BG Kritik: „Don’t Look Up“ (Netflix)
Zwei Astrophysiker (Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence) stellen fest, dass die Erde in einem halben Jahr von einem Asteroiden getroffen werden wird, der alles Leben auslöschen dürfte. Verzweifelt wenden sie sich an die US Präsidentin (Meryl Streep) und die Presse, doch kaum einer scheint die Message verstehen zu wollen…
Regie: Adam McKay
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence, Meryl Streep, Jonah Hill
Wissenschaftliche Fakten nachvollziehen und vernünftig reagieren? Wieso, wenn man das ganze auch anzweifeln, trivialisieren oder gar finanziell ausnutzen kann? „Don’t Look Up“ lässt sich von seinen Grundideen auf viele andere gegenwärtige Konfliktthemen übertragen, wie etwa die Coronakrise oder die globale Erderwärmung, und interpretiert am Beispiel eines Extrems recht amüsant (und erschreckend), wie irrational Bevölkerung, Politik und Medien mit derartigen Sachen umgehen.
Schnell wird DiCaprios Professor Couchpotato darauf reduziert, wie heiß er aussehe, während Lawrences Studentinnenwut über die allgemeine Ignoranz zu einem Meme wird. Was die beiden letztendlich sagen, wovor sie warnen, interessiert kaum einen. Warum auch? Die Wahrheit ist unbequem, mögliche Lösungen sind komplex und schwierig, die Folgen unvorstellbar. Wieso sollte sich die Präsidentin darum scheren, wenn die anstehende Wahl wesentlich wichtiger scheint? Wieso agieren, wenn es andere auch tun könnten?
Der Film erinnert sehr an den Satireklassiker „Idiocracy“, fällt aber nicht derart albern extrem aus. Tatsächlich klingen die Dialoge mit den Medien- und Politikvertretern so alltäglich, dass man sich gut vorstellen könnte, dass es in einer solchen Situation genau diese Resonanz geben könnte.
DiCaprio und Lawrence sind in ihren eher simplen Rollen als schnöseliger Prof und genervte Studentin beide gut, und dürften, nachdem schon McKays letzten beiden Filme mehrere Oscar-Nominierungen hervorbrachten, bestimmt beide mit guten Chancen rechnen, auch wenn diese Rollen generell keine Nominierungen verdienen würde. Großartig ist jedoch Mark Rylance als Techmagnat Typ Elon Musik, der als Milliardär in seiner ganz eigenen Welt lebt und immer wieder derart verrückte Ideen und Sprüche hat, dass man fassungslos bleibt. Jonah Hill als eine Art Donald Trump jr. macht am laufenden Band peinliche Witze, ist damit aber immer wieder lustig.
Was den Film ein wenig an Kraft nimmt, sind drei Aspekte. Das eine wäre eine sehr gemächliche Erzählweise, die sich über epische 2,5h streckt. Zwar wird es bis zum Schluss nie langweilig, doch hätte es dem ganzen besser getan, kürzer zu sein. Tatsächlich hätte das sogar als stundenlange „Black Mirror“ Folge gut funktioniert. Dann wäre da die Tatsache, dass „Don’t Look Up“ ab etwa der Hälfte relativ absehbar auf ein erwartbares Ende zurudert und man sich in einige Nebenplots mit Affären und dergleichen verrennt, die nicht wirklich greifen und für das größere Ganze nicht sondelrihc wichtig sind.
Zum anderen kann es McKay einmal mehr nicht lassen, den Film mit vielen Nebenrollen zu füllen, bzw, denen zuviel Zeit zu spendieren, nur weil es bekannte Gesichter sind. Timothee Chalamet aus „Dune“ beispielsweise spielt einen betenden Skater, der eine Weile mit Jennifer Lawrence abhängt, letzten Endes aber nichts wirklich beiträgt, und Ariana Grande mimt einen arianagrandesken Popstar, die ganz offensichtlich auf einen Golden Globe für den besten Song hofft.
Fazit:
Unterhaltsame Satire, die mit 2,5h zwar fast eine ganze Stunde zu lang läuft, dafür aber bis in die zweite Post-Credits-Szene zu unterhalten weiß.
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