BG Kritik: „Hancock“

12. September 2010, Christian Mester

John Hancock hat echte Superkräfte. Wieso, und wo er eigentlich herkommt, hat er vergessen, aber Fakt ist, dass er weltbekannt ist. Oder viel mehr, berüchtigt, denn Hancock ist ein ständig betrunkener Rüpel, der mit seinen Heldentaten stets mehr zerstört als er rettet. Als er eines Tages einem PR-Agenten aus der Patsch ehilft, bietet sich dieser an, Hancocks Leben wieder auf
die Reihe zu kriegen…

Hancock (2008)
Regie: Peter Berg
Cast: Will Smith, Charlize Theron

Kritik:
Will Smith als herunter gekommener fliegender Zerstörer? Eigentlich eine starke Idee, die auch in den ersten 30-40 Minuten des Films umwerfend funktioniert. Wenn Hancock als Super-Randy Quaid aus den Grisworld Filmen Gangster jagt und dabei unzählige Polizeiwagen schrottet, Kinder in die Stratosphäre wirft und Züge entgleisen lässt, dann kann man nur lauthals lachen. Zumal Smith das fantastisch spielt und sichtlich Spaß daran hat, mal das völlige Gegenteil seines Saubermann-Images zu spielen.

Sehr gut ist auch Jason Bateman, der als PR-Agent Ray angestrengt um Hancock kämpft und den für ihn nötigen Gegenpol mimt, der nötig ist, um Hancock wieder nüchtern zu kriegen. Das Problem: nach rund einer Dreiviertelstunde reißt Hancock sich zusammen – und der Film fällt auseinander. Abgesehen davon, dass Hancock als Figur ab dann recht langweilig, da zu steif und charakterlos wird, stürzt sich das Drehbuch ab Filmmitte schreiend aus dem Fenster.

Was folgt, ist nämlich eine komplizierte und unnötig umständliche Erklärung von Hancocks Kräften und Herkunft, die an sich dramatisch und teils auch romantisch wirken soll, das aber völlig verfehlt. Diese Erklärung, die mit einer der Filmfiguren zusammenhängt, macht schlicht den gesamten Film kaputt. Statt mehr von dem destruktiven Humor gibt es dann einen verklemmten Smith, der sich in der Rolle des forciert braven Hancocks so unwohl fühlt wie seine Figur in dem einfallslosen Suit.
Fast alle der anfänglichen Topszenen stecken übrigens schon im Trailer.

Es folgen einige größere, aber schwach gemachte Actionmomente, die zu nichts und wieder nichts führen und keine Sekunde Spannung aufbringen können. Man fiebert nie für Hancock, denn sein Gegner in diesem Kampf… ist eigentlich kein Gegner. Ihr Kampf hat keinen wirklichen Grund, weswegen sie umsonst kämpfen, und das auch noch inmitten schlecht animierter Wirbelstürme. Es gibt zwar einen kleineren Endgegner; einen frustrierten Bankräuber, aber der ist eher Randfigur und nur ein schlechter Scherz für einen Übermensch wie Super Hancock. Schlimm ist auch, dass die Story seine Zuschauer für dumm verkauft. Spät im Film werden plötzlich Regeln für Hero Hancock aufgestellt, die vorher im Film vollkommen ignoriert wurden. Zudem macht auch vieles davon keinen Sinn, und das leidige Thema der Kräfte nimmt fast den ganzen Humor aus der Story.

Das Ende dürfte auch einer der schlechtesten Showdowns in Superheldenfilmen überhaupt sein, denn Hancock kriegt nichts großes zu bekämpfen und rettet letztendlich alle

Fazit:
Will Smith als betrunkener, randalierender Penner mit Superkräften? Ungemein lustig, desto unverständlicher, dass es nach einer halben Stunde schon darum geht, all das wieder loszuwerden. Dazu verrennt man sich in eine unlogische, komische Heldenmythologie, die Hancock mit oder ohne Obdach von den richtig guten Heldenfilmen entfernt.

5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

Um an dieser Diskussion teilzunehmen, registriere dich bitte im Forum:
Zur Registrierung