BG Kritik: „Night School“
Unsympathischer Typ muss in der Nachtschule seinen Abschluss nachholen, natürlich heimlich, weil die Freundin ja nicht herausfinden darf, was für ein Looser er eigentlich ist. In den allabendlichen Unterrichtsstunden trifft er auf allerhand kaputte Leute, die natürlich auch alle keine Lust auf Unterricht haben. Denn Unterricht ist ja lahm und so.
Night School (USA 2018)
Regisseur: Malcolm D. Lee
Cast: Kevin Hart und ein ganzer Haufen verschwendeter Comedians in Nebenrollen
Kritik:
Man stelle sich vor, ein paar verrückte Typen sitzen zusammen in einem Raum. Da gibt es den bekifft wirkenden Verschwörungstheoretiker, die gestresste Hausfrau, den schwer von Begriff seienden Deppen, das kaugummikauende Mädchen Marke „Chantal“, ja sogar einen per Livestream aus dem Gefängnis zugeschalteten Sträfling. Was könnten ein fähiger Drehbuchautor und ein guter Regisseur alleine aus dieser Figurenkonstellation herausholen: Der eine kuriose Typ wirft dem nächsten den Comedy-Ball zu, der passt weiter zum Dritten, wie ein herabrollender Schneeball wird die komische Dimension immer größer, das Gelächter der Zuschauer lauter und lauter. Nur leider ist Malcolm D. Lee, der für Meisterwerke wie „Scary Movie 5“ verantwortlich zeichnet, kein guter Regisseur. Und die sechs (!) Drehbuchautoren haben offenbar allesamt aneinander vorbeigeschrieben. Und so findet die Klasse der „Night School“ nie zu einer wirklichen Lach-Gemeinschaft. Das komische Potenzial der Truppe verpufft fast vollständig, der Comedy-Ball stürzt auf den harten Schulboden der Scheißfilm-Tatsachen und zerplatzt in einer stinkenden Wolke aus Kot und Erbrochenem. Dass uns die Klassenkameraden von Hauptprotagonist Teddy (Kevin Hart) zumindest einige Male ein klein wenig Schmunzeln lassen, liegt ganz alleine an der Spielfreude der einzelnen Nebendarsteller wie Romany Malco (Typ Verschwörungstheoretiker) und Rob Riggle (Typ Depp). Nette Einzelmomente, die wie ein Streichholz im Gegenwind ein paar Funken erahnen lassen, ohne je die Lunte zur Komik-Bombe entzünden zu können – und der Gegenwind kommt ohne Unterlass vom Malcolm-Mann hinter der Kamera, der offensichtlich überhaupt nicht zu verstehen scheint, was eine gute Komödie ausmacht.
Nahezu gänzlich ohne Gespür für Timing lässt er seinen Cast motivationslos in möglichst abstruse Situationen tappen, die darauf abzielen, eine Bühne für Fäkalsprache und der Absonderung von Körperflüssigkeiten zu erschaffen. Doch ein Mann, der sich auf dem Dach stehend beim Anblick des gerade herabgestürzten Kameraden übergeben muss und natürlich mit seiner Magensuppe genau den am Boden liegenden verletzten Pechvogel mitten ins Gesicht trifft, ist am Ende des Abspanns nur ein kotzender Mann, der seinen Kameraden anreihert, wenn es niemanden gibt, der das komisch in Szene setzt. Wenn eine solche Szene eine körperliche Reaktion des Publikums hervorruft, dann am ehesten Ekel, aber sicher kein Lachen. Am wahrscheinlichsten dürfte aber eine Mischung aus Schulterzucken und Mitleid sein.
Nutzen wir diesen Absatz, um ein wenig über’s Furzen zu philosophieren. So ein Furz kann ja schon ganz witzig sein. Er kann ernste Momente im spannendsten Augenblick kippen lassen, Erwartungshaltungen herrlich frech unterschreiten und zu absurden Dialogen oder Sprüchen führen. „Raus mit dem Alten, rein mit dem Neuen“, sagte Bill Murray so schön im Fäkalhumor-Geheimtipp „Osmosis Jones“, kurz nachdem er herrlich beiläufig einen lauten Hosenknatterer in die Wildnis schoss. Schon alleine das die Stille durchbrechende Pupsgeräusch kann zum komischen Highlight werden, wenn denn nur das Timing und die Inszenierung stimmt. Von absurd-großartigen Ideen wie Furzarien oder Darmwindduellen schlecht gezeichneter Kanadier brauchen wir gar nicht anfangen. Ein Furz mag nicht höchstes Unterhaltungsniveau sein, aber wie schon Robert Gernhardt wusste, ist Lachen an sich nicht unbedingt ein niveauvoller Prozess. Daher: Ein Hoch auf ideenreich eingesetzte Filmfürze! Und Daumen runter für Situationen, in denen nicht hörbare Flatulenzen genau dann das Hinterteil des Einen verlassen, wenn des Anderen Kopf gerade unangenehm nah an dem Poloch des Analseufzer-Verursachers gehalten wird. Woraufhin sich der Adressat des Arschflötenaromas selbstredend hyperaktiv und ausufernd darüber beschwert, dass sich seine Lippen nun komisch anfühlen und überhaupt. Ja, eine solch ähnliche Szene gibt es tatsächlich in „Night School“.
Haken wir die restlichen Punkte ähnlich motivationslos ab, wie der Film seine Handlung abspult: Kevin Hart gibt alles und noch weniger – das ändert aber auch nichts daran, dass sein Charakter Teddy ein unsympathischer Versager ist, der seiner Freundin vorspielt, wohlhabend zu sein, um bei ihr nicht abzublitzen. Wenn Teddys einziger Job Geschichte ist und der Gang zur Nachtschule unvermeidbar wird, muss natürlich auch das verschwiegen werden: Ja, so muss eine gesunde Beziehung aussehen. Davon ab wird das in dem plump präsentierten Konflikt liegende komische Potenzial nicht einmal annähernd ausgeschöpft.
Der Weg, bis Teddy überhaupt Teil der Erwachsenen-Schulklasse ist, ist umständlich und sperrig. Und wenn man denkt, der Film hätte endlich zu seinem Hauptthema, nämlich absurden Unterrichtsstunden und Lernversuchen, gefunden, wird direkt zur nächsten Handlung gehetzt. So mutiert „Night School“ kurzzeitig sogar zur Heist-Film-Verarsche. Ein dramaturgisches Konstrukt ist nicht erkennbar und der Weg zur reinen Sketch-Show ist nicht weit. Dass wir gegen Ende offensichtlich sogar mit Teddy mitfiebern, die ganzen Figuren sogar ernst nehmen sollen – von ironischer Distanz ist nichts zu spüren – kann bei all der misslungenen Vorarbeit von Einleitung und Mittelteil eigentlich nur noch als riesige Unverschämtheit aufgefasst werden.
Fazit:
Der neue Hart trifft hart daneben. Wie sagt man so schön: Cast und Crew waren stets bemüht. Was ja bekanntlich nichts Anderes heißt, als dass auf ganzer Linie versagt wurde. Lediglich ein paar komische Einzelmomente und einige im Ansatz fast funktionierende Nebenfiguren bewahren „Night School“ vor der Note 6 mit der Tendenz zu kacke.
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