BG Kritik: „Die Mumie: Das Vermächtnis des Drachenkaisers“

12. September 2009, Christian Mester

Evey (Maria Bello) und Rick O’Connell (Brendan Fraser) denken, ihr Sohn (Luke Ford) würde schön zur Universität fahren, doch stattdessen buddelt er in China das Grab des antiken Tyrannen Han (Jet Li) aus und wird als Archäologe gefeiert. Als ein paar schmierige Gangster die Mumie des Kaisers wieder zum Leben erwecken, müssen die drei kurzerhand mit zwei mysteriösen Frauen (Michelle Yeoh, Isabella Leong) die Welt retten gehen, bevor Han seine unbesiegbare Tonarmee zurückholen kann….

The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor (2009)
Regie: Rob Cohen
Cast: Brendan Fraser, Jet Li

Kritik:
Drückt man ein Auge zu, so macht Das Grabmal des Drachenkaisers eigentlich alles richtig. Die Sets sind beeindruckend, die Effekte sind fantasievoll, die Action ist wie auch schon bei den Vorgängern groß und imposant; es gibt lauter lustige Sprüche, eine neue richtig böse Mumie, verrückte Kreaturen, viele Kämpfe, drei gutaussehende Frauen und einen beinharten Helden in der Hauptrolle. Teil 1 und 2 funktionierten super mit diesem Konzept, welches in 2 lediglich durch einen unfertigen Effekt-Showdown etwas getrübt wurde, aber leider will es beim dritten Teil insgesamt nicht mehr so hinhauen.

Das größte Problem ist zu Anfang Maria Bello als neue Evey. Es ist schwer, sich nach der tollen Rolle aus den ersten beiden Filmen an ein neues Gesicht zu gewöhnen, aber umso schwerer, weil diese Evey sich überhaupt nicht mehr so verhält wie die alte. Rachel Weisz spielte sie als liebenswertes Schusselchen, die mal eine gesamte Bücherei vernichtet und dann niedlich trippelnd auf einer Leiter balanciert. Die neue Evey ist hingegen vollkommen abgebrüht und unerschrocken. Sie hat keine Schwäche mehr und damit leider auch keine Chemie mit ihrem Ehemann, dem man oft ansieht, dass er sich seine alte Partnerin zurück wünscht. Über Rachel als Evey konnte man schmunzeln; sie war liebenswert und brachte mit ihrer Unsicherheit Spannung in so manche Actionszene – kurzum, man wollte nicht, dass Mumie Imhotep sie in die Finger bekommt. Bei der neuen ist es einem einfach egal, denn sie ist schlichtweg völlig falsch besetzt.

Das wiederum färbt auch auf Star Brendan Fraser ab, der diese eine Rolle eigentlich im Schlaf spielen kann. In allen Actionszenen ist er natürlich wie immer überzeugend und gleichzeitig lustig, aber werden mal keine Untoten verprügelt oder Drachen gejagt, so quält er sich mühsam durch zu viele schwachbrünstige Dialoge mit seiner Frau und seinem Sohn. Nett ist dagegen John Hannah’s Rückkehr als Schwager Jonathan, der erneut für viele Lacher sorgt, leider aber kaum miteinbezogen wird.

Sohnemann Luke Ford hat Talent das tief im Hintergrund ansatzweise mal durchschimmert, aber größtenteils nimmt er Fraser einfach nur Szenen weg und kann weder als echter Actionheld, noch als mutiger Beschützer seiner neuen chinesischen Freundin überzeugen. Die allerdings, gespielt von Newcomerin Isabella Leong, ist nicht nur hübsch, sondern auch mit Leib und Seele dabei
und sollte für die Zukunft mal im Auge behalten werden. Besser noch ist ihre Mutter, die von Actionlegende Michelle Yeoh sehr einfühlsam gespielt wird, mehr sogar, als dass es der Film verdient hätte. Eifrige Augen entdecken dann noch Russell Wong als untoten Rebellenanführer, der in Romeo Must Die der Böse war und da auch auf Jet Li traf. Dann wäre da halt Jet Li, der in seinen wenigen Momenten als Mensch knallhart und mächtig erscheint und ordentlich Präsenz hat, die meiste Zeit jedoch nur als Special Effect zu sehen ist. Das ist allerdings recht gut gelungen, denn als Mumie setzt er jede Menge Magie ein die zu reichlich Spektakel führt.

Effektemäßig gibt es bei der neuen Mumie beides: Nieten und Volltreffer. Die Sets sehen fast immer umwerfend aus und die Yetis, der Drache und der Shanghai-Hund passen ins Bild, aber einzelne Szenen stechen trotz der teuren Produktion immer wieder heraus, als wären sie noch längst nicht fertig gewesen. Unübersehbar ist, dass das Fehlen von Regisseur Stephen Sommers auffällt: Rob Cohen versucht zwar ihn so gut wie möglich zu imitieren, aber trotz all der gleichen Elemente wirken die beiden Vorgänger drahtiger, voller und zufriedenstellender. So ist etwa der große Endkampf am Ende kein wirkliches Highlight und die Riesenschlacht so eine Randerscheinung, dass man sie fast übersehen könnte. In Sachen Story braucht man nichts erwarten: Mumie wacht auf und sucht Artefakt, mit dem sie unbesiegbar wird; O’Connells müssen sie aufhalten. Zwar ist noch eine kleine Love-Story und etwas Tragik mit im Boot, aber beides ist so kurzweilig und unwichtig, dass es keinerlei Rolle spielt – bis auf Teil 4. Sollte es nämlich noch einen geben, und die momentanen Einspielzahlen sprechen dafür, könnte der Ausgangspunkt für Nummer 4 sehr interessant werden.

Fazit:
Auch in der dritten Runde ist Die Mumie unterhaltsames Effektkino für die ganze Familie. Dass Rachel Weisz gegen Maria Bello eingetauscht wurde ist schade und Ricks jetzt erwachsener Sohn wirkt relativ deplatziert, aber dafür überzeugt Jet Li als böse chinesische Mumie und ist die Action immer noch solide.

6 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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