BG Kritik: „Girls Club – Vorsicht bissig“ („Mean Girls“)
Weitaus mehr als nur ein Teen-Film für „Girls“: Cady (Lindsay Lohan) wurde privatunterrichtet und kommt nun erstmalig an eine öffentliche High School. Dort gerät sie an die „Plastics“ genannte Gruppe um Regina George (Rachel McAdams), eine intrigante, oberflächliche Mädchenclique, die sich über allen anderen sieht. Cady soll die „Plastics“ ausspionieren, doch gleichzeitig droht sie selbst eine zu werden.
Girls Club – Vorsicht bissig!
(Originaltitel: Mean Girls | USA, Kanada 2004)
Regie: Mark Waters
Drehbuch: Tina Fey
Darsteller: Lindsay Lohan, Rachel McAdams, Amanda Seyfried, Lacey Chabert, Tina Fey, Lizzy Caplan, uvm.
Kinostart Deutschland: 26. August 2004
(Diese Kritik erschien im Rahmen der Kritikenreihe Treasure Monday, ursprünglich veröffentlicht im Mai 2014)
Was „Heathers“ für die 80er war und „Clueless“ für die 90er, ist „Mean Girls“ für die frühen 2000er. Die Abgründe von Gruppendynamik, Konkurrenzkampf und narzisstischer Selbstdarstellung in der High School, am Beispiel von Frauen oder Frauengruppen. Wo „Heathers“ auf schwarzen Humor und Todesfälle setzte, greift „Mean Girls“ zum ironisch-humorvollen Zickenkrieg, mit wohl dosierter Galle.
Den Film heute zu schauen, ist, als trete man ein in eine Parallelwelt. Obwohl es eigentlich nichts mit dem Film zu tun hat, ist es fast unvermeidlich beim Anblick von Lindsay Lohan zu stutzen und mit Schaudern zu bemerken, wie viel in gerade mal zehn Jahren passieren kann. 2004 war Lohan noch ein Disney Darling, hatte gerade „Herbie“ in den Kinos und war eigentlich noch nicht durch Skandale aufgefallen. Diesen Schatten, diesen „Geist der zukünftigen Weihnacht“, wenn man so will, muss der Film heutzutage kompensieren. Egal, wie Gossip-affin der individuelle Zuschauer auch sein mag. Es hilft, dass Lohan eine wirklich gute Leistung abliefert in der Hauptrolle als Cady, die nach Jahren im Ausland (Die Eltern arbeiteten in Afrika) und mit Privatunterricht nun erstmalig in den Dschungel namens öffentliche High School geschickt wird. Cady ist schüchtern, vermeintlich unschuldig und tatsächlich ein wenig weltfremd, aber sie ist auch keine Außerirdische, der man die simpelsten sozialen Dinge erklären muss. Cady ist zudem ein Mathe-As und Lohan als solches Mathe-As mit rosigen Wangen und süßem Grinsen zu sehen, hat plötzlich auch einen ganz eigenen, ganz neuen Reiz.
Aber mehr noch als Lindsay Lohan gehört der Film Rachel McAdams. Obwohl schon ein gutes Stück älter als ihre Kolleginnen, die auch nicht mehr wirklich High Schooler sind, ist McAdams als blondes Biest namens Regina George eine Wucht. Regina scharrt dümmliche, naive oder eingeschüchterte Mädchen als ihre Handlangerinnen um sich. Gemeinsam füllen sie ein Schmäh-Buch, in dem sie über verhasste Mitschüler und Lehrer herziehen. „Mittwochs tragen wir pink.“ Nach Cady streckt Regina bald ihre Arme aus, nicht ahnend, dass Cady bereits an „Außenseiterin“ Janis (Lizzy Caplan) geraten ist und von dieser dazu überredet wird, eine Doppelagentin zu werden. Sie soll die Plastics ausspionieren, sabotieren und nach Bedarf ihre Macht innerhalb der Schule untergraben. Aber die Macht und die Verlockungen der Popularität sind groß und natürlich geht es auch um Jungs, auch wenn Regina nicht ganz einverstanden ist mit der Jungen-Wahl, die ihre neue rechte Hand Cady trifft.
Dass das Drehbuch von Schauspielerin und damaliger SNL-Comedienne Tina Fey auf einem Selbsthilfe-Sachbuch für Eltern basiert, macht das Gelingen des Films nur noch beachtlicher. Fey gelingen zwei Dinge außerordentlich gut. Da wären zum einen die Figuren. Neben der bald hin und her gerissenen „Doppelagentin“ Cady, Oberzicke Regina George und der echten Freundin/Manipulatorin Janis, liefert das Script zahlreiche großartige Nebenfiguren. Der „Hey, Africa“ Kollege vom Mathe Club, Reginas „moderne“ Mutter (Amy Poehler), Janis‘ schwuler Kumpel, oder die anderen beiden Plastics Karen (Amanda Seyfried) und Gretchen (Lacey Chabert). Insbesondere Seyfrieds Karen als „Dummes Blondchen“ ist herrlich komisch und dabei doch mit genügend echtem Charakter ausgestattet, um nicht einfach nur eine Witzfigur und Karikatur zu sein.
Zum anderen ist Feys Drehbuch ausgesprochen clever und engagiert. Klischees und Stereotypen der gewöhnlichen High School Comedy werden entweder direkt umschifft, oder sie werden direkt aufgegriffen, zerlegt und durchleuchtet. Wahlweise durch Ironie und Humor, oder durch Kritik. Die Figuren wachsen, lernen ihre Lektion(en), treffen Entscheidungen und tragen die Konsequenzen. Das Finale ist nicht besonders subtil, aber es so wahr wie hilfreich. Frei nach dem Motto „Jugendliche Mädchen sind zu jugendlichen Mädchen wie Wölfe“, können junge Frauen für einander zur ganz eigenen Gefahr werden, häufig auch ganz ohne das Zutun von Jungs. „Mean Girls“ zeigt auf leicht überhöhte, gewitzte und doch zutreffende Weise eine Jugend-Gesellschaft, die ganz bestimmte Verhaltensmuster heraufbeschwört und ein problematisches Bestrafungs- und Belohnungssystem hat. Regina George macht sich das zu Nutze, doch auch Cady, auch Janis oder Karen und Gretchen sind davor nicht gefeit.
Fazit:
Satirisch-ironischer High School Spaß um populäre Gruppen, Freundschaft und Selbstverantwortung. Sehr unterhaltsam und ebenso klug.
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