BG Kritik: „Willy’s Wonderland“ – Nic Cage erlebt Five Nights at Freddy’s

4. Mai 2022, Christian Mester

„Five Nights at Freddy’s“ ist eine beliebte Horrorspielreihe. Das Konzept? Man verbringt eine Nacht als Wachmann in einem Gebäude und muss aufpassen, nicht von großen mörderischen Tierpuppen angegriffen zu werden, die von bösen Geistern besessen sind. Eigentlich sollte das ganze verfilmt werden, aber dann war jemand anders schneller und hat die gleiche Idee ohne Lizenz verfilmt, und dann auch noch mit Megastar Nicolas Cage, der das Konzept so gut fand, dass er sich auch als Producer beteiligt hat.

Er spielt hier einen namenlosen Rumtreiber, der den Job bekommt, eine Nacht lang in einem alten Kinderparadies zu putzen. Was er nicht weiß: die dortigen Tierpuppen sind von den Seelen einer Serienkillerbande besessen, die regelmäßig neue Opfer jenseits der Anwohner fordern, weswegen die örtliche Polizei das ganze auch stillschweigend unterstützt. Gleichzeitig macht sich eine Gruppe Teenager auf, den verfluchten Platz ein für alle Mal zu vernichten.

Für Oscar-Gewinner und Dauerkuriosum Cage ist es die wohl stumpfste Rolle, die er jemals hatte. Er spricht kein einziges Wort und macht nichts anderes als Energy Drinks trinken, putzen, Flipper spielen und besessene Tierpuppenroboter in ihre (komischerweise blutigen) Einzelteile zu zerlegen. Die banalen Teenager indes stolpern durch das alte Gebäude und gehen hauptsächlich hops, damit der Bodycount nicht zu einseitig ausfällt.

Der Ton des ganzen ist sehr seltsam, denn trotz der absurden Gegner ist das ganze gewiss keine Komödie. Man könnte mitunter an das „The Wicker Man“ Remake erinnert werden, in dem Cage ein Bärenkostüm anhatte und Frauen einer bösen Sekte angriff, aber der war so abstrus, dass er immer wieder unfreiwillig komisch wurde, auch weil Cage ständig ausrastete und extrem exzentrisch wirkte. „Willy’s Wonderland“ behandelt sein Konzept hingegen mit einer überraschenden Ruhe und Ernsthaftigkeit, doch der gänzliche Verzicht auf Spannungselemente sorgt wiederum für ein komisches Erlebnis. Man soll und kann weder mit den Jugendlichen, noch mit dem Aushilfshausmeister mitfiebern.

Das schrägste ist, dass Cage trotz Angriffe der Mörderpuppen stumpf mit seinem Putzjob weiter macht, als würd er regelmäßig auf derart störende, aber sonst nicht weiter bedenkliche Monströsitäten stoßen. Seine Attitüde? Leicht genervte Coolness, ein bisschen wie bei „Drive Angry“. Der Film hat fraglos das Zeug dazu, im Laufe der Jahre zu einem Kultfilm zu werden. Ein bisschen muss man an Ash aus „Tanz der Teufel“ und der „Ash vs Evil Dead“ Serie denken, wenn Ash jedoch mal die Klappe halten und weniger rumkaspern würde… aber machte das nicht gerade den Reiz der Figur aus? Insbesondere seine überhebliche Art gekoppelt mit seinem ständigen Talent, neue Schlamassel anzurichten, sorgte für endlosen Spaß.

Was Fans der Spielvorlage betrifft, so ist diese inoffizielle Verfilmung generell recht gut gemacht und die Monsterpuppen kann man vermutlich nicht viel besser umsetzen… sie hätten nur ruhig in einem spannenderen Film sein können. Auch finden sich die beliebten Jumpscare-Szenen aus dem Game nicht.

Fazit:

Ein wirklich seltsamer Film. Ruhige Splatteraction mit Tierpuppenrobotern, aber ohne Humor oder Spannung, und dann hat sich ausgerechnet Nic Cage darin verlaufen. Der das satanisch-animatronische Problem recht ordentlich, aber auch maximalst stumpf handhabt. Ohne ihn sicher ein gänzlich übersehbares Fragezeichen, mit und wegen ihm aber eine neugierig machende Ausnahmeerscheinung, die prima zu seinen fraglos originellen anderen Titeln wie „Pig“, „Mandy“, „Die Farbe aus dem All“, „Jiu Jitsu“, „Massive Talent“, „Primal“, „Ghost Rider 2“, „The Wicker Man“ und „Prisoner of the Ghostland“ passt. Kein anderer Schauspieler mit Oscarkaliber stürzt sich zurzeit derart in unkonventionelle Indieprojekte.

?/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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