Treasure Tuesday Spezialkritik: Eine Klasse für sich (1992)
Bleiben wir vorsichtig und bleiben wir zu Hause … um Filme zu gucken! Zum Beispiel einen der ausgewählten Schätze, die wir wöchentlich beim Treasure Tuesday vorstellen. Vergessene Filme, unterschätzte Filme, alte Filme, fremdsprachige Filme. Filme, die sich lohnen, auch wenn gerade nicht die halbe Welt über sie spricht. Heute betrachten wir eine Feel Good Sport Dramödie aus den 90ern, mit Tom Hanks und Geena Davis: „Eine Klasse für sich“
Eine Klasse für sich
(Originaltitel: A League of their own | USA 1992)
Regie: Penny Marshall
Darsteller: Geena Davis, Tom Hanks, Rosie O’Donnell, Lori Petty, Madonna
Was ist das für ein Film?
Lose inspiriert von den realen Anfängen der All-American Girls Professional Baseball League (AAGPBL). Die heimische Baseball Liga muss mit Kriegseintritt der Amerikaner ab 1943 pausieren, denn die meisten Männer sind im Kriegsdienst. Klubchefs und Sponsoren befürchten weitreichende Finanzeinbußen und beschließen als Ersatz die Neuschöpfung einer Frauenliga zu zunächst zweifelhaften Unterhaltungszwecken. Für diese Frauenliga sollen nun landesweit talentierte – aber auch gutaussehende und ausschließlich weiße – Frauen gecastet und trainiert werden.
Hier kommen die Schwestern Dottie (Geena Davis) und Kit (Lori Petty) ins Spiel. Insbesondere die selbstbewusste Dottie ist ein Naturtalent, doch als verheiratete Frau, deren Mann gerade im Kriegsdienst in Europa ist, hat sie eigentlich gar kein Interesse an dieser zweifelhaften Kurzzeitkarriere. Doch um ihre Schwester zu unterstützen, schließt sich Dottie doch an, räumt schon auf der Fahrt zum Trainingscamp mit der ästhetischen Bevorzugung bzw. Ausgrenzung des Talentscouts aus und spielen bald für das neu formierte Team der Rockford Peaches. Coach Jimmy Dugan (Tom Hanks) ist ein abgehalfterter und stets betrunkener Ex-Profi, der sich zunächst gar nicht für Training, Taktik, Aufstellung und das Spiel interessiert. Dottie springt ein – mit Erfolg.
Warum sollte mich das interessieren?
Die Idee eines Feel Good Films ist eine immerzu subjektive Angelegenheit, die mitunter auch kompliziert werden kann. Was beispielsweise für manche Leute eine perfekte Zuspitzung der Geschichte ist, steckt für andere Leute voller Auslassungen. Und dennoch ist „Eine Klasse für sich“ ohne Frage ein solcher Feel Good Film, ein erstklassig unterhaltsames, fein dosiert emotionales und mit historischen Zeitkolorit gesprenkeltes Sportdrama mit realen Hintergründen. Es ist ein Film wie die „Mighty Ducks“ oder die erwachsenen „Sandlot Kids“, nur ernsthafter, engagierter und rundherum besser. Statt eine klassische Underdog Story auf den unvermeidlichen Turnier- und Wettkampfsieg zulaufen zu lassen, entwickelt sich das humorvolle und doch authentische Drama von „Eine Klasse für sich“ nicht im Sport-Plot, sondern zwischen den Figuren.
Ganz zentral ist es die Geschichte der Schwestern Dottie und Kit, die sich genauso gut als häusliches Familiendrama abspielen könnte, durch die Verlegung aufs Baseballstadion jedoch wunderbar bildliche Entsprechungen erhält. Da wären zudem die anderen Teammitglieder, allen voran Doris (Rosie O’Donnell) und Mae (Madonna). Da wäre der schwierige Fall von Coach Jimmy Dugan, seine Alkoholsucht, sein forciertes Desinteresse, sein Konflikt mit Dottie und der unweigerliche Wandel. Und da sind äußere Einflüsse, wenn die Pläne zur Frauenliga zusammenzubrechen drohen, wenn das Geld ausgeht und wenn das erhofft baldige Kriegsende die Notwendigkeit der Frauen-Ersatzliga obsolet macht.
All dies verwebt Penny Marshall zu einem wahnsinnig unterhaltsamen Hollywood Film. Es ist die Art von gekonnt produzierter, locker-leichter und doch erstaunlich mitfühlender US-Unterhaltung, wie sie die 80er und frühen 90er zumindest in nostalgischer Erinnerung reihenweise hervorgebracht haben. Ein Film der daran erinnert, warum es Schauspielstars gibt und was sie leisten können, ohne in erschöpfende Charakterrollen zu versinken. Die gesamte Besetzung von „Eine Klasse für sich“ ist erstklassig und perfekt darauf getrimmt, diesen Film zu einem Genuss zu machen, von Jon Lovitz als Arschloch-Talentscout, hin zu O’Donnell, Madonna, Lori Petty und den Hauptstars Hanks und Davis. Wenn man will, lässt sich dieser unwiderstehliche Unterhaltungsfilm sogar nur zu gut auf die #AktuelleSituation übertragen, wenn Sportveranstaltungen auf der ganzen Welt abgesagt, pausiert und verschoben werden, wenn händeringend nach Ersatz und Wegen heraus aus der (finanziellen) Krise gesucht wird. Dass es sich hier um Baseball dreht, ein in Deutschland nur marginal populärer Sport, spielt kaum eine Rolle. Die Grundprinzipien aus Werfen, Schlagen, Fangen und Laufen sind simpel genug. Es ist die Energie der sympathischen Figuren und ihrer Konflikte, die die Welt zwischen Werfer und Schläger so spannend und unterhaltsam macht.
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