BG Kritik: „Blood and Bone – Rache um jeden Preis“

14. Juli 2015, Christian Mester

Zwei Pfeiler gibt es in der B-Movie Action, die bei jedem Titel auf die Waage gelegt werden. Wichtigstes Element ist natürlich nach wie vor die Action selbst, die in diesem Fall vortrefflich gelungen ist. White bekommt zahlreiche Möglichkeiten, seine beeindruckenden Fähigkeiten und seinen olympisch trainierten Körper zu zeigen und wischt in mehreren spektakulären Action-Szenen den Boden mit seinen Gegnern auf. Es geht ihm so leicht zu Hand, dass es großen Spaß macht, den muskelbepackten, aber dennoch bemerkenswert schnellen Ausnahmesportler bei seiner Arbeit zu sehen… auch wenn es zuweilen auch gern noch härter sein könnte.

Regisseur Ben Ramsey (schrieb das Drehbuch zu „Dragonball: Evolution“) fängt das Geschehen stets ordentlich ein, ohne auf lästige Kameraeile oder unnötige Schnitte zu setzen. Schön ordentlich sieht man alle Kämpfe in vorbildlicher Übersicht.

Der zweite Punkt ist der Hauptdarsteller selbst. Dolph Lundgren wertet die meisten seiner eher schwachen Filme allein durch sein Charisma auf, während es bei Steven Seagal weitestgehend reine Nostalgie an lange vergangene Rollen ist, die das Gesehene bessern. Jean-Claude van Damme hat seine ganze Karriere seiner zugänglichen Persönlichkeit zu verdanken und da wird es Zeit, dass Michael Jai White endlich selbigen Status erlangt. White, der erst kürzlich in der amüsanten 70er Blaxploitation Parodie „Black Dynamite“ toll auftrat, zeigt sich in diesem Film mit der Sympathie, die in „Undisputed II: Last Man Standing“ schon Wesley Snipes nicht vermissen ließ. Er gibt einen ansprechenden Titelhelden, der inmitten der banal flachen, 0815-Genrehandlung positiv hervor sticht und so begabt ist, dass er zu mehr als nur Posieren und Kämpfen taugt.

Fans werden sich freuen, da die beiden relevantesten Elemente ihrer Sympathien bestens bedient werden – in der Hinsicht geht „Blood and Bone“ streng auf 10 Punkte zu – doch zwischen all den gebrochenen Knochen finden sich auch welche am Film. Die besagte Handlung könnte einfallsloser nicht sein und macht den Eindruck, einzig und allein hastig zusammen gekritzelte Ausrede für dramatische Kampfeinlagen zu sein. Ramsey inszeniert die Kämpfe so, wie man sie haben will: flott, fesselnd und sehenswert, den Rest vergisst man allerdings. Zwar spart man sich glücklicherweise allzu großen Fokus auf irrelevante Nebenfiguren, aber alles, was von White und dessen Fäusten weggeht, verfällt. Weder Bösewicht Julian Sands (der Warlock aus „Warlock“), noch Sidekick Dante Basco (Rufio aus Spielbergs „Hook“) vermögen es, der Handlung irgendetwas zu entlocken. Ramsey holt viel aus dem geringen Budget von gerade einmal 4 Millionen Dollar heraus, allerdings ist man offensichtlich gezwungen gewesen, Abstriche in Kamera, Beleuchtung und Sets zu machen. Da ist es noch das Beste, dass der Film eine überraschende Kurzweiligkeit an den Tag legt und es im Gegensatz zu vielen anderen Genrekollegen nur minimale Längen gibt.

Fazit:
Michael Jai White macht sich langsam aber sicher einen Namen. B-Action Fans, die „Undisputed II“ lieben, müssen unbedingt zugreifen und sich auch Whites neuen zulegen. Für sein Zielpublikum ein Meisterwerk, für sein Budget ein Achtungserfolg, für White hoffentlich Sprungbrett zu Höherem.

6 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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