BG Kritik: „Der Fluch des Dämonen – Night of the Demon“

10. Oktober 2020, Christian Mester

Auch dieses Jahr wollen wir euch mit Horrortipps für den schaurigen Oktober nicht alleine lassen und bieten deshalb täglich einen neuen Beitrag aus unseren Horror-Archiven…und nicht immer muss es ein Tipp sein, sondern auch mal eine Warnung…

Night of the Demon / Curse of the Demon (US, 1957)
Regisseur: Jacques Tourneur
Cast: Dana Andrews, Peggy Cummins

Story:
Der störrische Psychologe John reist nach London, um auf einem Kongress verschiedenster Wissenschaftsvertreter gegen all jene Pseudokollegen zu wettern, die an Hexerei, Okkultismus und anderen, seiner Meinung nach, Nonsens glauben. Als der Präsident des Kongresses jedoch auf unerklärliche Weise ermordet worden scheint und seine Nichte ihn bittet zu ermitteln, sieht er sich bald mit seinen Glaubensgrundsätzen konfrontiert…

Verwünschungen, Rituale, gerufene Monster aus anderen Welten – Der Fluch des Dämonen ist ein besonderer 50er Horrorfilm.

Schon Tourneurs Einstiegsszene macht klar, dass sein Film mehr sein will als viele Konkurrenztitel. In einer besonders finsteren Vorspann sehen wir den Kongresspräsidenten, wie er in letzter Hast versucht einen Todesfluch wieder loszuwerden. Der sinistre Satanist Karswell verspricht ihm zu helfen, tut das aber natürlich nicht, da er selbst dahintersteckt. Verzweifelt rast der Präsident mit dem Wagen in die Nacht hinaus, wo dann der Headliners des Films materialisiert: der Dämon.

Aus einer Art Wolke erhebt sich diese gewaltige Kreatur, die ihm unnachgiebig folgt und nach ihm schnappt, ihn dazu bringt, tödlich zu verunglücken. Sehr effektiv und finster inszeniert, legt diese erste Szene den überraschend ernsten Ton für den weiteren Verlauf. Dass das Monster direkt enthüllt wird und der Beschwörer feststeht, schadet nicht. Die weitere Inszenierung ist so selbstsicher, dass man die Offenbarung nicht aufsparen muss.

 

© Sabre Film Production

Eintritt Held, der hier ein gefestigter Mann im guten Anzug ist, der als Wissenschaftsvertreter keinerlei Ohren oder Augen für Dämonologie oder dergleichen hat. Wie so oft ist es eine attraktive Frau, die ihn da behält und bittend seinem Schicksal entgegen schubst. Hauptdarsteller Andrews war auf dem absteigenden Ast, als er den Film machte. 10 Jahre vorher spielte er noch im Oscarfilm The Best Years of our Lives mit und war einer der beliebtesten Schauspieler seiner Ära. Jetzt jagte er grimmig hinter fadenscheinigen Satanisten her und sein verständlicher Tommy Lee Jones Grummel bekommt der Rolle praktischerweise sehr gut.

Erst nach und nach zerbröselt die harte Front des Unbeirrbaren und je mehr er sich mit dem Übernatürlichen befasst und auf die absehbare eigene Begegnung mit dem Dämon gefasst machen muss, desto spannender wird es. Regisseur Tourneur tut gutes daran, Andrews teils unsympathisch zu inszenieren und ihn kaum mit der Frau kommunizieren zu lassen, da somit völlig offen bleibt ob ihm sein Unglaube noch zum Schicksal werden wird: in vielen Outer Limits Filmen waren es schließlich die Zweifler, die am Ende der tödlichen Wahrheit ins Gesicht sehen mussten. Tourneurs Film hatte hinter den Kulissen ganz eigene Dämonen zu bewältigen: Producer Hal Chester griff laufend in Tourneurs Anweisungen an und übernahm beispielsweise alle Dämonenszenen: der Regisseur wollte den Dämon nicht zeigen, es dem Zuschauer überlassen ob er existiert oder ob es echte Morde und schreckliche Zufälle waren. Chester war anderer Meinung und inszenierte ihn über Tourneur hinweg. Trotz der Eingriffe muss man sagen, dass diese Fuchtelleien fruchteten – die Auftritte des höllischen Wesens sind wirklich spektakulär. Dass manche 50er Kinogänger vor Schreck aus dem Saal liefen, überrascht nicht.

Fazit:

Nicht zu verwechseln mit dem 80er Horrorfilm Night of the Demons, ist Night of the (Singular) Demon ein gelungener 50er Horrorfilm über Okkultismus und Dämonologie, der ziemlich spannend in Szene gesetzt ist. Der B-Trash Faktor ist relativ gering, das Schauspiel durchaus gehobener. Unterhaltsamer, andersartiger 50er Horrorvertreter.

7,0 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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