Treasure Tuesday Spezialkritik: „Gate – Die Unterirdischen“

23. März 2021, Christian Westhus

80er Horrorspaß, auch bekannt als „Gate – Das Tor zur Hölle“, 1987. Unser heutiger Treasure Tuesday Tipp. Jeden Dienstag auf Erkundungstour gehen. Wir stöbern nach vergessenen Filmen, unterschätzten Filmen, alten Filmen, fremdsprachigen Filmen. Nach Filmen die sich lohnen, auch wenn gerade nicht die halbe Welt über sie spricht.

© New Century Entertainment / NSM Records

Gate – Die Unterirdischen
(Originaltitel: The Gate | Kanada, USA 1987)
Regie: Tibor Takács
Darsteller: Stephen Dorff, Christa Denton, Louis Tripp
Kinostart Deutschland: 28. Mai 1987

Was ist das für ein Film?
80er Fantasy-Horror, gleichermaßen spaßig wie spannend. Der zwölfjährige Glen („Blade“ und „Somewhere“ Star Stephen Dorff in seinem Hauptrollendebüt) beobachtet, wie im Garten seines Elternhauses ein Baum entwurzelt wird. In der aufgetanen Erde findet er eine Geode, die er seinem Kumpel Terry (Louis Tripp), einem Metal-hörenden und Okkult-affinen Jungen, präsentiert. Die Eltern sind für ein Wochenende unterwegs und übergeben die Verantwortung an Glens ältere Schwester Alexandra (Christa Denton), die prompt zahlreiche Freunde einlädt. Erste merkwürdige Dinge geschehen; die Zimmerwände scheinen sich zu bewegen und ein Schwebetrick funktioniert erstaunlich gut. Terry glaubt, die Antwort gefunden zu haben und zwar in einem Metal-Album. Glen habe Dämonen erweckt, die im Untergrund ruhten und nun an die Oberfläche steigen, um Unheil zu stiften. Und bald schon steht das Haus Kopf, mit Glen, Terry und Alexandra mittendrin.

Warum sollte mich das interessieren?
„Dämonen klingeln nicht, die kommen so rein.“ Es ist eine zunächst eigentümliche Mischung, die „The Gate“ wagt. Vielleicht liegt das an der kanadischen Herkunft. Aber eigentlich ist es eine Mischung, die nur aufgehen kann – je nach dem welche oder eine wie große Zielgruppe man im Auge hat. In gewisser Weise ist dieser Film schon das, was „Stranger Things“ zu sein versuchte, nur besser und eben authentisch aus den vermeintlich mythologischen 80ern. Es ist augenzwinkernder Sci-Fi-Fantasy-Horror für Fans von „Fright Night“ (1985) oder „Night of the Creeps“ (1986), aber mit einem gewissen Amblin-Touch, Steven Spielbergs Produktionsfirma, die so viele der Kerninspirationen von „Stranger Things“ hervorbrachte, unter anderem „Die Goonies“ (1985). Der zwölfjährige Glen und sein Kumpel Terry könnten problemlos mit den Goonies abhängen oder zumindest auf dieselbe Schule gehen. Und doch ist der Pre-Teen Amblin-Anstrich nur die halbe Wahrheit. Hinzu kommen garstigere Einflüsse oder Ähnlichkeiten, zum Beispiel „Gremlins“ (1984) oder „Poltergeist“ (1982), oder das Chaos der zweiten Filmhälfte erinnert gar an „Nightmare on Elm Street“ (1984) oder „Hellraiser“ (1987). Der alternative deutsche Untertitel, „Das Tor zur Hölle“, hat schon seinen Grund.

Die Eltern von Glen werden flugs aus dem Plot geräumt, die Clique der älteren Schwester Alexandra dient mehr als Kommentator und Katalysator, und auch sonst sind die charakterlichen Rahmenbedingungen nicht gerade die hohe erzählerische Kunst. Insbesondere die Freundschaft von Glen und Terry ist eher Mittel zum Zweck, um die Geschehnisse ins Rollen zu bringen und ein wenig Exposition zu betreiben. Doch das Miteinander der beiden Jungs funktioniert, wie auch die Geschwisterbeziehung ein paar erstaunliche Facetten bereithält … für einen Film dieser Art. Nicht die hohe Kunst, doch es ist gerade richtig für diesen Film und wenn im letzten Drittel die Post abgeht. Sicher, auf das etwas drollige Design der kleinen dämonischen Biester muss man sich einlassen können, doch nicht nur veranstalten diese Mächte ein höllisches Chaos, die Tricktechnik ist auch noch immer recht ansprechend, mit ein paar Szenen, Momenten und Sequenzen, die durchaus zu begeistern wissen. So wie der erzählerische Ton und die Figuren, ist auch die bildgestalterische Umsetzung ein stückweit gewöhnungsbedürftig. Doch eigentlich heißt „gewöhnungsbedürftig“ nur „ungewöhnlich“. Und Einheitsbrei ist „The Gate“ sicherlich nicht, sondern eine unterhaltsame und spannende Angelegenheit, die man „nostalgisch“ nennen kann, aber nicht muss.

Auf DVD/BD erhältlich.

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Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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