BG Kritik: „The Batman“
Nachdem der Affleck Batman zuletzt gegen Superman und Aliens gekämpft hat, orientiert sich der neue zurück zur Wirklichkeit: bodenständiger und ernster, dieses Mal noch dunkler und atmosphärischer denn je. Das Konzept: Was, wenn Batman den Zodiac-Killer gejagt hätte?
Regie: Matt Reeves
Besetzung: Robert Pattinson, Zoe Kravitz, Colin Farrell
Manch einer hatte sicherlich Zweifel vor „Twilight“ Star Robert Pattinson als neuen Batman, aber wer dessen spannenderen Indie-Filmprojekte der letzten Jahre mitbekommen hat („Good Time“, „Der Leuchtturm“, „Die versunkene Stadt Z“, „The King“, „The Rover“) und darüber hinaus registrierte, dass Matt Reeves mit „Planet der Affen 2+3“ zwei der besten Blockbusterfilme der letzten Jahre inszeniert hat, musste eigentlich optimistisch sein. Und genau das wird jetzt belohnt, denn beide machen einen hervorragenden Job.
Was diesen rund neunten Batman Film maßgeblich von den anderen Fledermännern unterscheidet, ist ein eher ruhiger Erzählton und eine dunkle Dauerstimmung. Mehr denn je entspricht Batman der DC Abkürzung Detective Comics und ist mit Ermittlung beschäftigt, untersucht Tatorte, verhört Verdächtige und bespricht Ergebnisse mit seinen Partnern, dem knorrigen Gordon und einer schwer zu lesenden Catwoman (beide gut: Jeffrey Wright und Zoe Kravitz). Ihm gegenüber steht der mysteriöse Riddler mit seiner Gimpmaske, der sich mit Mords-Events zum Social-Media-Creep der Woche mausert, sowie das ganze Sopranogespann rund um Gestalten wie den Pinguin (nicht zu erkennen: Colin Farrell) und Carmine Falcone (ungewöhnlich bedrohlich: John Turtorro).
Zwar setzt es hin und wieder noch Handlanger-Dresche und einmal wird auch pompös mit dem neuen Musclecar-Batmobile durch die Stadt gewemmst, aber die Marschrichtung ist wie schon bei Nolans Trilogie deutlich gen Erwachsenenunterhaltung gestrickt. Inspirationen für den Film waren fraglos Serienkillergeschichten wie David Finchers „Sie7en“ und „Zodiac“, sowie Boong Joon-hos melancholische Täterjagd in „Memories of Murder“. Eine weitere Inspiration ist die Grungeära, denn neben eingespielter Musik von Nirvana sieht auch ein schlafloser Bruce öfters so verpennt und zerfahren aus wie Kurt Cobain oder Layne Staley.
Trotz allen Molochs und verschmierten Kajals ist der neue Bruce jedoch kein Emo-Batman, denn er trauert keine Minute. Stattdessen regiert Wut, und er macht immer wieder unmissverständlich klar, dass er der Ungerechtigkeit der überschäumenden Kriminellen angstfrei gegenüber stehen und nicht nachgeben wird. Reeves macht seinen Umgang mit Gewalt zu einem zentralen Thema des Films und spinnt daraus ein interessantes Dilemma, denn nur Batmans Kampfkunst und Unaufhaltsamkeit kann der Korruption Herr werden – doch zu welchem Preis?
Für Kinder ist der neue Film tatsächlich nichts. Dafür passiert zu wenig, wird zu viel geredet, fast alles ist farblos und dunkel – das ist das genaue Gegenteil von „Spider-Man: No Way Home“. Tatsächlich fehlen eigentlich nur noch Blut und Nacktheit, um den neuen Batman noch klarer als Gegenpol zu den Marvel Filmen zu stilisieren. Andererseits hat er es aber auch nicht nötig. Charmant ist, wie low-tech das ganze ist. Bis auf ein paar etwas übergute Kontaktlinsenkameras ist der neue Batusi eher praktisch handlich unterwegs, und cruist häufig mit einem simplen Motorrad umher, das schnell angezogene Kostüm im Rucksack verpackt. Das ist kein Vergleich zum Bale Batman mit seiner umgebauten Höhlentaucherrüstung und seinem Batpanzer, dem Tumbler.
Inszenatorisch ist der Film eine Wucht, mit vielen vielen tollen Einstellungen und einem dazu gehörigen pulsierenden Soundtrack von Michael Giacchino. Obwohl Gotham City architektonisch nicht sonderlich sonderbar ausfällt, nimmt es das Dunkel aus „Batman Begins“ und fährt noch einige Höllenstufen weiter runter – das ist kein Ort, an dem man gern ist, dem man aber gern mit ansieht, wie er von diesem Batman aufgeräumt wird. Letzten Endes wird man auch überrascht sein, wie schnell diese schier riesig anmutenden 3 Stunden vorbei gehen.
Fazit:
Der neue Batman wird die Gemüter spalten. Vielen sicherlich zu ruhig und zu dialoglastig, lässt er hingegen andere aufatmen und begeistern, vor allem wenn man Bane in „The Dark Knight Rises“ schon für zu unrealistisch hielt. Ein nicht sonderlich origineller, aber exzellent neuer Ansatz, der Vorfreude auf mehr macht.
8/10
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