BG Kritik: „Predator: Upgrade“ (Predator 4)

7. September 2018, Christian Mester

Mitten bei einem Einsatz erlebt Elitesoldat Quinn McKenna (Boyd Holbrook) den Absturz eines Predator-Raumschiffes. Kurzerhand klaut er dessen Ausrüstung und schickt sie seinem Sohn. Als der Predator diesen aufspürt, muss sich McKenna mit einer Wissenschaftlerin und einem Team von Bekloppten zusammentun, um den Predator vom ent-wirbelsäulen seiner Familie abzuhalten…

Predator: Upgrade
Originaltitel: The Predator (USA 2018)
Regisseur: Shane Black
Cast: Boyd Holbrook, Trevante Rhodes, Olivia Munn

Kritik:
Ein Event-Film sollte der neue Predator werden, versprach Shane Black. Predator 2 und 3 waren ihm vermutlich okay genug, aber er wollte etwas weniger Nischiges, wollte Predator als 500 Mio Blockbuster für alle, der Grenzen überschreitet und mehr erreicht als nur diejenigen, die potthässliche Alienmonster und verschwitzte Männeroberarme sehen wollen. Dennoch ist sein Predator: Upgrade genau das geworden.

Zwar sind Wummen und Bizeps nicht mehr so groß wie beim 10 von 10 Arnie Klassiker von 1987, doch prinzipiell ist es genau derselbe Quatsch wie anno dazumal. Wieder sind Predators auf der Erde und sammeln munter Wirbelsäulen, und wieder sinds missmutig gelaunte Mannmaschinen, die ballernd dazwischen funken. Neu ist die Offenbarung, dass die Predators nicht bloß Trophäen fürs heimische Wohnzimmer looten, sondern spezieller, menschliches Erbgut sammeln um sich selbst damit upzugraden (daher der tolle deutsche Titel), doch so wirkliche Neuerungen bringt das nicht mit sich. Im Film gibt es neben einem regulären Predator noch einen größeren Superpredator, der wie Iron Man zuletzt eingepflanzte Nano-Technologie hat. Sofern er dafür nicht gerade Tony Stark erledigt hat, fragt sich da auch, was es noch in menschlicher DNA zu holen gibt. Schon im ersten Film war der Predator wesentlich stärker, widerstandsfähiger und hässlicher als seine Freunde, und noch bessererere Übersuperpredators gab es schon im letzten Teil Predators.

Im Original heißt der Film, der vierte Teil von Predator, „The Predator“. Der hirnrissige Titel bezieht sich auf die Frage, wer denn im Film der wahre Predator ist. Der Bursche aus dem All? Sein noch böserer Busenkumpel? Ist es Logan-Bösewicht Boyd Holbrook, der dem Predator Sachen klaut und ihn jagen geht? Ist es Regierungsagent Sterling K. Brown, der sowohl Holbrook, als auch die anderen beiden verfolgt? Ist es vielleicht Wissenschaftlerin Olivia Munn, die nicht gezeigte, aber peinliche Nacktszenen erdulden muss und dann allen Ernstes ebenfalls alleine versucht, die Touris rauszuwerfen? Oder mag es Holbrooks autistischer Sohn sein, der an einem Nachmittag die gesamte Predator-Sprache lernt? Black macht damit nichts Brauchbares, und so geht’s doch wieder nur um eine andauernde Schnitzeljagd mit viel Action. Diese kann sich jedoch durchaus sehen lassen, zumal die außerirdischen Körperteilesammler immer wieder recht happig zulangen. Ein Highlight ist ein Kampf in einem Labor, in dem übrigens der Sohn von Gary Buseys Charakter aus Predator 2 arbeitet – lustigerweise von Gary Buseys tatsächlichem Sohn Jake Busey gespielt. Zu sehen ist erstmalig, wofür die Predators ihre Kieferklappen einsetzen können.

Holbrook darf mit einem Team aus gestörten Veteranen zusammenarbeiten, darunter Trevante Rhodes aus Moonlight, Comedian Keegan-Michael Key, Thomas Jane, der hier mit Tourette-Syndrom spielt, und Alfie Allen aus John Wick und Game of Thrones. Die zusammengestellte Crew ist halbwegs amüsant, krankt aber wie auch der Film darunter, keine prägnante Anführerfigur zu haben. Selbst Adrien Brody, dem viele den knallharten Einzelgängersoldaten nicht abkaufen wollten, erscheint rückblickend dominanter als Holbrook, der einen prima Buddy, aber kein Zugpferd abgibt. Dezenter noch als sonst lässt Shane Black seine Figuren bissige Dialoge führen, und es scheint, als hatte er Angst, dass der Film zu lustig werden könnte. Das hätte ihm andererseits aber vermutlich geholfen, da Predator: Upgrade immer merklich downgraded, wenn es wieder mal ernster wird. Der interplanetare Konflikt zwischen verschiedenen Predator-Fraktionen bleibt einem ebenso gleichgültig wie das Überleben oder Nichtüberleben der abgefuckten Veteranen, die sich am liebsten mit „Deine Mutter ist so fett“ Witzen ärgern, und so fällt vor allem das spannend gedachte, aber bloß spektakelhungrige Ende eher flach aus. Solide wird’s immer, tauchen die Alienjäger auf und zücken ihre Waffensammlung, doch auch da bleibt der fade Beigeschmack, dass wir das schon dreimal gesehen, und nicht unbedingt schlechter gesehen haben. Gäbs wenigstens mit einer Wüsten- oder Schneegegend ein neues Szenario zu sehen, aber wie in Aliens vs Predator: Requiem wird hier bloß durch belanglose Nachbarschaften geballert.

Predator: Upgrade klingt schon fast wie ein Versprechen: „Schatz, wieso sollten wir diesen Film sehen? Ist das nicht schon wieder 0815 Yautja-Gemetzel mit den Helmsichten und Discs und Schulterkanonen und Rückgrat rausreißen und Trophäen und Raumschiffen und so?“ – „Nein, das ist Upgrade. Die alten sind alt. Der neue ist neuer, besser, moderner, fetter. Upgrade halt!“ Naja, wenn dem wenigstens so wäre. Die größte Irrung daran ist, was anderes zu erwarten, denn auch Teil 4 ist ein braver Teil 4, kein Reboot, keine Neuausrichtung. Weder storytechnisch, noch filmtechnisch, noch tonal, noch innovationsbezogen hat Blacks Beitrag irgendetwas merklich Neues zu bieten. Nicht schlimm, wenn man sich eh einfach nur über eine solide weitere Predator-Geschichte freut (und es ist höchst seltsam, dass ausgerechnet diese Reihe ein Franchise mit bereits sechs (!) Filmen ist), aber ähnlich wie Independence Day: Wiederkehr sind es nur die letzten Momente, die einen tatsächlich möglicherweise gänzlich anderen neuen Teil andeuten. Letzten Endes wirkt die Wahl der DNA-Optimierung fast wie ein Erklärversuch. Förster aus dem Weltall, die Menschenteile sammeln? Kllingt seltsam, klingt barbarisch, klingt unzivilisiert, vor allem für ein Volk, das bessere Raumschiffe baut als unseres. Aber war das nicht auch einer der Reize? Jetzt sind die Predators doch wieder „nur“ größenwahnsinnige Despoten, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen.

Fazit:
Wer den Entschluss fällt, einen vierten bzw. sechsten Predator Film zu sehen, müsste bereits so viel B-Movie und Monstereffekte-Interesse mitbringen, dass Predator: Upgrade auch so schon grundlegend gut zu unterhalten weiß. Action ist drin, Monstereffekte sind drin, ein gewisser Body Count ist da – was will man mehr? Ach ja, würde man mehr wollen, gibt’s da nicht viel. Wer sich vom eigentlich irre talentierten Schreiber Shane Black ähnlich starke Dialoge erhofft, bleibt zurück. Diese Wirbelsäule hat der Film längst vor Drehstart rausgerissen.

4/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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