz zwischen den Hauptfiguren. Es ist die entspannte Coolness aus den besten Connery und Moore Bonds, erstklassig – aber retro – übertragen auf modernere Zeiten.

Zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung befindet sich „Codename U.N.C.L.E.“ im Streamingangebot von Netflix.

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Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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