BG Kritik: „After Earth“

12. September 2013, Christian Mester

Als Space Ranger Kitai (Jaden Smith) auf einem Raumflug zu einer Trainingsmission auf der seit 1000 Jahren verlassenen Erde abstürzt, gibt es nur zwei weitere Überlebende: seinen schwer verletzten Vater Cipher (Will Smith), und eine Alienkreatur, die ihre Beute aufgrund ihrer Angst aufspüren kann. Verängstigt muss sich der Sohn durch die Wälder der einstigen Heimat aufmachen, um eine 100 km entfernte Rettungssonde zu aktivieren…

AFTER EARTH (2013)
Regisseur: M. Night Shyamalan
Cast: Jaden Smith, Will Smith

Kritik:
Will Smith in einem aufwendigen Sci-Fi Actionfilm vom Regisseur von The Sixth Sense und Unbreakable? 2000 wäre das ein Event Movie ohne gleichen gewesen. Was hier aber im Film auf der Erde bruchlandet ist nicht nur inhaltlich so: auch unterhaltstechnisch verglüht After Earth schon beim Eintritt in die Atmosphäre.

Smith, der ältere, war bisher als der charmante Tausendsassa bekannt, der jeden für sich gewinnen konnte. Im neuen Film ist davon nichts zu sehen. Als steifer – im Gros des Filmes wortwörtlich steifer, da er sich beide Beine bricht – Vatertyp „stolzer Army-Veteran“ liegt er bewegungslos im Wrack, bedient Panele, übt sich in Steven Seagals Mimikvermögen und bellt fiese Befehle. Die strikte Form nimmt man dem fraglos persönlich höchstdisziplinierten Smith noch ab, doch hält er diese charakterliche Fassung in seiner Rolle unnatürlich. Er muss das ausnahmslos strenge Gesicht spürbar erzwingen, ist nicht authentisch, ist und bleibt monoton, damit unsympathisch, unerreichbar. Die für diese Rolle nötige Ausstrahlung eines Clint Eastwood oder Harrison Ford hat Smith nicht zu bieten.

Sein Sohn Jaden Smith ist 14 Jahre alt und spielte bereits in mehreren großen Filmen mit, After Earth ist sein zweiter als Hauptdarsteller. Im Karate Kid Remake noch von Mr Miyagi Jackie Chan kontinuierlich gerettet, ist der talentresistente junge Mann hier eine noch größere Fehlbesetzung als sein Vater. Will er aufmüpfig und rebellisch klingen, ist er arrogant, soll es Anspannung sein, verfällt er in nerviges Jammern und verlangt es nach Emotionen, ist Jaden Smith ein schwarzes Loch. Sein Lauf durch den Dschungel strotzt nur so vor storytechnischen Stolperfallen, die es ihm weiterhin schwer machen: 1. die Reise durch den Wald ist über weite Wege langatmig. 2. der Film macht nichts aus der Idee, auf einer Erde 1000 Jahre in der Zukunft zu spielen. Es gibt keine ungewohnte Botanik oder neuartigen Tiere, nur Paviane, Adler, Blutegel und Wildkatzen – die allesamt unnötig aus dem Computer stammen und es werden abgesehen von Höhlenmalereien keine Spuren menschlicher Zivilisation entdeckt 3. der Film hat kein Zeit- oder Entfernungsgefühl, wodurch das Erreichen von Orten auf Zeit spannungslos bleiben 4. dafür Logikfehler, ein unterirdisch schlechtes Intro, die die Vorgeschichte erzählt, und eine banale Öko-Botschaft. 5. nicht zu vergessen, ständige unnötige Rückblicke in TV-Film Niveau, die sich inhaltlich wiederholen und nichts zu sagen haben. Neben der CGI-Flora bleibt das Alien mit Namen Ursa, das wie ein Kind von dem The Host und dem Cloverfield Monster ausschaut und dessen ganze Art eine bizarre Vorliebe dafür hat, Menschen auf Ästen aufzuspießen, zu lange verborgen.

Die Elemente, die den Film von Konkurrenz wie Oblivion herausstechen lassen sollen, sind überschaubar und kläglich versagt. So nennen sie Ciphers Fähigkeit, keine Angst zu haben und damit von den Aliens nicht sichtbar zu sein, achtungsvoll „Ghosten“. Beide Raiges zeigen sich in Demonstrationen als wenig aufregende Kämpfer und ihre Waffen, Doppelschwerter mit einfahrbaren und wechselhaften Klingen, sind auch fern davon, cool genannt zu werden. Zu loben ist ihr Multifunktionsanzug, der unter anderem bei Feindesnähe automatisch die Farbe wechselt, und final der Score von James Newton Howard, der was Besseres untermalen sollte.

Fazit:
Schnarchlangatmig, charakterlos und schwer gekünstelt: der Outlander-Nachahmer der Smiths ist für beide eine Bruchlandung und für Regisseur Shyamalans unverständlich andauerndes Karrieretief eine erneute Bestätigung.

2,5 / 10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

Um an dieser Diskussion teilzunehmen, registriere dich bitte im Forum:
Zur Registrierung