BG Kritik: „Wanted“
Wesley (James McAvoy) ist ein Verlierer auf der ganzen Linie. Er hat einen miserablen Job als Schreibtischtäter, wird ständig gemobbt und erfährt dann auch noch, dass sein angeblich bester Kumpel eine Affäre mit seiner Freundin hat. Alles ändert sich jedoch, als ihn im Supermarkt eine mysteriöse Frau namens Fox anspricht (Angelina Jolie). Sie stellt sich als Attentäterin aus
einem Geheimbund von übermenschlich begabten Elite-Killern vor, die ihn als ihren neuen Schützling ausgewählt haben. Was folgt, ist ein vollkommener Lebenswechsel für Wesley, der plötzlich seine wahren Stärken in sich entdeckt und sich seinem Schicksal stellen muss…
Wanted (2008)
Regisseur: Timur Bekmambetov
Cast: Angelina Jolie, James McAvoy, Morgan Freeman
Kritik:
Dass Timur Bekmambetov ein ausgezeichnetes Auge für Style und fantasievolle Bilder hat, hat der russische Regisseur bereits zwei mal überaus eindrucksvoll mit den beiden vergleichsweise günstigen Fantasyepen Wächter der Nacht und Wächter des Tages bewiesen. Wanted ist nun sein erster großer Hollywoodstreifen, für den der Effektvirtuose nicht nur reichlich Budget,
sondern auch noch Sternchen Angelina Jolie gewinnen konnte. Resultat?
Einer der großen Überaschungshits des Sommers in den USA, für den bereits zwei Fortsetzungen geplant sind.
Wanted basiert auf einem bekannten Comic von Mark Millar, mit dem es allerdings nur noch die Grundzüge gemeinsam hat. Gab es im Graphic Novel noch echte Superhelden mit Kräften wie die von den X-Men, so fallen die Attentäter aus der Verfilmung etwas bodenständiger aus… wenn auch nicht komplett. Das besondere an ihnen ist die Möglichkeit, Kugeln durch Geschick einen Drall zu verpassen, so dass sie eindrucksvoll um Ecken und Kurven herum schießen und sich somit über die Grenzen der Gravitation hinweg bekämpfen können. Das ist genau das richtige für Bekmambetov, der die vielen Kampfsequenzen im Film damit sensationell umsetzt und den mittlerweile langweiligen Zeitlupenszenen wieder jede Menge neuen Wind verleiht. Und nicht nur das: neben der astreinen und durchaus blutigen Action der Schussduelle gibt es auch noch mehrere große Stuntszenen mit Vehikeln, bei denen unter anderem ein Auto in einem fahrendem Zug geparkt wird. Wanted spart sich seine Action auch nicht nur für den Showdown auf; kontinuierlich wird hier gekämpft, geschossen und zerstört, wie man es seit Bad Boys 2 nicht mehr im Kino gesehen hat.
Dementsprechend könnte man meinen dass die Story wie etwa bei Crank oder Shoot Em Up auf der Strecke bleibt, doch auch wenn sie hauchdünn ist und frech aus Fight Club, Matrix und anderen Actionklassikern zusammengeklaut wurde, ist sie akzeptabel und macht durchaus Lust auf eine Fortsetzung. Gerade das Ende stimmt etwas nachdenklich, sodass einem die Figuren letztendlich nicht gleichgültig bleiben. Grund dafür sind vor allem James McAvoy und Angelina Jolie, die erstklassig in ihre Rollen passen und den eindimensionalen Charakteren Persönlichkeit und Charme verleihen. Jolie ist durchweg cool, und wenn Wesley sich das erste Mal gegen seine Mobberkollegen im Büro durchsetzt, kann man einfach nicht anders als herzhaft zu grinsen. Man nimmt beiden auch ab, derart gut zu sein.
Nicht so ganz gelungen sind dagegen die Rollen der Co-Stars Morgan Freeman und Thomas Kretschmann. Während Freeman eine platte Mentorenrolle spielt, bekommt der Deutsche Thomas Kretschmann wie schon in Next kaum gute Szenen und darf als 0815-Bösewicht nur grimmig schauen und schießen. Ansonsten? Anspruch darf man nicht erwarten, denn Wanted ist letztendlich sinnfreies und äußerst moralisch bedenkliches Actionkino, in dem das Erschießen von Gegnern frenetisch verherrlicht und gefeiert wird (wenn auch nicht so dermaßen vereinfacht und veralbert wie bei Shoot Em Up). Die Figuren nehmen sich durchaus ernst, sind aber sehr locker und vergessen auch den Humor nicht. Garantiert nichts für Kinder, aber ein hervorragender Spaß für erwachsene Fans des Genres. Wem Realismus wichtig ist, dem sei allerdings ein anderer Film geraten, denn von den Regeln der Physik hält man hier zum Wohle des Spektakels nicht viel.
Fazit:
Hirn aus, Licht aus, Film ab. Wanted ist simples Actionkino mit tumben Schießereien, Explosionen, wilden Schlägereien und nackten Frauen; sinnlos, aber sensationell inszeniert und für Genrefans ein Muss.
7,5 / 10
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