BG Kritik: „Nightmare 6 – Freddys Finale 3D“ (ANOES 6)
Freddy hat ein Problem: in seiner Heimatstadt Springwood sind mittlerweile alle verfügbaren Kinder ausgestorben, weswegen er eines Tages seine unwissende Tochter (Lisa Zane), eine Jugendarbeiterin, mit ein paar ihrer Schützlingen in seine Stadt holt.
Nightmare 6 – Freddy’s Finale
FREDDY’S DEAD – THE FINAL NIGHTMARE 3D (1991)
Regie: Rachel Talalay
Cast: Lisa Zane, Robert Englund
Kritik:
Als man 1989 bei Teil 5 angekommen war, hatte die Serie um Albtraum/Serienkiller/Sprücheklopfer Freddy Krueger bereits mehrfach den Rand des unteren Bodens angekratzt. Superfreddy, Pizza-Verwandlungen und unsichtbares S&M Spanking hatten schon mehrfach versucht, die Stärken der anfangs hervorragenden Horrorreihe ins qualitative Jenseits zu befördern. „Freddy’s Dead“ schafft es dann endlich, denn der Filmtitel wird seinem Versprechen gerecht: „A Nightmare on Elm Street 6“ beerdigte die Ikone Freddy Krueger zur damaligen Zeit.
Schon die grundlegende Handlung lässt mit dem Kopf schütteln und am liebsten direkt wieder abschalten. Nachdem Freddy im letzten Film von der Gebärmutter seiner Nonnen-Geistermutter aufgesaugt worden war, wird er im Intro des neuen Ablegers urplötzlich als Gewinner gezeigt. Er hat es geschafft Springwood vollkommen auszuradieren, weswegen der Gute sich mittlerweile hoffnungslos langweilt. Zeit, neue Opfer anzukarren, die in Form neuer, dummdöseliger Volltrottel eintreffen. Allein das macht schon keinen Sinn, da Freddy dafür in den Traum eines Jungen eingreift, der überhaupt nicht in Springwood residiert. Wieso Freddy dann überhaupt erst Leute in seine Heimatstadt locken muss, gibt im weiteren Handlungsverlauf keinen Sinn.
Obwohl die vorherigen Filme immer wieder mit der gemeinen Frage tricksten, ob jemand wach ist oder sich schon längst wieder in einem Albtraum befindet, hatte man in allen Teilen immer einen Überblick darüber, wer nun wach ist und wer nicht. Das ist im neuen Film völliger Kokolores, da sich Traum und Wirklichkeit ziellos vermischen. In Springwood leben keine Kinder mehr, alle Erwachsenen (u.a. Roseanne) sind vollkommen irre. Lehrer geben leeren Klassenzimmern Unterricht und Träumer verschwinden körperlich, laufen unsichtbare Treppen hoch und erleben endlose Loops wie in einem der Albträume im dritten Film. An einer Stelle im Film zieht man Freddy in die Wirklichkeit (?), doch auch in dieser hat Superkräfte und kann an der Decke herumkrabbeln. Völliger Nonsens, der keine Minute glaubhaft ist.
Davon ab, dass die Handlung wenig Sinn macht, ist sie auch noch die unverständlichste und langweiligste der gesamten Reihe. Die neuen Opfer hängen in einem unglaubwürdigen Springwood ab und suchen Antworten auf belanglose Fragen. Einer von ihnen ist ein Kind Freddys – und da geht es dann besonders arg steil bergab. Wie im „Halloween“ Remake von Rob Zombie fängt man an, Freddy per Flashbacks zu erklären. Es wird gezeigt, dass er von seinem Stiefvater (Cameo: Alice Cooper) misshandelt wurde, als Kind Kleintiere tötete und von Mitschülern als Freak verschrien war. Nicht nur das, es wird auch noch erklärt, wie Freddy vom verbrannten Kindermörder zum mächtigen Traumdämon wurde: indem er mit billig aussehenden, fliegenden 3D Gummi-Steinköpfen spricht. All diese Midichlorianer-Erklärungen nehmen Freddy seine Kraft, da sämtliche Antworten das Geheimnisvolle der Figur entfernen. Robert Englund selbst schien auch keine wirkliche Lust mehr gehabt zu haben, da er in seiner Paraderolle nie lustloser und alberner war. Als Freddy sieht er direkt in die Kamera, sagt „Pscht“ und schleicht sich wie Otto Waalkes kichernd auf Gegner zu. Richtig, Grusel gibt es im neuen Film keinen mehr, da er sich absolut nicht ernst nimmt und zu einer Parodie seiner selbst verkommt.
Selbst wenn man – wie in den Teilen 3 und 4 – gerade das unterhaltsam findet und sehen will, mit welch kreativen Einfällen und zotigen Onelinern Freddy seine Opfer einen Kopf kürzer macht, darf man gnadenlos enttäuscht sein. Abgesehen von einer partiell lustigen Szene mit einem Gehörlosen (die vom Ton her schon an Bugs Bunny erinnert) sind sämtliche Albträume schlecht gemacht, schlecht gespielt, schlecht inszeniert. Die wohl schlechteste Szene der gesamten Reihe findet sich im dritten Viertel, als Freddy einen Kiffer in ein Computerspiel zieht und eine Art Super Mario mit ihm spielt. Es endet darin, dass der Junge mit Doing-Doing-Doing Geräusch durch die Wohnung hobelt, während Freddy die Füße hochlegt und mit seinem Joystick um seinen Highscore spielt.
Die Darsteller wirken durch und durch verloren. Lisa Zane, Breckin Meyer und Lezlie Deane schlagen die Hände über den Kopf und tun, was so gerade möglihc ist. Selbst „Alien“, „Running Man“ und „Leben und Sterben lassen“ Star Yaphet Kotto als Traumexperte wirkt so verzweifelt, dass man erstaunt sein darf, dass er den Film nicht schon während der Dreharbeiten freiwillig verließ. Rachel Talalays („Tank Girl“) Regie ist mau, und dass der Film weniger Budget zur Verfügung hatte als alle drei Vorgänger, ist kaum zu übersehen.
(Zumal der Titel eine Lachnummer ist: Freddy wird im Grunde in jedem Film am Ende scheinbar endgültig getötet; dass dieser eine Versuch nun der eine funktionierende sein soll, ist Humbug. Zumal die gesamte Handlung so unreal wirkt, dass man sie ohnehin nicht ernsthaft als Kanon sehen kann. Man ist besser damit beraten, „A Nightmare on Elm Street 5: Das Trauma“ als finalen Teil der im ersten Film angefangenen Story zu sehen). Am traurigsten ist übrigens die Tatsache, dass der Film mit einer Clip-Collage aller vorherigen Teile endet. Einer Collage, die zeigt, welche Filme alle besser waren als dieser: alle.
Fazit:
Der selbsternannte finale „Nightmare“ hatte nichts mehr zu melden. Eine einfallslose, billige Fortsetzung, die den Freddy Mythos verheerend auseinander nimmt und mit Albernheiten nur so um sich wirft.
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