BG Kritik: „Conan“ (2011)
In einer längst vergangenen Zeit herrschen Schild und Stahl. Ein gefürchteter Krieger namens Khalar Zym (Stephen Lang) lässt die Dörfer des Landes plündern und brandschatzen, um so versteckte Teile einer antiken magischen Maske zu finden. Eine Maske, die ihn unsterblich machen und Zugang zum Reich der Toten gewähren soll. In einem Barbarendorf der Cimmerer findet er das letzte Relikt und lässt jeden töten.
Viele Jahre später merkt Zym verblüfft, dass man damals einen von ihnen übersah: Conan (Jason Momoa), den mittlerweile erwachsenen Sohn des getöteten Stammesoberhaupts, der noch immer wutentbrannt auf Rache schwört. Conan erfährt durch Zufall, dass Zym eine junge Nonne namens Tamara (Rachel Nichols) hagt also entführt der schroffe Barbar sie daraufhin kurzerhand selbst, um sie als Lockvogel gegen ihn zu verwenden. Zusammen geht es alsbald gegen Zym, dessen Schergen, Geister und Tentakelmonster.
CONAN THE BARBARIAN
Regie: Marcus Nispel
Cast: Jason Momoa, Stephen Lang, Rose McGowan
Kritik:
Knapp bekleidete, eingeölte Muskelberge, die grunzend überdimensionale Schwerter schwingen und böse Schergen in Stücke schlagen, um anschließend barbusige Amazonen auf’s Pferd zu packen – so in etwa meinen die meisten, die berühmte Fantasy-Welt Conans von Robert E. Howard zu kennen. Egal, ob man seine Romane aus dem Jahre 1932 kennt, die beiden Schwarzenegger Filme, die Fernsehserie mit Ralf Moeller, die Comics oder die Videospiele, Conan ist zweifellos der bekannteste aller Barbaren und als Fantasy-Figur eine nicht totzukriegende Ikone. Da Hollywood Neuauflagen liebt, kommt Conan fast 30 Jahre nach Schwarzeneggers Version nun mit neuem Gesicht ins Kino, in einem Beinahe-Remake des alten ersten Teils. Eine Fast-Neuauflage, da der damalige Gegenspieler Thulsa Doom über die Jahre im Rechtestreit verloren ging und derzeit (hoffnungslos) auf eine eigene Filmreihe wartet.
Für die Regie des ansonsten ähnlichen Films gewann man den Deutschen Marcus Nispel, der sich mit Reboots auskennt: ob Frankenstein, The Texas Chainsaw Massacre oder Freitag der 13., selbst sein blutiges Wikingerepos Pathfinder: Fährte des Kriegers war bereits Neuauflage eines vorherigen Stoffes. Für die Rolle des neuen Conans besetzte man den kantigen Jason Momoa, der in den Serien Stargate: Atlantis und Game of Thrones für Aufsehen gesorgt hatte und sogar von Arnold Schwarzenegger ehrlichen Segen bekam. Für die Bösewichte wählte man Stephen Lang aus Avatar: Aufbruch nach Pandora und Rose McGowan aus Planet Terror. Damit Conan ein eigenes Weib zu retten hat, ist noch Rachel Nichols dabei, die zuletzt in hautengem Leder in G.I. Joe: Geheimauftrag Cobra ins Auge fiel. Ein rundum zumindest solide klingendes Team, das dennoch gesamt nicht in der Lage war, das US-Heimatpublikum zu begeistern: Conans Comeback floppte. Ob Conans Schwert hierzulande stecken bleiben mag?
3D-Warnung
Das leidige Übel direkt zu Beginn: Conan the Barbarian startet fast ausschließlich im 3D-Format und sollte in diesem, sollte man den Film grundlegend genießen wollen, nach aller Möglichkeit tunlichst gemieden werden. Die Kino-Rückkehr des verschwitzten Schwertschwingers wird miserabel in einem schlechtmöglichsten 3D präsentiert. Es beginnt damit, dass der Film nicht direkt in 3D gedreht, sondern erst nachträglich per Computer umgewandelt wurde. Wie bei Kampf der Titanen ergibt sich eine äußerste schwache Wirkung, da Rechner Schwierigkeiten haben, aus fehlenden Bildinformationen eine bemerkenswerte Tiefenwirkung zu erstellen – es hat schon seine Gründe, wieso ein Referenz-Verfahren wie bei Resident Evil: Afterlife oder Avatar Zeit, Nerven und Experten kostet. Da dies jedoch vielen so noch genügt, könnte man das noch akzeptieren, wäre der übrige Effekt auf gewohntem Niveau. Ist er jedoch nicht, tatsächlich ist es sogar schlechter als gewöhnliches 2D-Bild. Setzt man eine 3D-Brille auf, so ist es für Augen generell anstrengender, bewegten Bildern zu folgen. Als Filmemacher muss man sich demnach darum bemühen, möglichst wenige hektische Szenen zu verwenden, damit man stets alles gut sieht und keine Kopfschmerzen bekommt. Vorbildlich hat das in diesem Jahr Michael Bay gemacht, der sein Stakkatotempo für sein 3D in Transformers 3 extra drosselte. Nicht aber Nispel, der sämtliche Actionszenen im Rush zeigt und für unangenehme, oftmals verschwommene Bilder sorgt. Wenn man denn überhaupt etwas sieht, denn da Polarisationsbrillen einen dunklen Filter auf das Bild legen, müssen 3D Filme extra etwas heller enden – hier auch nicht der Fall. Da die finstere Fantasywelt viele dunkle Stellen hat, sieht man häufig sogar genau gar nichts. Der größte Hohn ist dabei noch, dass sich 3D nur wenige Szenen überhaupt zunutze macht. Bis auf wenige seltene Momente kann man den gesamten Film auch ohne Brille schauen, ohne einen echten Unterschied zu bemerken. Bedenkt man, dass das 3D Kinofilme eigentlich aufwerten soll, ist der Werbeeffekt in diesem Fall sogar gegensätzlich: dieses Erlebnis wird man nicht weiterempfehlen, geschweige denn, es noch einmal derart erleben zu wollen. Ein Trauerspiel.
Zum Film:
Glücklicherweise ist der eigentliche Film besser als seine technische Präsentation, was sich bereits in den ersten zehn Minuten bemerkbar macht. Um dem legendären Krieger einen passenden Einstand zu verpassen, sieht Überkrieger Conan sein erstes Schwert bereits bevor er auf die Welt kommt. Inmitten einer Schlacht kommt es zum Kaiserschnitt seiner hochschwangeren Kriegermutter, und Conans Kindheit im Anschluss erstaunt gleich ebenso. So endet ein Wettrennen gegen andere Kinder damit, dass Conan mit den abgetrennten Köpfern erwachsener Schurken zurück ins Lager kommt, schulterzuckend, einen Leonidas herausfordernd. Ein Einstieg, der Conan und seine Welt Hyboria treffend vorstellt. Als späterer, ausgereifter Hüne überzeugt dann Newcomer Jason Momoa als Arnie-Ersatz. Nicht nur, dass er eine glaubhaftere Kriegerstatur als Mr. Olympia im Jahr 1982 hat, so ist er trotz seiner ausgeprägten Muskeln und hohen Größe auch noch das, was ein zumeist oben ohne kämpfender Barbar sein muss: flink und behände. Es macht Spaß, ihn in seinen vielen (recht blutigen, die Altersfreigabe ab 18 ist gerechtfertigt) Schwertkämpfen zu beobachten, da er sein Handwerk beherrscht. Für seinen Charakter wählte man ein Zwischending aus Erwartungen und Befürchtungen: Conan redet und lacht mehr als es sich mancher Fan der Vorlage wünschen dürfte, ist aber nie ein Hitman 47 oder ein Prince of Persia. Er ist ein sympathischer Held, der sich durch weitere Abenteuer durchaus noch zum wortkargen, harten Gefühlsklotz entwickeln kann. Das wichtigste: trotz Neanderthaler-Augenbrauen wirkt Conan 2011 nie dümmlich.
Interessant ist die Ausstaffierung seines Abenteuers. So gibt es viele ungewöhnliche Fantasy-Orte, erstklassige Kostüme und tolle Gegner, die Fantasy-Freunden entgegekommen, insbesondere, hat man ein Faible für die Kunst des berühmten Zeichners Frazetta. Während dreckiges Fußvolk, eine Art Krake und Rose McGowan als klauenbesetzte Magierin für nettes Drumherum sorgen, ist Stephen Lang ein wahrlich hervorragender Gegenspieler. Im Gegensatz zum Vorgänger James Earl Jones verwandelt er sich zwar in keine riesige Gummischlange, gibt Conan aber gehörig Contra, zeigt sich als formidabler Schwertkämpfer und ist wie in Avatar eine eindrucksvolle Präsenz. Weniger gelungen ist Conans Mitstreiterin, denn Rachel Nichols, die eine schicksalshafte Nonne spielt, sieht nicht nur häufig unvorteilhaft gefilmt aus, inmitten der Handlung ist sie zudem nichts weiter als Ballast. Zwar wird sich daran versucht, zwischen ihr und Conan Gefühle und amüsante Zankerei aufzubauen, doch zwischen beiden funkt es nie und Nichols bleibt ebenso charakterlos wie sie in ihrer Sexszene nie wirklich hüllenlos wird – da Bodydouble.
Ein guter Held, gute Gegner, solide Kämpfe und schicke Umgebung – was fehlt zum Glück? Conans größtes Hindernis, wirkliche Empfehlung zu sein, liegt in der Gelassenheit. Man merkt nie, dass es für Conan eine jahrelange Herzensangelegenheit ist, den Mord an seinem Vater zu rächen. Nichts im Film macht je Eindruck auf Conan, weder Zym, noch plötzlich auftauchende Sanddämonen, noch aufflammende Liebe. Demnach hat das ganze das Feeling einer Fernsehserie, in der es am Ende heißt „und Mittwoch besiegt Conan Zyklopen auf der Nympheninsel – jetzt Milchschnittenwerbung“. Es fehlt echtes Gefühl, echte Spannung, irgendetwas zum Mitfiebern. Regietechnisch ist der Film nichts beeindruckendes, aber gute Werksarbeit; bestätigt wird leider, dass der generische Score nichts mit dem klassischen alten von Basil Poledouris mithalten kann. Wer genau hinsieht, erkennt zumindest Elemente vorheriger Nispels wieder: einen Axtangriff wie in Freitag der 13., einen Mann ohne Nase wie in The Texas Chainsaw Massacre, sowie den an Frankenstein erinnernden Plan des Bösewichts. Insgesamt ein leicht besserer Pathfinder, der seinen Pfad in die Sammlungen vieler Interessenten finden dürfte.
Fazit:
Was im Vorfeld nach stumpfen Haudrauf-Trash aussah, ist ein immerhin mittelmäßiger Fantasy-Streifen geworden. Mit einigen Abstrichen kann er durchaus Spaß machen und bildet eom gutes Kontrastprogramm zu den Musketieren: nicht ganz so überdreht dämlich wie die fechtenden Hofnarren, dafür auch nicht ganz so unterhaltsam und leider mit unverzeihlich schlechtem 3D.
(Notiz: die Wertung betrifft nur den Film, 3D-Qualität fließt nicht mit ein)
6 / 10
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