BG Kritik: „Terminator: Dark Fate“

23. Oktober 2019, Michael Essmann

Fast drei Jahrzehnte nachdem Sarah Connor zusammen mit John und dem reprogrammierten T-800 den Tag der Abrechnung verhinderte, sieht sich die junge Dani Ramos (Natalia Reyes) in einer Sarah nicht unbekannten Situation. Von einem Terminator aus der Zukunft verfolgt, der nur ein Ziel kennt, und vor nichts Halt machen wird, solange Sie nicht tot ist.

Terminator: Dark Fate (USA, China 2019)
Regie: Tim Miller
Darsteller: Linda Hamilton, Arnold Schwarzenegger, Mackenzie Davis, Gabriel Luna, Natalia Reyes

Exakt und auf den Tag genau 28 Jahre nach dem deutschen Kinostart von „Terminator 2 – Tag der Abrechnung,“ und damit ab dem 24. Oktober 2019 im deutschen Kino.

Kritik:
„Kein Schicksal“ und „Wir alle sind unseres eigenen Schicksals Schmied“ heißt es in „Terminator 2 – Tag der Abrechnung.“ Aber jener Tag der Abrechnung wurde verhindert. Statt am 29. August 1997 über drei Milliarden Menschenleben auszulöschen, war es nur Freitag, denn Skynet wurde nie gebaut. Trotzdem muss Dani Ramos nun und zusammen mit der kybernetisch weiterentwickelten und aus der Zukunft zu ihrem Schutz in die Jetztzeit gesandten Soldatin Grace (Mackenzie Davis) nun vor einem tödlichen und nahezu nicht aufzuhaltenden Killerroboter der Baureihe REV 9 (Gabriel Luna) flüchten. Denn irgendwas ist doch passiert, bzw. wird offensichtlich noch passieren. Beiden zur Seite steht die kampferfahrene und mit dem Vernichten von Terminatoren vertraute Sarah Connor (Linda Hamilton).

Und ja, „Terminator: Dark Fate“ ist genau das, wonach er sich hier bereits anhört: Ein Action-Film mit drei starken Frauen im Zentrum. Aber auch Arnold in seiner Paraderolle, der sich handlungstechnisch nur etwas später zu dem Damen-Trio gesellt. Und ab da auch und mit im Zentrum verweilt. Doch dazu etwas später. Aber starke Frauen sind ja nichts Neues in der Welt der Terminatoren. Im Original berichtete Kyle von Ihnen, und Sarah wurde von der schüchternen Kellnerin (mit furchtbarer 80er Frisur) zu einer Kämpferin gewandelt, die dann einen T-800er in einer Hydraulikpresse terminierte. Und dann in Teil 2, mit der Sarah Connor wollte man sich nicht anlegen. Und genau so, nur noch härter, verbissener und von der Zeit und dem Leben gegerbter ist Sarah hier. Dass Linda Hamilton zurück ist, gehört sicherlich zu den größten Pluspunkten am neuen Teil. Aber Hamilton ist nicht allein.

© 20th Century Fox

„Produzent James Cameron ist zurück,“ tönt die Werbekampagne zum neuen Terminator, und macht damit den Umstand klar, dass der Schöpfer und Autor der Reihe um Killerroboter aus der Zukunft hier zum ersten Mal seit 1991(!) wieder einen kreativen Einfluss nahm. Diesmal zwar nicht als Regisseur, aber immerhin weiter als Produzent und Co-Autor der zumindest Grund-Story. Ein Umstand, aus dem die Kampagne allerdings bei aller Liebe zur Reihe, abseits der zitierten Textzeile nichts Gewinnbringendes zu offerieren imstande war. Nun ja, wenigstens hat man diesmal nicht wie bei „Genisys“ oder „Salvation“ jeden Twist bereits in den Trailer oder auf das Poster gepackt. Pluspunkt. Trotzdem sahen die Trailer doch leider und sehr problemlos so aus, als wäre dies „Terminator: Genisys“ – Part 2. Was es ja nicht ist. Für die Regie eigenhändig und von Cameron handverlesen wurde Tim Miller („Deadpool“) auserwählt, um sozusagen einen neuen Teil 3 zu generieren. So ignoriert „Terminator: Dark Fate“ alle nicht von James Cameron inszenierten Fortsetzungen. „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ hat es also nie gegeben. Ebenso wenig „Terminator: Die Erlösung“ oder eben „Genisys.“ Sarah ist also nicht an Krebs gestorben, der Terminator war nie in einem Strip-Club, Christian Bale hat nie in gefühlt jeder Szene in ein Funkgerät gebrüllt, und Jai Courtney hat nie vergeblich versucht, so cool wie Michael Biehn zu sein. Alles ausgelöscht, nicht aus dem heimischen Film-Regal, aber aus der Geschichte von „Terminator: Dark Fate.“

So beginnt dessen Handlung auch unmittelbar mit äußerst bekannten, und direkt packenden Szenen aus „T2“. Ein- und zwischengebettet in die obligatorischen und einleitenden Studio-Logo Einblendungen von u.a. 20th Century Fox und Annapurna, rückt der Film die Sitzung zwischen Sarah Connor und Psychologe Dr. Silberman (in welcher Sarah vom Ende der Welt und Milliarden von Todesopfern berichtet) erneut in den Kopf des Zuschauers. Und mehr braucht man auch eigentlich nicht zu wissen oder zu erfahren. Gefühlstechnisch mitten wieder in der Welt von jenem „T2,“ folgt die erste neue Szene des Filmes. Und ab da war es um diesen alten Action Enthusiasten geschehen. Mehr oder weniger zumindest. Ich hatte Gänsehaut. Details natürlich geheim, aber mit einer solch treffsicheren Eröffnung war nach dem Marketing nicht zu rechnen, und auch wenn der weitere Film nicht an jedem Punkt zu glänzen weiß, so kann hier doch direkt entwarnend verkündet werden, dass „Dark Fate“ ein guter neuer Teil 3 geworden ist. Einer, in dem die Gänsehaut und das richtige Terminator Feeling – ganz wie Arnold – immer wieder zurückkommt.

© 20th Century Fox

Und wo gerade passend bei Arnold und seinem legendären „Ich komme wieder,“ kommt er hier natürlich auch wieder. Nur gefühlte mindestens 15 Minuten zu spät. Da seine Rückkehr von da an aber wirklich treffsicher und gelungen, sei es verziehen. Ausnahmsweise. Arnold kommt spät, aber mit Karacho. Und schlussendlich hat er auch genügend Screen-Time, denn er bekommt große Action-Szenen, und mehr. Denn wo sich der nun ergraute T-800er als besonders treffsicher erweist, ist der Humor. Schwarzenegger bekommt Oneliner, darf selbstironisch sein – ohne in den peinlichen Bereich vom alten „T-3“ abzugleiten – und einen erstaunlichen Charakterbogen abschließen, der sich tatsächlich durch all seine Auftritte als T-800er zieht. Dazu das abermals grandiose Zusammenspiel von Schwarzenegger und Hamilton. Für mich als 80er Jahre, Arnold und klassischem Action-Film Fan einfach nur herrlich. Die Neuzugänge Mackenzie Davis – die offenbar nie schlecht sein kann und die auch als taffe und mit Zukunftstechnologie aufgepimpte Soldatin einen guten Job macht – und Natalia Reyes als aktuelles Ziel zur Vernichtung sind ebenfalls gut, aber hier fehlt einfach und speziell anfangs noch etwas der emotionale Bezug zu ihnen. Braucht, aber funktioniert und kommt. Und auch wenn Reyes Figur der Dani als Ziel des Terminators theoretisch eine Linda Hamilton 1984 Kopie hätte werden können, ist sie es nicht. Sarah war z.B. nie taff. Nicht davor. Dani tritt als heißblütige Mexikanerin aber sofort für sich und für ihre Lieben ein.

Ein ganz klein bisschen unterwältigt dann aber doch eine Szene mit jener Natalia Reyes, in der sicherlich etwas Großes, heroisches von einem Bildmotiv und Filmmoment entfesselt werden sollte. Es funktioniert nicht recht. Leider. Eigentlich gar nicht zu vergleichen und keineswegs als Spoiler für den aktuellen „Terminator“ zu sehen, aber man rückbesinne sich an den finalen Han Solo Moment in „Episode 7,“ als JJ dort so gar keine Gefühle aufkeimen lassen konnte. Ähnlich, aber ganz anders und echt kein Spoiler wird hier versagt. Nicht extrem dramatisch im Gesamtbild, aber ein Makel. Was funktioniert ist der überwiegende Teil, wozu auch die musikalische Untermalung einiges zu beiträgt. Das ikonische „Dun Dun Dun, Dun Dun“ vom legendären Terminator-Komponisten Brad Fiedel bekommt endlich wieder ordentlich Platz, ohne dabei zum kompletten Retro- oder Recycling-Soundtrack zu werden, denn der für „Dark Fate“ verantwortliche Tom Holkenborg (richtig gut bei „Mad Max: Fury Road“ und zuletzt u.a. „Alita: Battle Angel“) liefert auch abseits des Bekannten. Nach dem ersten Erklingen nichts direkt fest Verankertes im Ohr, aber die Maschine definitiv ordentlich antreibend und im Schwung haltend. Und immer wenn es die Cyborg– und Roboter-Action fordert, werfen die Klassiker ausgepackt und hinein arrangiert. Das funktioniert und sorgt für das passende Terminator-Feeling. Effekttechnisch lässt man sich nicht lumpen, das sieht alles mindestens gut und manchmal phantastisch aus. Den gängigen CGI-Plastik Look gibt es aber leider auch. Speziell in einer Szene. Natürlich insgesamt viel aus dem Computer, aber auch ein gutes Stück handgemacht und/oder zumindest so wirkend. Dazu gibt es einige Bilder, die man in einem „Terminator“ einfach erwartet und die nicht fehlen dürften, wie ein Blick auf Skull Beach, große Verfolgungsjagden… eingefangen in teilweise sehr nahe und dynamische Einstellungen und gespickt mit einigen visuellen Details, die in der Serie neu wirken und die notwendige frische hineinbringen.

© 20th Century Fox

Wer von der Story allerdings Quantensprünge erwartet, kann weiter warten. Denn bis auf den oft und meiner Meinung nach zu sehr und übertrieben verunglimpft und geschmähten „Terminator: Die Erlösung“ (ja, der mit Bale an der Funke und Sam Worthington mit dem ach so starken Herzen) teilten sich ja alle Teile im Grunde eine Basis an Story: Ein Guter und ein Böser reisen in der Zeit zurück, um jemanden der im zukünftigen Krieg zwischen Mensch und Maschine mal wichtig wird zu beschützen, respektive zu terminieren. Dazwischen gibt es Geballer und Action, Verfolgungsjagden mit Trucks, ausruhen in Hotels, und ein Finale in einer Industriellen Anlage. Viel Ähnliches darf hier erwartet werden. Ein klassischer „Terminator“ ist die Folge. Man könnte es aber auch mutlos nennen. Ich nicht. Ich brauchte nicht mehr als das, gekoppelt an einen Film, der trotzdem nicht wie eine reine Nachmache wirkt. Aber das dürfte wie so oft sehr subjektiv und unterschiedlich zu gewichten sein. Kein „Predators“ Effekt, wo Teil 3 ja echt wie das Best-of vom ersten „Predator“ wirkte. Auch „T1“ und „T2“ waren ähnlich. Aber eben im Detail und Ton auch anders genug. Hier ähnlich, und sich dabei tonal am ehesten wie der immer noch geniale „Terminator 2“ anfühlend. Nur ohne dessen nahezu Perfektion. Dabei lediglich an einem speziellen Punkt etwas zu groß, da es heutzutage ja nicht mehr auszureichen scheint, von einem Killer-Roboter aus der Zukunft nur in einem Truck oder Helikopter verfolgt zu werden. Aber 1991 wirkte alles in „T2“ sicherlich auch noch viel größer, als der Rest des Kinos. Hier wird die Zeit final über „Terminator: Dark Fate“ zu entscheiden haben.

In Amerika mit einem R-Rating für Gewalt, Sprache und ein wenig Nacktheit eingestuft, in Deutschland bei Sichtung noch ohne Freigabe, aber inzwischen wie „T2“ mit einer FSK-16 versehen. Das passt, da es hier durchaus einiges an Gewalt und auch Blut zu sehen gibt. Aber nicht im Detail, Großaufnahme oder ähnlich. Auch hier ähnlich „T2.“ So hart wie bei seiner Ankunft im ersten „Terminator,“ wird wohl nie wieder in der Reihe zugeschlagen. Stichwort Faust im Brustkorb des Punks. Einige Kraftausdrücke und runden die US-Freigabe ab und was die Nacktheit angeht, erscheint dies von meiner Warte aus nicht erwähnenswert. So nackt wie man bei Zeitreisen im Terminator-Kosmos halt ist, mit einem Blick auf den Hintern von Mackenzie Davis. Ihr an selbigen klebt abschließend, aber nicht als Schlusslicht Gabriel Luna (der Ghost Rider aus „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.“) als aktueller Terminator REV9. Dieser darf als Hybrid aus Endoskelett und Flüssigmetall Terminator-Model (nur auf dem Papier zu ähnlich dem T-X) eine bedrohliche Performance abliefern, und zwischendurch auch mal charmant und witzig sein, um an sein Ziel zu kommen. Eine Infiltrationseinheit eben, um dann innerhalb einer Vierteltaktung seines Chips auf Töten und Vernichten umzuschalten. Die 128 Minuten Laufzeit von „Terminator: Dark Fate“ erscheinen hierbei gut passend, kaum Längen, nicht zäh, gut Action und Humor, dazu beliebte Figuren in tragenden Rollen und nicht nur als Bindeglied. Wie Arnolds neue Synchronstimme auf Filmlänge wirkt, dazu kann hier leider noch keine Aussage getroffen werden, da im Original-Ton gesehen.

Fazit:
„Terminator: Dark Fate“ erweist sich nach Erstsichtung zwar als der schwächste Teil der neuen Trilogie (bestehend aus ihm, sowie eben „T1“ und „T2“) aber im Gesamtbild auch als der stärkste „Terminator“ seit 1991. Das ist doch schon was. Es kracht gewaltig, ab und an gar zu übertrieben, hätte an dieser Ecke aber auch weit extremer und „schlimmer“ in Richtung aktuelles nur CGI-Blockbuster Kino abdriften können. Spätestens im Finale wieder gut eingestellt, läuft der T-800 auch ergraut in 2019 noch überwiegend rund wie das Duracell Häschen.

7/10

Autor: Michael Essmann

Ein B-Movie Freund, der seit einigen Jahren in Köln heimisch ist und dort erfolgreich Design studiert hat. Seitdem schiebt er u.a. Pixel hin und her.

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