BG Kritik: „Jumanji: The Next Level“

12. Dezember 2019, Michael Essmann

Einige Jahre nach den Ereignissen aus „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ tauchen Spencer (Alex Wolff), Martha (Morgan Turner) Fridge (Ser’Darius Blain) und Bethany (Madison Iseman) erneut in die Spielewelt von „Jumanji“ ein. Nur diesmal haben sie noch Spencers Opa Eddie (Danny DeVito) und dessen ehemaligen Freund und Geschäftspartner Milo (Danny Glover) dabei. Und die wissen nicht mal was ein Videospiel ist. Willkommen im Dschungel.

© Sony Pictures

Jumanji: The Next Level (USA, 2019)
Regie: Jake Kasdan
Mit u.a. Dwayne Johnson, Kevin Hart, Karen Gillan, Jack Black sowie Danny DeVito und Danny Glover

Ab dem 12. Dezember 2019 wird im Kino wieder „Jumanji“ gespielt.

Kritik:
Platz 5 der erfolgreichsten Kinofilme des Jahres 2017, der erfolgreichste Sonyfilm in der US-Kinogeschichte überhaupt, fast eine Milliarde US-Dollar allein im weltweiten Kino… genug Gründe für ein Sequel. Aus Studiosicht zumindest ganz sicher. Also so gut wie alles beim Alten gelassen und den Hauptcast innerhalb und außerhalb der Spielewelt von „Jumanji“ wieder an Bord geholt und erneut von Regisseur Jake Kasdan inszenieren und diesmal auch gleich mitschreiben zu lassen. Dazu die aus dem Vorgänger bekannten und teilweise an den originalen „Jumanji“ (der unvergessene James Horner) angelehnten Klänge von Komponist Henry Jackman und hier sollte nichts schief gehen. Sollte. Aber vielleicht hätte ein weiteres Jahr der kreativen Entwicklung gutgetan. Gut, im Sinne von um nicht nur noch einmal eigentlich den gleichen Film zu liefern, wie zuvor.

Wir machen es nochmal. Alles wie gehabt. STRG-C / STRG-V. Neues Spiel, neues Glück. Oder eher eine neue Runde, eine neue Wahnsinnsfahrt? Egal. Spencer beschließt erneut „Jumanji“ zu spielen. Allein. Aber natürlich nicht grundlos. Weil sein erstes Jahr im Studium nicht ideal gelaufen ist – niemand mag ihn dort – beschließt Spencer anstatt wie verabredet mit seinen besten Freunden – die ihn ja mögen – zum Brunch, lieber „Jumanji“ einen Besuch abzustatten. Ja, jenes magische Spiel welches tödlich ausgehen kann, welches man offenbar allein gar nicht gewinnen kann, und in dem man als Einzelspieler daher auch schon mal Jahrzehnte lang feststecken kann. So falls man denn solange überlebt. Ach, und welches natürlich noch völlig zertrümmert und in seine Einzelteile zerlegt in einer Kiste im Keller vor sich hinstaubt. Dass das völlig banane ist, kann der Film nicht verhehlen. Auch wenn es natürlich verständlich erscheint, wenn man mal „The Rock“ war und nun nur noch ein Normalo, wieder jener Rock sein zu wollen. Da muss man als Zuschauer durch. Auch, weil die realen Figuren Spencer (Alex Wolff), Martha (Morgan Turner) Fridge (Ser’Darius Blain) und Bethany (Madison Iseman) nahezu null Interesse zu generieren in der Lage sind. Aber danach kommt glücklicherweise der Spaß zurück. Oder? Dazu später, aber glücklicherweise retten zwei alte Hasen die Anfangsphase des dritten „Jumanjis“ bis dahin, denn die hier neu hinzugekommenen Danny DeVito und Danny Glover sind Gold. Wahres und pures Gold. Ihre Chemie und Leinwand-Präsenz als alte Freunde die sich einst verkrachten und nun inmitten eines finalen Versuches ihre einstig innige Freundschaft zu kitten steckend, erweist sich als purer Spaß und Retter der ersten gut 25 Minuten von insgesamt gut zwei Stunden. „Grumpy Old Men“ mit den beiden. Machen! Und auch nach dem Anfang sind sie es, die den Unterschied machen. Auch wenn sie dann genau genommen gar nicht mehr da sind. Aber eben doch. Denn es ist ja „Jumanji.“

© Sony Pictures

Natürlich bleibt Spencers Fernbeleiben und Verschwinden seinen alten Freunden und Spielegefährten nicht lange verborgen. Sie beschließen also um ihren Freund zu retten ebenfalls zu den Controllern zu greifen und abermals für ne Runde „Jumanji“ mit einzusteigen. Soweit der Plan, aber das Spiel hat da eigene Pläne, auch, da ja völlig zerschossen und zerlegt. In der Spielewelt angekommen ist Martha wie erwartet wieder die männermordende Ruby Roundhouse (wieder phantastisch Karen Gillan), aber in Taschenträger Mouse Finbar (Kevin Hart) steckt nicht Fridge, sondern Milo (Danny Glover). Fridge ist stattdessen im Avatar des Kartografie-Experten Shelly Oberon (Jack Black) gelandet und Spencers Großvater Eddie (Danny DeVito) wurde in die hünenhafte Hülle von Dr. Smolder Bravestone (Dwayne Johnson) katapultiert. Und das macht Freude, was der Film hier daraus macht.

Äußerlich zerbröselt, wird aus der nun auf dem Tisch liegenden und geradezu darum bettelnden Idee vom defekten Spiel genau nichts gemacht. Glitch, Cheat, Bug und Co, kein wirkliches Thema. Schade, da dies definitiv und auffällig verschenkt wirkt und der Film abseits davon auch nichts anderes Neues auffährt. Ja, eigentlich könnte man zum dritten „Jumanji“ der Einfachheit auch super eine Copy & Paste Kritik raushauen. So was vor zwei Jahren galt, gilt irgendwie weiter. Johnson und Hart haben weiter eine grandiose Chemie, Karen darf wieder zu 80er Jahre Musik cool Männer vermöbeln und Jack Black macht Witze darüber in einem fetten Körper zu stecken… Und man hätte es wissen können und müssen. Der Titel verschleiert hier ja nichts und präsentiert es geradezu offenherzig heraus, ist „Jumanji: The Next Level“ genau das, nämlich wie das nächste Level in einem Videospiel oder eigentlich eher wie ein Nachfolger der sich derselben Basis, Engine und fast auch Karte bedient. Es ist fast der gleiche Film, mit abgewandeltem Level-Design. Wüste, Schnee, Dschungel. Fertig. Ok, nur fast. Viele sehr schöne und reale Settings von überall auf der Welt und wo man auch tatsächlich gedreht hat, treffen also weiterhin auf gute, aber irgendwie auch nie perfekt aussehend animierte Tiere, Hinter- und Untergründe, sowie Flugzeuge und Hängebrücken, die ihre Künstlichkeit leider nie ganz verstecken können. Untermalt von einem antreibenden Score, der aber auch nicht recht hängen bleiben will.

Was ist neu? Also richtig neu. Nicht nur so ein bisschen neu. Richtig neu ist, dass Dwayne Johnston und Kevin Hart spielen, als wären sie alte Männer. Denn in ihren Avataren stecken ja die zuvor von den beiden Dannys gespielten alten Herren Milo und Eddie. Und offensichtlich hatte die Rock & Hart Connection riesigen Spaß am Set, ihren inneren DeVito bzw. Glover zu finden und heraus zu lassen. Und da beide offensichtlich besser Schauspieler sind als ihnen gerne zugestanden wird, klappt das überwiegend hervorragend, und so scheinen DeVito und Glover tatsächlich durch Johnson und Hart hindurch. Hier sind viele Lacher drin und allein aus Glovers langsamer und bedachter Art zu sprechen – die hier von Kevin Hart eben übernommen und interpretiert wird – schöpft der Film eine ungeahnt hohe Anzahl von Gags. Und das ohne groß Repetitiv zu wirken. Merke: wenn Kevin Hart nicht Kevin Hart spielt (also wie eigentlich sonst immer, wenn nicht grad „Jumanji“ ansteht) sondern wie hier dann eben Danny Glover, nervt er plötzlich gar nicht. Und alle gewinnen. Dazu der 8000 Kalorien Mann Dwayne „The Rock“ Johnson als Danny DeVito. Das macht einfach Laune, und wie beim Vorgänger gehören so die innerlich zu äußerlich konträren Szenen rund um das Spiel mit den Avataren zu den Highlights. Erwähnenswert sei dann noch die erst später dazu stoßende Awkwafina („The Farewell“), denn diese stiehlt von da an jede Szene und hier bekommt Karen Gillan nun nicht nur das Tomb Raider Gedächtnis-Outfit spendiert, sondern diesmal auch die passenden Spieleszenen obendrauf.

© Sony Pictures

Verpackt in ordentlich aber nicht überragend Action und Abenteuer und videospieltypisch in, genau, Level unterteilt hetzt das Team so verfolgt von z.B. einer Straußen Stampede und der neuen Gruppe böser Buben dem Ausgang entgegen. Auch nicht neu ist, dass deren Ober-Bösewicht völlig austauschbar und blass bleibt. Schon ein Bobby Cannavale konnte und durfte im Vorgänger nichts zeigen, „Game of Thrones“ Hund Rory McCann ergeht es hier fast noch schlechter. Als austauschbarer Fiesling darf dieser hier einem orangefarbenen, statt eines grünen Juwels nachjagen. Wow, Neuerung. Von „Jumanji“ zu „Willkommen im Dschungel“ gab es deutlich mehr Innovationen. Hier wurde aus dem magischen Brettspiel ein ebensolches Videospiel, man ging mit den Figuren ins Spiel anstatt was aus „Jumanji“ heraus zu lassen, hatte das damals frisch wirkende Element mit den Avataren… Aber da hatte man ja auch gut mehr Luft, mehr Ambitionen. Einfach mehr. Hier mehr vom Alten. „The Next Level“ ist ein Film, der gefühlt nicht den Hauch eines Versuches macht, sich auch nur einen Zentimeter breiter aufzustellen als zuvor oder nötig. Noch einmal die exakt selben Zuschauer ins Kino ziehen bitte. Und das erneut trotz der Konkurrenz von „Star Wars“. Das scheint die Aufgabe und Ziel gewesen zu sein. Unterm Strich kann man das von abstraften bis abfeiern und allem dazwischen. Man kann das faul und als Studioauftrag par excellence bezeichnen und als nur nichts riskieren kritisieren. Aber um das klar zu stellen, das machte „The Next Level“ für mich persönlich zu keinem schlechten Film. Nur zu einem ohne die Ambition besser zu sein, und das Gefühl einiges an Möglichkeiten liegen gelassen zu haben, bleibt hier überdeutlich zurück.

Fazit:
Wer an „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ seinen Spaß hatte, wird bei „The Next Level“ recht sicher auch wieder eine gute Zeit haben. Solange nichts groß Neues erwartet wird. Alle anderen bleiben besser draußen, und suchen einen anderen Kinofilm für den Abend. „Jumanji: Dienst nach Vorschrift“ wäre auch passend als Titel. Aber eigentlich gibt „The Next Level“ das schon gut genug wieder. Neuer Teil, fast alles gleich was ihr mochtet. Nicht signifikant mehr, aber auch nicht wirklich weniger. Fertig.

5,5/10

Autor: Michael Essmann

Ein B-Movie Freund, der seit einigen Jahren in Köln heimisch ist und dort erfolgreich Design studiert hat. Seitdem schiebt er u.a. Pixel hin und her.

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