BG Kritik: „Batman“ 1-4

2. März 2022, Christian Mester

Nacht um Nacht zieht Bruce Wayne als Batman durch die Nächte Gotham Citys und tritt jeden, der das Gesetz mit Füßen tritt, um. Eines Nacht mischt er eifrig in einer alten Fabrik mit und wirft den schmierigen Gangster Jack Napier in ein Becken ätzender Chemikalien. Dieser überlebt allerdings vergrämt und kehrt als Joker zurück, der Gotham in nie erlebtes Chaos stürzt.

Batman (US 1989)
Regisseur: Tim Burton
Cast: Michael Keaton, Jack Nicholson, Kim Basinger

© Warner Bros – Trailer Screenshot https://youtu.be/ftNOhfNjXjk

Richard Donners Superman kam 1978 in die Kinos und wurde supererfolgreich. So erfolgreich, dass drei Oscar Nominierungen, drei Sequels und ein Spin-off folgten, die sich lange allesamt allein super fühlen durften, da kurioserweise kein anderes Studio einen Superheldenfilm wagte. Erst als Superman 4: The Quest for Peace mit Nuclear Man als Gegner super scheiterte, kam man bei Warner auf die Idee, es doch mal mit dem anderen zu probieren, den man auch besaß. Batman. Und drehen durfte ihn der 31jährige Tim Burton, der zuvor erst Pee-Wee’s Big Adventure und Beetlejuice gedreht hatte.

Aus letzterem wollte er unbedingt Michael Keaton als Batman casten, was in den USA auf Fanproteste stieß. Keaton hatte hauptsächlich Komödien gemacht, weswegen man Angst bekam, dass der neue Batman genau so albern werden könnte wie die Adam West Serie aus den 60ern. Aufatmen durfte man, als der prestigeträchtige Jack Nicholson an Bord kam, der zu dem Zeitpunkt schon 9-mal für den Oscar nominiert war und zwei davon gewonnen hatte. Nicholson wusste um seine Wichtigkeit und schröpfte das Studio, wo er nur konnte. Fast ein Viertel des weltweiten Einspiels von 400 Mio Dollar ging in seine Tasche.

Aber der teure Einsatz sollte sich lohnen, denn Burtons Erfolg übertraf Donners noch mal erheblich, und seit Star Wars hatte es kein so erfolgreiches Merchandise mehr gegeben. Superman war riesig geworden, doch es sollte der Erfolg und das Wirken dieser zwei- bzw vierteiligen Reihe sein, die das heutige Comicfilm-Genre für immer prägen sollte.

Das erste, was einem in Burtons Batman wie ein Baterang ins Auge sticht, ist die unverkennbare Ästetik des Films. Gothische Architektur trifft auf Art Deco und Expressionismus, trifft eine besonders dreckige Version des 30er Jahre New Yorks, trifft auf 80er Metropolengosse, wie man sie zuletzt etwa in Freitag der 13te Teil 8: Todesfalle Manhatten sehen konnte. Burton schnaubte, als sich die Produzenten über seinen Kopf hinweg dazu entschieden, den Großteil der Musik dem schillernden Prince zu überlassen. Der komische Paradiesvogel passte allerdings perfekt zur visuellen Gestalt des Films und vertiefte nachdrücklich, was visuell eh schon da war. Sein Anteil verkörperte im Grunde den Joker, während Danny Elfman eine geniale, klassisch-schwermütige Theme für Batman entwarf.

Erwachsener ist auch die ungewöhnliche Heldendarstellung. Als Wayne ist Keaton ein introvertierter Weirdo, der zurückgezogen lebt, sich an langen Tischen von seinem Butler bedienen lässt und Kriegerrüstungen sammelt. Kein charmanter Playboy, wie ihn George Clooney etwa spielte. Als Batman setzt er zwar seine heute weltweit bekannten Gadgets ein und hat Batmobile und Batwing, doch nicht als verwegender Held. Keaton spielt Batman als Gestörten, der völlig darin aufgeht, Gangster in Angst zu versetzen und sie zu verdreschen. Für ihn ist jede Nacht im Anzug eine Art gewalttätige Bewältigungstherapie seines Kindheitstraumas, und weder Keaton noch Burton inszenieren ihn als glatten, vorbildlichen Helden für Kinderzimmer. Eine ungewöhnlich kantige Interpretation, die allerdings aufgeht, da dieser Batman nachvollziehbares Produkt dieser Welt ist. Hier wirkt es keinen Moment lang abwegig, dass sich ein Mann als Fledermaus verkleidet.

Jack Nicholson spielt den Joker erwartungsgemäß großartig, als extravaganten Sadisten, der mit der gesamten Stadt sein Spiel treibt. Sein Make-Up des verzerrten Gesichts hat was Gruseliges an sich, und Nicholson verlässt sich nicht bloß auf den Wahnsinn, den er schon in Shining so gut gespielt hatte. Er fügt eine gute Prise Unberechenbarkeit dazu, sodass jede Szene des Jokers automatisch spannend wird, da man nie weiß, was er machen wird. Unter anderem inspiriert von der 60er Serie, stellt er der Stadt und Batman ausgefallene Rätsel. Im Gegensatz zur Adam West Inkarnation kann Keatons Batman jedoch nicht verhindern, dass dabei Menschen sterben oder grotesk entstellt werden – heiliges Kanonenrohr, Batman, er selbst bringt sogar Handlanger um.

Burton inszeniert den Joker nicht bloß als Gegner unter vielen; er macht ihn bewusst zum Mörder von Bruce Waynes Eltern, was nicht aus den Comics stammt. Da war es ein dahergelaufener Krimineller namens Joe Chill. Der Joker schafft Batman so gesehen eigenhändig, und der wiederum verwandelt ersteren, indem er ihn in die Säure fallen lässt. Gewalt schafft Gegenwalt, die niemals endet. Spinnt man den Gedanken weiter, passt das gewählte Ende des Films eigentlich nicht. Nachdem der Joker erledigt ist, müsste Bruce seinen Zwang als Verbrechensbekämpfer ablegen. Er müsste erlöst sein, und ab dann ein normales Leben führen können. Das wäre das rundere Ende, doch natürlich standen weitere Batman Abenteuer an, also durfte Keaton das Leder noch nicht ablegen.

Damit vieles davon funktioniert, hält sich Burton übrigens nicht immer an realistische Bedingungen. So kann der Joker beispielsweise eine Stadtparade mit Geschenken (natürlich Giftgas) ankündigen und durchziehen, ohne dass sich auch nur ein Polizist blicken lässt. Da der Film allerdings einen erhöhten Fantasy-Einschlag hat, bricht es nie mit der Atmosphäre. Weil die Polizei vollends überfordert ist, wird die Präsenz Batmans verstanden, wenn auch nicht akzeptiert. Der Film adressiert sehr wohl, dass Batman außerhalb des Gesetzes agiert und seine Aktionen inklusive seiner Morde auf unterschiedliche Reaktionen stoßen.

Das einzige Element des Films, das sich in Burtons Version nicht so recht entfalten kann, ist Kim Basinger. Als Investigativreporterin Vicki Vale verkörpert sie den Zugang zur Doppelfigur Batman / Bruce Wayne. Da er kaum redet, berichtet sie zunächst erstaunt über beide, bevor sie Bruce kennen und lieben lernt, und schließlich von seinem Geheimnis erfährt. So attraktiv Basinger sein mag, so substanzlos und unglaubhaft ist ihre Beteiligung. Die Gespräche mit Bruce bleiben unterkühlt und ohne Funken, sodass der romantische Aspekt gänzlich untergeht. Als Reporterin hat sie nichts von Supermans Lois und ist die klischeebelastete kreischende Opferrolle, die ständig bedroht und entführt wird. Es ist offensichtlich, dass Burton sich null für ihre Figur interessierte. Demnach fällt es schwer, sie ernstzunehmen.

Für heutige Verhältnisse wirken die Actionszenen schwächer. Keaton kann seinen Kopf nicht drehen und agiert dementsprechend recht steif. Sein Bruce ist kein durchtrainierter Mann von 1,80, weswegen die Kampfszenen fast alle aus kurzen, starken Attacken bestehen, doch es ist offensichtlich, dass er gegen jemanden wie Killer Croc keine Chance hätte. Batman setzt seine Fahrzeuge und Gadgets ein, doch obwohl die Designs oft passen, vor allem beim unvergesslichen Batmobile, ist ihr Einsatz für heute Augen nicht immer sonderlich aufregend. Das muss man berücksichtigen, traut man sich an den 26 Jahre alten Batman heran.

Fazit:

Tim Burtons Einstieg ist eine einfallsreiche Interpretation Batmans, die in erster Linie durch ihre unglaubliche Ästetik und Musikwahl fasziniert. Keaton und Nicholson highfiven sich ansprechend und lassen häufig vergessen, dass die Action nicht immer die beste ist. Ein vielleicht etwas in die Jahre gekommener Comic-Film, doch ein noch immer sehr sehenswerter, der sich vor der Nolan Trilogie in keinem Batcave zu verstecken braucht.
9 / 10

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Der unter Pinguinen aufgewachsene Pinguin (DeVito) bedroht Gotham City mit einer Clown-Gang, und versucht gleichzeitig, mit Hilfe eines korrupten Geschäftsmannes namens Max Schreck zum neuen Bürgermeister zu werden. Batman greift demzufolge rasch zum Ködereimer, wird aber selbst von einer gestörten Dame im Katzenlederkostüm betört…

Batman Returns (US 1992)
Regisseur: Tim Burton
Cast: Michael Keaton, Danny DeVito, Michelle Pfeiffer, Christopher Walken

Nachdem Burtons erster Batman die Kinokassen rattern ließ, setzten sich alle Beteiligten rasch wieder zusammen um das nächste Kapitel zu entwerfen. Burton wollte ursprünglich nicht, doch als man ihm volle kreative Kontrolle versprach und ihm sogar erlaubte, zuvor noch Edward mit den Scherenhänden drehen zu dürfen, knickte er ein. Das neue Vertrauen in Burtons Arbeit ist direkt spürbar. Zwar sind Look und Action relativ gleich geblieben, doch der zweite Film traut sich thematisch und visuell noch mehr als der erste. Dafür, dass der Comic-Film Hype noch längst nicht entfacht war – das sollte noch eine Dekade dauern – bewies Warner Bros bereits, dass ein Batman Film alles andere als tumbe Kinderkost sein kann.

Grundsätzlich mag Oswald Cobblepot alias „der Pinguin“ als Antagonist weniger spannend wirken als der Joker. Primär aus Serien kennt man ihn als untersetzten Fettsack mit Zylinder und Schirmgadgets, der zwar immer mitmischt, der Batman aber auch weder körperlich, noch intellektuell die Stirn bieten kann. Nicht so in Burtons Fassung. Sein Pinguin ist ein groteskes Monster, mit deformierten Händen, spitzen Zähnen und ständig verschmierten Händen und Augen.

Er ist ein märchenhafter Albtraum, der im Film Kinder entführt, Menschen beißt und Catwoman gierig besteigen will. Kein Wunder, dass das Marketing Probleme damit hatte, die Figur in bunten Happy Meals zu bewerben. Burton macht Großartiges aus der Figur. Hauptthema des Films sind Identitäten. Der Pinguin wurde als Kind von seinen Eltern verstoßen und will sich dafür an der Welt rächen. Ein Gegenbild zu Batman, der seine Eltern als Kind verlor und die Welt seither schützen will. Der gutaussehende Bruce verkleidet sich als Tier – der Pinguin hingegen versucht, menschlich zu wirken.

Max Schreck ist eine Rolle, die eigentlich Staatsanwalt Harvey Dent (Billy Dee „Lando“ Williams aus dem ersten Film) sein sollte. Williams wollte man aber plötzlich nicht mehr, also schrieb man sie kurzerhand um. Schreck ist ein korrupter Geschäftsmann, der den Pinguin zu manipulieren versucht, damit der als armes Opfer der Stadt Bürgermeister und dadurch seine geheime Hilfe wird. Der psychopathische Pinguin spielt nur kurz mit der Idee, als Mensch unter Menschen akzeptiert zu werden und wird von Schreck so wütend gemacht, dass er die Erstgeborenen der ganzen Stadt töten will. Schreck, das wahre Übel hinter allem, verursacht überdies noch eine andere Entwicklung. Er tötet seine herum schnüffelnde Sekretärin, die von Katzenbissen wieder auferweckt – und wahnsinnig wird. Als Catwoman klaut sie sich durch die Stadt und arbeitet zeitweise sogar mit dem Vogelmann zusammen. Sie wird zu einer extremeren Version von Batman, die losgelöst von Gesetzen ausschließlich macht, was ihr gefällt. Dass sie sich ohne Maske in Bruce Wayne verliebt, verkompliziert die ganze Angelegenheit noch mal auf interessante Weise, und bald sieht Bruce all diese möglichen Versionen von sich selbst. Jeder der Bösewichte stellt eine Seite dar, die er selbst haben könnte.

Über das Finale sei an dieser Stelle nichts gelüftet, aber es wird offensichtlich, dass Max Schreck in der Entwicklingsphase ursprünglich Dent war und durch die Ereignisse des Films zu Two-Face werden sollte. Natürlich ist sein Paradethema das der doppelten Identität. Batman selbst hat wegen Pinguin, Catwoman und Schreck prozentual weniger Szenen als im ersten Film, ist aber zwischen interessanten Konflikten hin- und hergerissen. Er kann den Pinguin anfangs nicht stellen, weil ihm die Beweise fehlen. Er könnte ihn mit bloßen Händen umbringen, weiß aber, dass das falsch wäre. Catwoman kann er nicht härter bearbeiten, weil er sich zu ihr hingezogen fühlt, und weil sie eine Frau ist. Eine naive Einstellung, die ihn mehrfach straft.

Die Bösen schwärzen Batman als Killer an, indem sie ihm einen Mord unterjubeln und seinen Wagen ferngesteuert durch die Stadt jagen. Sie wollen seinen Ruf vernichten und ihn dazu bringen, eben so soziopathisch zu werden wie sie es sind. Catwoman ist offensichtlich von Batman inspiriert, doch der Pinguin ist ein natürliches Monster, während Schreck ein realistisches ist. Dafür, dass es zwei Filme zuvor noch Buff Peng Kaplong hieß, ist das überraschend viel Tiefe, die bis auf Ausnahmesituationen wie Pinguins Fahrt in einem Batmobile-Simulator in Kindergröße nie an Seriösität verliert. Batmans Rückkehr ist ein sehr finsterer Film, ein düsteres Märchen, thematisch, wie auch visuell. Eins, das sich nicht darum schert, kleinen Kindern zu gefallen und damit den altertümlichen Grimm’s Märchen nahekommt.

Trotz allem hat Burton seinen Hang zum Verspielten nicht verloren. Es mag ein wenig unpassend gewählt sein, dass der Pinguin ausgerechnet eine Bande von Clowns als Handlanger hat, doch ansonsten wird Gothams Fantasiegehalt wunderbar vertieft. So kriegt der Pinguin eine riesige Quietsche-Ente als Fahrzeug und echte Pinguine tragen Raketen auf dem Rücken. Da Burton dieses Mal selbst entscheiden durfte, gibt es keinen Prince. Die gelungene klassische Musik stammt gänzlich von Danny Elfman, der für den fast schon opernhaften Score rund um die Uhr arbeitete. Daraus schnürt Burton ein Sequel, das keineswegs überhastet, sondern höchst durchdacht wirkt. Hier hat man jemanden wirklich das Potenzial vertiefen lassen, das er im ersten Anlauf nur unsicher und ungenau unterbringen konnte.

Keaton hat hier merklich weniger zu tun. Er bleibt recht straight und räumt hinter den stärker beleuchteten Gegnern her, doch dafür entschädigen Walken (Burtons späterer kopfloser Reiter in Sleepy Hollow), DeVito – der in seiner Karriere nie besser war – sowie Pfeiffer, die ihre Rollen alle exzentrisch unterhaltsam gestalten. Fast könnte es sogar ein Suicide Squad ähnlicher Film ganz ohne Batman sein, so gut funktionieren die Antagonisten unter sich.

Fazit:

Batmans Rückkehr zeigt einen Burton bei vollster Selbstsicherheit. Als Einzelfilm würden ihm hier tiefer gehende Szenen mit Batman fehlen, doch als Fortführung des 1989er Films bietet es gleich drei unterhaltsame neue Gegner, ausgereifte Schauwerte und eine unerwartet dunkle und erwachsene Handlung. Ein beeindruckendes Sequel, dem bis heute kaum ein anderer Comic-Film nahekommen konnte.
10 / 10

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Der temperamentvolle Tüftler Edward Nygma wird eines Tages wahnsinnig vor Wut, als sein Arbeitgeber in spe Bruce Wayne eine gefährlich klingende Erfindung ausschlägt. Nygma wird daraufhin zum Riddler, der sich aus Rache mit einem von Gotham Citys notorischsten Gangstern zusammenrauft: Two-Face.

Batman Forever (US 1995)
Regisseur: Joel Schumacher
Cast: Val Kilmer, Tommy Lee Jones, Jim Carrey

Tim Burtons zweiter Batman war weniger rentabel, was daran gelegen haben mag, dass Burton nichts auf das allgemeine Happy-Meal-Familienpublikum gab und den Film so finster gestaltete, wie er es für Erwachsene sehen wollte. Im Studio war man sich also schnell einig: Burton musste raus, der nächste Film dringend kinderfreundlicher ausfallen. Mit Burtons Weggang dankte auch Keaton ab, und so übernahm Val Kilmer aus Top Gun als Batman. Robin Williams und Michael Jackson wollten den Riddler spielen, doch man entschied sich für Jim Carrey, der gerade mit Dumm und Dümmer, Ace Ventura und Die Maske zum Megastar geworden war.

Für zwei der weiteren Rollen ergaben sich unerfreuliche #whitewashing Kontroversen. Zunächst mal wurde der schwarze Billy Dee Williams teuer aus seiner Two-Face Rolle herausgekauft, weil man lieber den weißen Jones sehen wollte. Das lässt sich immerhin noch auf die Karrieren beziehen, da Williams seit 6 Jahren nichts mehr vorzuweisen hatte und Jones durch Auf der Flucht zum Star und Oscar-Gewinner geworden war. Bei Robin jedoch ließ sich das nicht argumentieren. Ursprünglich war der schwarze Marlon Wayans verpflichtet, doch auch ihn kaufte man aus seinem Vertrag heraus, um stattdessen den ebenso unbekannten, aber weißen Chris O’Donnell nehmen zu können.

Heutzutage gilt Joel Schumacher als Arkhaminsasse, da er den Batman Franchise bis Batman Begins verhunzt hatte. Nicht so bekannt ist allerdings, dass Schumacher ursprünglich was ganz anderes im Sinn hatte. Später gab er an, dass er eigentlich einen ernsten Film wie The Dark Knight machen wollte, was aber abgelehnt wurde. Aus Liebe zu Batman blieb er an Bord. Two-Face ist einer der Hauptbösewichte des Films, doch das bereits berarbeitete Thema der doppelten Identität wird hier nicht wieder aufgegriffen, jedenfalls nicht inhaltlich. Dennoch ist es vertreten, in Form von Schumacher selbst.

Zum einen Teil ist Batman Forever ein hervorragendes Remake der 60er Jahre Serie. Kindertauglicher sollte es werden, also verweist Schumacher eindringlich auf die Adam West Batman Serie aus dem Jahr 1966. Batman und Robin lösen Rätsel, Two-Face und Riddler agieren noch exaltierter als Nicholsons Joker, die Handlanger tragen alle gleich ausssehende Kostüme. An den Serien-Kinofilm Batman hält die Welt in Atem erinnernd, gibt es eine Szene mit einer riesigen kugelrunden Bombe (die später in The Dark Knight Rises ebenfalls vorkam), die Bösewichte lachen andauernd übertrieben und auch visuell ließ man sich inspirieren.

Nicht, was Gotham City oder die Kostüme betrifft: die bauen konsequent auf Burtons Stil auf, wenn auch eindrucksvoll pompöser und dieses Mal in grellen Neonfarben gehalten. Auffällig sind aber die vielen Close-ups und Dutch Angles, die jederzeit erwarten lassen, dass das Batman Logo mit einem schrillen „dädädädädä“ als Überblendung einfährt. Als Adaptation der Serie ist dieser Anteil des Films ein voller Erfolg. Die Actionszenen kommen ohne Bäm-Sprechblasen aus, sind aber knallig und trotz Sinnlosigkeiten (in einer Szene fährt Batman an einer Hochhauswand hoch, ohne dass wir erfahren, wie es von da oben weiter geht) darauf ausgelegt, Kinder zum Nachspielen zu verleiten.

Die vernarbte Seite Schumachers offenbart sich in seinen vergebenen Bemühungen, diesen knallbunten Unsinn mit einem seriösen Hintergrund zu verbinden. Kilmers staubtrockene Art verpasst Batman Weisheit, als Bruce Wayne soll er dadurch gequält und nachdenklich wirken. Kilmer kann nichts daraus machen. Jedes Mal, wenn er kein hautenges Leder trägt, könnte ihn ein Sack Kartoffeln schauspielerisch übertreffen. Nicole Kidman spielt ein Batman-Groupie, das so weit geht, dass es ihn für eine schnelle Nummer zum Dach des Gotham Polizeigebäudes ruft. Gleichzeitig soll sie eine angesehene Psychologin sein, die Bruce Wayne berät. Die Beziehung ist in jeder Hinsicht schlecht. Schlecht gespielt, schlecht geschrieben, dazu wiederholt sie unnötigerweise die Vicki Vale Beziehung des ersten Teils. Schumacher lässt Bruce erneut daran arbeiten, wie sehr ihn seine Vergangenheit plagt. Eine unnötige Wiederholung, bei der Schnarchnase Kilmer und Kidman sich gegenseitig langweilen. Verständlich, gäbe es doch was viel Interessanteres. Bruce nimmt den Waisen Dick Grayson bei sich auf, der das exakt gleiche durchgemacht hat wie er selbst: den Tod der eigenen Eltern durch einen Wahnsinnigen gesehen zu haben. Das wäre mehr als genug Grundlage, um die Charaktere abseits der Action zu beschäftigen.

Batman ist in der Mentorenrolle angekommen und müsste sich als neuer Alfred mit einer jüngeren Version seiner selbst auseinandersetzen, und ihm helfen, darüber hinwegzukommen. Der Film hat jedoch wenig Interesse an dieser Lehre und zieht es ins Lächerliche, etwa, wenn Robin wutentbrannt Wäsche trocknet oder bockig mit dem Batmobile abhaut. Außerdem stolpert Batman hier über seinen eigenen Rat, da er später selbst mit Two-Face macht, was er Robin moralisch verbietet. Auf Seiten der Bösen gibt es ein anderes Problem. Jones und Carrey sind beide unglaublich unterhaltsam, aber beide spielen recht ähnliche Typen: launenhaft und extrem nervend. Oft wirkt es, als wollten sich Jones und Carrey gegenseitig überbieten. Seltsam ist, dass Schumacher keinem von beiden so ernste Momente widmet wie Batman und Robin. Interessanter wäre es, wären sie noch individueller. Das hätte man eventuell durch solche Szenen erreichen können. Zu loben ist schließlich die Musik, die komplett vor dem eigentlichen Filmdreh geschrieben wurde. Elliot Goldenthal ersetzte Danny Elfman und schmettert ein episches Werk dahin, dass die kamerabedingt oft klein wirkenden Szenen wiederum aufplustert und die sensationellen Sets wieder mehr würdigt.

Fazit:

Ist man zynisch, so ist Batman Forever ein Musterbeispiel für einen gut laufenden Franchise, der von Aktionären aus Profitgier in was Schlechteres verwandelt wurde (wobei „schlecht“ in diesem Fall in Relation zu den vorherigen Filmen gemeint sein muss; Batman Forever ist kein schlechter Film). Dabei sind die albernen Momente hier zu keinem Moment ein Problem. Die Schwächen finden sich in den ernsten Momente, die auf keinste Weise überzeugen wollen. Es hilft natürlich auch nicht, dass ein Jahr vorher Bruce Timms legendäre Zeichentrickserie Batman: The Animated Series anlief, die als eigentliches Kinderprodukt weitaus reifer war als Forever.

Dennoch müsste man schon jegliche nichternste Interpretation Batmans verabscheuen, um nicht doch Spaß mit Schumachers ersten Film zu haben. Dafür sind Jones und Carrey, die Musik und das großartige Setdesign dann doch zu sehenswert.
7 / 10

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Batman und Robin und Batgirl und Mister Freeze und Poison Ivy. Story.

Batman and Robin (US 1997)
Regisseur: Joel Schumacher
Cast: George Clooney (ugh), Uma Thurman, Arnold Schwarzenegger

Da Batman Forever ordentlich Cash einspielte und der Stilwechsel somit aufgegangen war, machte Joel Schumacher weiter. Irritierenderweise mit einem Film, der Batman & Robin heißt. Eigentlich müsste er ja eher Batman & Robin & Batgirl heißen, da letztere hier neu dazu kommt und zwischen Batman und Robinman nichts Wichtiges läuft. Batman & Robin war das Thema das letzten Films, dessen tatsächlich Titel Batman Forever letzten Endes überhaupt nichts bedeutete.

Der vierte ähnelt dem dritten, im Prinzip. In Sachen Designwelten ist man beim selben Gotham mit riesigen Statuen geblieben, die Kameraarbeit ist ähnlich MTV-inspiriert (vermutlich, da die Kamera für Batman Forever irrtümlicherweise für den Oscar nominiert worden war) und die klassische Musik könnte so komplett vom Vorgänger übernommen sein. Batman und Robin jagen zwei neue ausgesprochen überzogene Gegner, die wieder mal stärker im Mittelpunkt stehen als die Helden selbst, und nach wie vor erinnert alles an die 66er Batman Serie.

Schumacher muss allerdings gemerkt haben, dass die schwermütigen Szenen Forevers dramaturgisch nicht ankamen. Der Kilmer Batman nahm sich außerordentlich ernst, doch sein Nachfolger George Clooney hat mit dem stillen Muffel nicht mehr viel gemein. Dieser Batman ist im Drehbuch sorglos und hat beste Laune, auch wenn Platz für interne Konflikte bleibt. Robin fühlt sich von seinem Partner bemuttert und will auf eigenen Beinen stehen, und Alfred erkrankt plötzlich. Für beide diese Konflikte findet man leider keine passenden Auflösungen. Halbherzig werden sie am Rande gelöst – sie beschäftigen die Figuren aber nicht wirklich.

Alternativ hätte Robin den Wechsel zum eigenständigen Nightwing vollziehen können, während Alfreds Tod Batman noch stärker in die Mentorenrolle gebracht hätte. So passiert unter dem Strich gar nichts, außer dass das niedliche Batgirl eines Tages vor der Tür steht und nach einem Motorradrennen bei Coolio zum Team gehört. Es wird nicht mal mit einer Beziehung zwischen Robin und Batgirl gespielt. Auch darf Batman dieses einzige Mal nicht ermitteln, obwohl das D in DC Comics schon immer für Detective stand.

In den 90ern hatte George Clooney eine drei Filme andauernde Phase, in der er sich zeitweise als Actionstar versuchte. 1996 fing er mit From Dusk Till Dawn an, in der der aus Emergency Room bekannte Schmusefernsehliebling für Roberto Rodriguez und Quentino Tarantino als knallharter Gangster und Vampirkiller auftrat. Dann kam Batman & Robin, anschließend der flaue Bombenlegerfilm Projekt: Peacemaker. Seine Teilnahme am 4. Batman muss er vermutlich bereut haben, als er zum ersten Mal sein anatomisches korrektes Kostüm mit Nippeln und Pobacken sah, denn nahezu alle seine Szenen erinnern an das Klischee eines typischen Beamten. Clooney macht gerade so viel, dass es nicht nach Arbeitsverweigerung ausschaut. Nichts in seiner Performance lässt darauf schließen, dass er sich die 10 Millionen Dollar, die er dafür bekam, wirklich verdienen will. Die Action liegt ihm überhaupt nicht, was allerdings auch Schumacher zuzuschreiben ist, der jeden Kampf zu einem albernen Herumgetaumel macht.

Also liegt wieder einmal alles an den Gegenspielern. Der schrankbreite Arnold Schwarzenegger ist eine ungewöhnliche Wahl für den sonst eher schmalen Mr. Freeze (der genau genommen eher Dr. Freeze heißen müsste), doch der Terminator erweist sich als Glanzgriff. Schwarzenegger spielt Clooney und O’Donnell an die Wand, da beide nicht erkannt haben, was Schumacher im Sinn hat. Ein Film wie ein Spielzeugwerbespot, im Grunde genau das, was die MASK und He-Man Serien für ihre jeweiligen Spielzeuge waren. Die beiden Guten fühlen sich allerdings sichtlich unwohl mit ihren flachen Sprüchen. Schwarzenegger und Thurman aber überspielen gezielt, und sichtlich unter großem Spaß. Fast jeder Satz Schwarzeneggers beinhaltet einen Wortwitz, der mit Eis zu tun hat und er bringt es mit der spaßigen Inbrunst, die zeigt, dass ihm der Blödsinn genau so bewusst ist, wie es zuvor von Tommy Lee Jones und Jim Carrey gemacht wurde.

Thurman, die nur ein Fünftel von Arnolds Gage bekam, obwohl sie gleich viele Szenen hat, spielt auf ähnlichem Niveau, wird aber eingeengt. Sie ist mit Bane gestraft, der in dieser ersten Live-Action Version ein grunzendes Klischee-Monster Frankensteins ist, obwohl erst ein paar Jahre vorher seine berühmteste Comic-Storyline Knightfall (die, in der er Batmans Rückrat bricht) gelaufen war. Viele ihrer Sprüche haben den gleichen plumpen Charakter wie die von Mister Freeze; weil sie aber dauernd von Verführung spricht, klingt sie oftmals, als wäre sie in einem Pornofilm. Designtechnisch sehen ihre Sets und Kostümierungen weniger interessant aus als die von Mr Freeze, und in groben Zügen wirkt ihre Entstehungsgeschichte wie ein Hybrid aus denen von Catwoman und Riddler. Was die Effekte betrifft, so blamiert sich der 140 Millionen Dollar teure Film auf der ganzen Linie. Schon Batman Forever aus dem Jahr 1995 hatte Kamerafahrten durch ein CGI-Gotham, die nach Computerspielgrafik aussahen, aber Batman & Robin kam 6 Jahre nach Terminator 2. Im selben Kinojahr liefen Men in Black, Jurassic Park 2, Titanic, Dante’s Peak, Starship Troopers und Das 5. Element an. Weder zeitlich noch finanziell hatte man jetzt noch Ausreden, wieso die Effekte derart altbacken ausschauen mussten.

Mäßiger Batman, dünne Story, maue Action, staubige Effekte, dafür unterhaltsame Gegner, große Ausstattung und gute Musik. Wieso also wird Batman & Robin generell als Schandfleck aller Comic-Filme gesehen? Weil Schumacher es bei seinem zweiten Anlauf mit der angestrebten Leichtigkeit maßlos übertrieb. Eine der ersten Aufnahmen des Films sind die Ärsche von Batman und Robin in Großaufnahme. Die Kostüme haben noch deutlichere Gumminippel. Batman rutscht wie Fred Feuerstein einen Dinosaurierrücken herunter. Die Freeze Handlanger skaten und spielen mit einem Diamanten Eishockey, als wärs Holiday on Ice. Bane verkleidet sich mit einem Trenchcoat. Hin und wieder gibt es alberne Boing Laute. Batman und Robin surfen vom Himmel. Mr Freeze hat Flügel. Fährt Robin mit seinem Motorrad durch eine Tür, bleibt ein sauberes Logo als Loch zurück. Batman und Robin haben Schlittschuhe in ihren Stiefeln. Batman hat eine Bat-Kreditkarte. Das neue Batmobile ist ein Cabrio. Die Sprünge der Figuren folgen keiner Schwerkraft und sind immer wieder sinnlos. Jedes Fahrzeug wird wie ein Spielzeug präsentiert und Figuren ändern ihre Kostüme offensichtlich nur, damit es pro Figur unterschiedliche Kostüme anzubieten gibt. Und dann ist Batgirl auch noch die Nichte von Alfred, statt Comissioner Gordons Tochter. Warum?

Fazit:

Der kindischere Ton Batman Forevers hatte Geld eingebracht, wurde also akzeptiert. Anstatt aber dabei zu bleiben, wollte man den Effekt und das Einspiel noch verstärken. Dabei übertrieb man es allerdings so sehr, dass es irreparable Schäden hinterließ. Gekoppelt mit einem Batman Darsteller, der sich durch den gesamten Film mogelt und trotz 10 Millionen Dollar Gage keinen Bock auf seine Rolle hatte, hinterlässt es ein albernes, durchwachsenes Stück Comic-Schrott, aus dem nur Schwarzenegger heil herauskommt.
3,5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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