BG Kritik: „Aliens vs Predator: Requiem“ (AVP 2)

4. Januar 2019, Christian Mester

Alien vs Predator: Reqiuem (2007)
Regie: Gebrüder Strause
Cast: Reiko Alyesworth, John Ortiz

Story:
Requiem beginnt direkt nach dem Ende des ersten Teils. Die jungen Predatoren wollten sich gerade auf den Weg nach haus machen als plötzlich ein Hybrider beider Rassen auftaucht, ein Predalien, dass das Schiff kurzerhand zu einem Crash bringt. Während die außerirdische Brut sich von dort auf den Weg in ein amerikanische Kleinstadt macht, ruft ein Notsignal einen alten Predator-Veteran herbei, der vorhat, sich für seine Kameraden zu rächen…

Kritik:
Vor ein paar Jahren stand 20th Century Fox vor der Wahl: entweder einen teuren „Alien 5“ mit Ridley Scott machen, oder „Alien vs. Predator“, ein Zusammen-treffen der beiden Kultmonster. Weil Ridley viel Zeit für ein handfestes Konzept und auf ein paar große Namen warten wollte, entschied man sich aus finanzieller Eile für das Duell, der ähnlich wie Freddy vs. Jason schnell viel Geld einspielen sollte.

Innerhalb kürzester Zeit wurden ein paar Ideen zu einem Script verarbeitet und Paul W.S. Anderson in die Hand gedrückt, der sich als begeisterter Fan beider Reihen äußerte. Während die Fans enttäuscht waren (statt dem Regisseur von „Blade Runner“, „Gladiator“ und „Alien“ gab es nun den Macher von „Resident Evil“ und „Mortal Kombat“), kam AVP zügig in die Kinos und hatte wie erwartet, großen Erfolg. Zwar nörgelten viele Fans hier und da, aber im Großen und Ganzen hatte man Schlimmeres erwartet. Schlimmeres, wie AVP 2.

Die meisten Schreiber kritisierten am ersten Teil, dass die Story nicht gut genug sei und die Action zu lang auf sich warten ließe. Dass Atmosphäre fehle und der Film in vielen Belangen nicht blutig genug sei. Story? Anderson hatte für den Vorgänger ein zumindest halbwegs interessantes Konzept. Der Fund des unterirdischen Tempels, der Austragungsort Arktis und die Einbindung von Mr. Weyland waren garnicht so verkehrt. Zum einen webte man den Film damit zufriedenstellend in die Zeitleiste der anderen sechs Filme ein, zum anderen erklärte es, wie die todbringenden Aliens auf die Erde kommen konnten, ohne das Ende der Menschheit einzuleiten. Die Brüder Strause schicken die Aliens nun in eine Kleinstadt, und das leider ohne jemals das Gefühl der drohenden Invasion aufkommen zu lassen. Aliens auf der Erde bedeuten doch schließlich Worst Case Scenario, denn einmal verbreitet, gibt es fast nichts mehr um die tödliche Filmbrut aufzuhalten. Man sollte Hochdramatik und echtes Grauen vermuten, Panik, wie etwa im Trailer zu „Cloverfield“ zu sehen ist – aber nichts davon trifft ein.

Ein immenses und irreparables Problem von Requiem sind erneut die Menschen. Für einen Film wie diesen gibt es da nur zwei echte Möglichkeiten: entweder, man macht glaubhafte Figuren, mit denen man mitfiebert und die einem nicht gleichgültig sind – Figuren wie Ellen Ripley oder Ltd. Harrigan – oder man überspitzt alles und macht sie humorvoll und amüsant – wie Dutch und Ron Perlman’s Charakter aus Resurrection. Der erste AVP hatte da auch so seine Probleme, aber selbst Sanaa Lathan und Lance Henriksen aus dem ersten schauspielen alle aus dem zweiten glatt an die Wand. Auch die Darsteller selbst sind keine gute Wahl: sie spielen ihre Rollen langweilig – sie sind einem schlichtweg allesamt egal. Kaum ein Film hatte jemals derart viele Statisten als Hauptrollen. Besonders die Jugendlichen sind so schlecht und klischeehaft, dass es einem aus den Ohren blutet. Wer sich von dem Redband-Trailer hat berauschen lassen, der sollte seine Erwartungen an den Film gewiss etwas herunterschrauben. In der Vorschau war bereits das beste an Action drin, und wer meint, AVP2 sei Nonstop-Vollblutaction vom Allerfeinsten (damit wird er momentan beworben), der wird vor allem in den ersten 70 der 90 Minuten oft ungeduldig auf die Uhr schauen.

Bis zum Kampf zwischen Predator und Predalien gibt es nur wenige echte Auseinandersetzungen. Der Großteil besteht aus Szenen, in denen Aliens Menschen angreifen, und dem Predator, wie er nach und nach einzelne Gegner erledigt, Spuren nachgeht und sie dann verschwinden lässt. Fast stellt man sich vor, wie er in bester David Caruso-Manier seine Maske abnimmt und die Hände an die Hüfte legt. Die Angriffe sind blutig, aber insgesamt leider langweilig, weil die Aliens für ihn scheinbar garkeine Bedrohung darstellen und sie immer so nah und dunkel gefilmt sind, das man die Action schlecht überblicken kann. Als dann zum Schluss auch noch das Licht in der ganzen Stadt ausfällt, wird es nur schlimmer. Ekelszenen wie der platzende Bauch eines 9jährigen oder die Mund-Befruchtung einer Hochschwangeren erinnern dann an „Species 2“, der ebenfalls auf Ekel setzte und nicht an seinen besser Vorgänger herankam.

Zugegeben, das Predalien ist wirklich gelungen. Es sieht riesig und fantastisch aus – wenn man sich den Rest erahnt, denn man sieht es nie wirklich ganz und oft auch nur angedeutet. Selbst die Aliens sieht man nur schlecht, und ihr Auftreten im Supermarkt, im Schulschwimmbad oder in der Kanalisation machen es nicht unbedingt besser. Der Predator selbst ist noch die beste Figur im Film, auch wenn die Strauses nicht viel mit ihm zu machen wissen. Der Endkampf mit dem Predalien ist eine schwere Enttäuschung. Statt eines richtig gut gemachten Showdowns steht der Gewinner bereits nach einigen kurzen Hieben fest… das Spektakel bleibt also aus. Der Heimatplanet der Preds wird nur angedeutet und auch in Sachen Spielzeugen bringt der maskierte Krieger nicht viel Neues mit. Schulterkanone, Handklingen, Wurfsterne, Kampfstab sind wie üblich da, dazu kommt ein Laser-netz und eine Pistole, die aber wenig spektakulär sind. In dem mittlerweile vierten Film mit Preds hätte auch da mehr sein können.

Logiklöcher gibt es auch so einige, deftige. Obwohl ein General überhaupt keinen blassen Schimmer hat und nur weiß, das in einer Kleinstadt „etwas“ los ist und er ein Video-Bild von einem Alien hat, ordnet er direkt einen Atomschlag an. Ein Junge kriegt den Stachelschwanz des riesigen Predaliens durch die Schulter gerammt, läuft aber 2 Minuten danach schon wieder, als wäre nie was gewesen. Mitten im Film wird die Nationalgarde gerufen, die dann mit… vier Autos und ebenso vielen Leuten anrollen (und natürlich alle sofort sterben).

Unter dem Strich muss man ja klar sehen, das Paul W.S. Anderson kein Ridley Scott ist. Man muss aber auch einsehen, das die Strauses kein Anderson sind. Völlig vergeigt haben es die beiden zwar nicht, da die Effekte und einige Visuals sehr gelungen sind – was bei deren Herkunft (sie haben vorher nur Effekte gemacht) nicht verwunderlich ist. Aber in der Regie, in der Zusammenstellung der Szenen, die vollkommen unharmonisch, durcheinander und taktlos erscheint, zeigen sich starke Mängel. Die Schauspieler sind unheimlich schlecht eingewiesen, der Soundtrack ist nur kopiertes Gedudel und der Gedanke bleibt einfach nicht aus, das Anderson mit der gleichen Vorlage einen besseren Film gemacht hätte. Blut und Splatter allein machen halt keinen guten Alien aus.

Fazit:
„Aliens vs Predator 2: Requiem“ hatte niedrige Erwartungen zu erfüllen; auch wenn die Story und Schauspieler versagten, hätte er trotzdem noch komplett durch gut gemachte Action bestehen können. Da er das auch vergeigt, ist AVP2 ein schwacher Ableger, in dem zufällig Aliens und Predators drin vorkommen.

3/10

Autor: Christian Mester

Dieser Filmenthusiast (*1982) liebt es, manchmal auch mit Blödsinn, Leute für Filme zu begeistern. Hat BG im Jahr 2004 gegründet und ist dann für Pressevorstellungen, Interviews und Premieren viel rumgereist, hat als Redakteur u.a. für GameStar geschrieben, war dann mal Projektleiter in einer Werbeagentur mit Schwerpunkt dt, Kinostarts und - schaut gerad vermutlich schon wieder was.

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