BG Kritik: „James Bond 03: Goldfinger“

17. September 2015, Christian Mester

Bond erhält den Auftrag, den exzentrischen Geschäftsmann Auric Goldfinger (Gerd Fröbe) zu observieren: irgendwie gelingt es diesem regelmäßig, größere Mengen Gold zu schmuggeln. Als Bond ihn konsequent beschattet, merkt er, dass Goldfinger einen größeren Coup plant: will er etwa die US-Goldreserven stehlen?

GOLDFINGER (1964)
Regie: Guy Hamilton
Cast: Sean Connery, Gerd Fröbe

Moneypennys nächste Grußkarte also: Liebesgrüße aus Miami? Von wegen, denn trotz des Erfolgs und weitreichenden Lobs für den zweiten Film ignoriert 3 stilistisch fast alles aus 2 und kehrt stilistisch zum ersten zurück, um jenen Ansatz dann aufzudrehen. Sprich, Bonds Auftrag ist wieder simpler und unpolitischer, es gibt fantasievoll comic-hafte Bösewichte, die Bondgirls sind dümmlicher, der Film insgesamt bunter und glatter. Wieso gerade der Schritt weg vom Ambitionierten dennoch glänzen mag? Jeder Schritt, den Regisseur Hamilton von einem French Connection – was 3 auch hätte werden können – fortgeht, ersetzt er, teilweise übertrifft er gar Krawatte geraderückend, mit guter Unterhaltung. So ist Gerd Fröbe als goldgeiler Geschäftsmann mit seinem Projekt „Grand Slam“ barrenweise albern, aber es spielt keine Rolle, da er einen unvergleichlichen Gegner abgibt. Zwar mag er körperlich nicht den kleinsten Hauch einer Chance gegen Bond haben, doch mit seiner kommandierenden Präsenz stiehlt er fast jede Szene und scheint sich auch sichtlich im Klaren, dass der Film seinen Rollennamen trägt. Sacken viele Bonds ab, wechselt die Szenerie von Bond zu einem anderen Charakter, hält Fröbe den Spaß locker oben, wodurch Goldfinger fast nie an Fahrt verliert. Er ist so gut, dass man sich fraglos auch ein Goldfinger Spin-Off ohne Bond antun würde.

Sean Connery spielt Bond diesmal als überheblichen Macho, der so dreist ist, dass er Goldfinger mehrfach trifft und ihm direkt klar macht, wer er ist, und dass Goldfinger eigentlich keine Chance hat. Das ist zum einen spaßig, weil Connerys gute Laune sich ständig überträgt, zum anderen aber auch sehr amüsant, wenn er sich überschätzt („Erwarten sie, dass ich rede?“ „Nein Mister Bond, ich erwarte, dass sie sterben!“). Da werden ein Testikel ansengender Superlaser, der Mini Professor Toru Tanaka Oddjob oder auch eine tickende Atombombe plötzlich zum Schweiß treibenden Spannungsfunken, die alle passend kommen und Bond davon abhalten, einen zu leichten Urlaub zu haben. Connery, der hier überraschend merklich älter ausschaut als in den gerade mal ein und zwei Jahre alten Vorgängern, ist in seiner Rolle angekommen und trägt sie mit Glanz. (Übrigens ist Goldfinger der wahre Der Mann mit dem goldenen Colt, da er einen solchen zum Showdown trägt).

Action gibt es nicht viel, aber das spielt keine allzu große Rolle, da es hier viel unterhaltsamer ist, Bond und Goldfinger beispielsweise beim Golfduell miteinander reden zu hören. Mit Shirley Basseys Nummer gibt es einen ersten richtig prägnanten Bond Song (nach den eher mauen Sinatra-Wannabe aus Liebesgrüße) und Q darf diesmal richtig an Gadgets auspacken. Toll sind auch diverse Einfälle, wie sie eigentlich nur in Bond Filmen vorkommen: Tod durch Goldüberzug, ein Aston Martin mit lauter eingebauten Waffen oder auch ein Hut als tödliche Wurfwaffe. Diesmal wieder etwas gewagter? Die Eröffnungstitel werden auf den vergoldeten Bikinikörper der Masseuse Dink projeziert.

Worin der Film enttäuscht? Insbesondere in Sachen Bondgirls. Davon abgesehen, dass es unfassbar ist, dass das Haupt-Bondgirl „Pussy Galore“ heißt, ist sie als Figur relativ uninteressant, und führt zu einer der fragwürdigsten Szenen der Reihe. Zum Taktwechsel ist das neue Bondgirl etwas älter, Ende 30, Judokämpferin und emanzipierte Anführerin einer Fliegerstaffel. Sie will Bond nicht, doch der zwingt sich ala Clint Eastwoods Ein Fremder ohne Namen so hart auf, bis sie nicht mehr anders kann. Auch scheint Bond emotional etwas abgeschalten, denn als sein erstes Date tödlich vergoldet und ihre Schwester kurz darauf erworfen wird, ist es ihm relativ egal. Da wird einfach der nächste Hintern geklatscht und weiter geht’s, und der Film behandelt es nicht.

Fazit:
Goldära: Goldfinger glänzt durch zwei wunderbar korrelierende Kontrahenten, einer flotten Regie und gut gesetzten Spannungsmomenten, die der Oberflächlichkeit des Konzepts trotzen und ihn zu starker Unterhaltung machen.

8,5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

Um an dieser Diskussion teilzunehmen, registriere dich bitte im Forum:
Zur Registrierung